Hamburg. Die neuen, strengen Regeln zum Schutz der Reetdächer im Treppenviertel bedrohen eine jahrhundertealte Tradition.

Woher weht der Wind am Ostersonnabend? Diese Frage stellen sich derzeit zahlreiche Blankeneser und Osterfeuer-Fans. Auch im Altonaer Rathaus treibt die Wetterfrage viele Mitarbeiter um. Grund: Die neuen Regeln für die beliebte Großveranstaltung am Elbstrand. Denn wie berichtet bleiben die Osterfeuer von sofort an bei Südwind aus Sicherheitsgründen aus. Der könnte Funken gen Hang treiben und dadurch die Reetdachhäuser im Treppenviertel gefährden.

„Wenn etwas passiert, stecken wir in der Bredouille und das will doch nun wirklich niemand“, sagte Kersten Albers. Der stellvertretender Bezirksamtschef erläuterte am Donnerstag die neuen strengen Regeln, die nach den Problemen im vergangenen Jahr aufgestellt wurden, noch einmal im Detail. Gleichzeitig wird in Blankenese unter dem Motto „Tradition Ja, aber mit Verantwortung“, mit Plakaten um Verständnis geworben.

Eine jahrhundertalte Tradition an der Elbe ist gefährdet

Die Euphorie vor Ort hält sich in Grenzen. „Es gibt natürlich Diskussionen mit den Feuerbauern“, räumte Albers ein. Seit Jahrhunderten besteht die Tradition, am Blankeneser Elbstrand zu Ostern Feuer zu entzünden. Über die Jahre haben sich vier große Osterhaufen etabliert, die von engagierten Anwohnern jedes Jahr aufgebaut werden. Einen richtigen Veranstalter gibt es nicht, die regelmäßige Aktion wird vom Bezirk geduldet.

Der Ton ist in diesem Jahr aber schärfer als sonst. Sind die Feuer zu groß oder fällt die Veranstaltung wegen Südwinds ins Wasser, stehen Bagger bereit, die die mühsam aufgeschichteten Osterfeuer unverzüglich abräumen werden. Also blicken Bauer und Besucher gebannt auf die Wettervorhersage für Sonnabend.

Für eine ernsthafte Osterwetter-Prognose ist es noch zu früh

Einer, der sich damit auskennt, ist Alexander Hübner vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation. Trotz moderner Technik und verschiedenen Berechnungsmodellen ist er, was diesen Fall angeht, relativ ratlos. „Tatsächlich können wir noch gar nicht sagen, wie das Wetter am Osterwochenende wird“, erklärt er. Derzeit sei es unklar, ob ein Hoch- oder ein Tiefdruckgebiet zu erwarten ist. Die Prognosen für den Ostersonntag schwanken zwischen 18 und acht Grad Celsius. „Weil die Wetterlage so unsicher ist, wissen wir auch noch nicht, woher der Wind weht“, so Hübner. Erst kurz vor dem Wochenende ließe sich etwa Genaueres sagen.

Für kommenden Mittwoch will das Bezirksamt Altona eine Prognose wagen, wie es um die Blankeneser Osterfeuer steht. Spätestens am Sonnabend um 9 Uhr wird entschieden und die Absage notfalls kommuniziert. Etwas Hoffnung kann Hübner des Osterfeuerbauern und den Besuchern dann doch noch machen. Rein statistisch gesehen und aufs ganze Jahr betrachtet weht der Wind in Hamburg nur zu 25 Prozent aus Süden.