Blankenese. Für das Spektakel am Elbstrand gelten künftig strenge Regeln. Zu hohe oder zu breite Scheiterhaufen werden abgeräumt.
Der Spaß hat jetzt Grenzen: Das Bezirksamt Altona zieht bei der Organisation der Blankeneser Osterfeuer die Zügel straffer an. Ob bei der Höhe oder der Breite der Feuer, beim Brennspiritus oder belastetem Material in den Haufen – bislang drückten die Ordnungshüter für die von Anwohnern initiierte Großveranstaltung am Elbstrand auch einmal ein Auge zu.
Falls am 15. April, dem Ostersonnabend, die Feuer bei Einbruch der Dämmerung entzündet werden können, gelten viel strengere Regeln als früher. „Wir wollen, dass die Osterfeuer weiterhin stattfinden können“, betont Kersten Albers als stellvertretender Bezirksamtschef in Altona (SPD). „Das geht aber nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen.“ Mit allen beteiligten Behörden von Polizei bis Feuerwehr ist sich das Bezirksamt einig: Sind die Voraussetzungen nicht erfüllt, bleiben die Feuer aus. Überdimensionierte Scheiterhaufen werden rigoros abgeräumt.
Bezirksamt hat aus dem Vorjahr gelernt
Warum plötzlich ein strengerer Wind weht? „Weil uns beim letzten Mal der Schreck in die Glieder gefahren ist“, erklärt Albers, und verweist auf die Probleme, die es am 26. März 2016 gab. Beim Anzünden der aufgetürmten Scheiterhaufen am Elbstrand entwickelte sich ein starker Funkenflug. Der Wind, der damals aus Süden kam, trieb die Funken genau in Richtung Hang und somit in Richtung der alten Reetdachhäuser im Blankeneser Treppenviertel. Die waren laut Feuerwehr stark gefährdet.
Das Problem ist, dass die engen Wege und die am Osterwochenende zusätzlich noch zugeparkten Straßen nötige Löscharbeiten erschweren. Im vergangenen Jahr zog die Behörde die Notbremse, bereits angezündete Feuer wurden wieder gelöscht, andere durften gar nicht mehr angezündet werden. Das gab es so noch nicht und sorgte für viel Frust bei Besuchern und Organisatoren. Sogar Schläuche der Feuerwehr wurden zerschnitten. Die Polizei musste einschreiten.
Bezirksamt kündigt Kontrollen an
Das soll so nie wieder vorkommen. Deshalb gibt es die neue Regel, dass bei Südwind gen Hang die Feuer von vorne herein ausbleiben müssen. „Wir richten uns nach der Wettervorhersage am Karfreitag“, erklärt Albers. Fällt aus Sicherheitsgründen dann die Entscheidung gegen die bis zu 20.000 Besucher anlockende Großveranstaltung, soll das möglichst schnell über soziale Medien kommuniziert werden.
Aus bleiben die Feuer von nun an aber auch, wenn die aufgetürmten Holzhaufen die vorgeschriebenen Maße überschreiten. Die Vorgaben lauten: Nicht breiter als acht Meter, nicht höher als fünf Meter (bis auf den zehn Meter hohen Mittelmast, an den die Puppe kommt), kein Brandbeschleuniger und keine belasteten Brennmaterialien. Wie ernst es dem Bezirksamt ist, zeigen die angekündigten Kontrollen. Zusätzlich zu dem obligatorischen Rundgang am Sonnabend vor den Osterfeuern, soll es diesmal weitere Kontrollgänge geben. Für jedes der vier großen Feuer am Elbstrand wird laut Albers zudem ein Mitarbeiter abgestellt, der die meist ausartenden Scheiterhaufen im Blick behält.
Albers: „Dann müssen wir sie abräumen“
Die Osterfeuer am Elbstrand haben eine jahrhundertealte Tradition im einstigen Fischerdorf. An dem Blankeneser Strandabschnitt finden sich bis heute Familien und Anwohner zusammen, die das Aufschichten der Großfeuer ehrenamtlich und sehr engagiert organisieren. Zwischen den jeweiligen Osterfeuerbetreuern gibt es seit jeher einen Wettbewerb um das größte und schönste Feuer. Das kollidiert mit den Vorschriften vom Amt und hat auch schon zu Auseinandersetzungen geführt. Den in diesen Punkt beharrlichen Blankenesern vorschreiben zu wollen, wie das Ganze genau abzulaufen hat, wird also eine heikle Angelegenheit. Albers setzt auf einen „Blankeneser Konsens“ im Sinne der Sache – damit die geduldeten, aber nicht genehmigten Feuer überhaupt weiter brennen dürfen.
Mitarbeiter des Ordnungsamtes und der Polizei erklärten den rund 30 Anwesenden, wie die Veranstaltung im Sinne der Sicherheit aller ablaufen soll. Vor allem die starke Reduzierung der Holzstapel sorgte bei denjenigen, die beim Aufbau helfen, für lange Gesichter. Der frühere CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Walter Scheuerl sagte, jetzt sei eine Verkleinerung auf rund die Hälfte der Holzstapel früherer Jahre geplant, damit ändere sich das Erscheinungsbild der Osterfeuer total. Ähnlich die Sichtweise der sogenannten Luntenführer, die die Feuer anzünden. Die Feuer seien in den vergangenen Jahren sowieso laufend kleiner geworden, es sei fraglich, ob eine vom Amt festgeschriebene Reduzierung überhaupt nötig sei. Verständnis gab es allerdings für die Planung, die Feuer bei Südwind ausfallen zu lassen. SPD-Bezirkspolitiker Wolfgang Kaeser appellierte an die Anwesenden, die Reduktion als Kompromiss zu akzeptieren.
Und was geschieht, wenn es trotz aller Gespräche und Kontrollgänge wieder maßlose Scheiterhaufen gibt? „Dann müssen wir sie abräumen“, sagt Kersten Albers. „Wir werden uns darauf auch technisch vorbereiten.“ Die Zeichen stehen auf Sturm.