Hamburg. Stadt saniert das Blankeneser Museum. Nach dem Umbau könnte in dem Treffpunkt ein Café entstehen.
Mmmh, riecht das lecker. Durch das mehr als 330 Jahre alte Fischerhaus weht der Duft von gebratenen Garnelen. An diesem Donnerstag ist Smutjes-Tag. Das heißt, die Mitglieder des Männerkochkurses sind da und werkeln gekonnt in der überschaubar kleinen Küche des reetgedeckten Hauses im Blankeneser Treppenviertel. Doch in einigen Wochen müssen die Smutjes ihre Küche räumen. Das stark sanierungsbedürftige Fischerhaus wird nach jahrelangem Ringen nun endlich aufwendig instand gesetzt. Der Dachschaden wurde bereits geflickt, sodass es nicht mehr durchregnet, und die Heizung soweit repariert, dass sie den Winter über durchhält.
Mäzen wird abgewiesen
Angesichts dieser ersten sichtbaren Fortschritte schlägt Ronald Holst versöhnliche Töne an. Der langjährige Vorsitzende des Förderkreises Historisches Blankenese, der den Museumsteil im Fischerhaus mitverantwortet, hatte zuletzt scharfe Kritik an der Stadt geäußert. Das Gebäude, das als ältestes Fischerhaus im Treppenviertel gilt, ist im Besitz der Hansestadt.
Der Förderkreis und die Kirchengemeinde Blankenese als Träger des Treffpunktes hatten sich um eine Lösung für das unter Denkmalschutz stehende Haus bemüht und einen Mäzen gefunden. Dieser war bereit, eine Million Euro zu investieren. Zwei Jahre lang wurde mit der Stadt darüber verhandelt, das Haus an eine Stiftung zu vermachen. Am Ende scheiterten die Verhandlungen. Holst ärgerte sich über den Umgang mit dem Märzen – aber noch mehr, weil das Fischerhaus während der Verhandlung weiter verfallen war. Doch jetzt ist alles anders.
„Die Gespräche mit der Stadt sind sehr konstruktiv. Bei dem Mäzen hat man sich persönlich entschuldigt“, berichtet Holst. Er ist sehr zufrieden, dass der Ankündigung der Stadt, das Fischerhaus zu sanieren, auch erste Taten folgten. „Schnell und unkompliziert sind das Dach ausgebessert und die Heizung repariert worden“, so Holst. So können die Gruppen, die sich regelmäßig hier treffen, das Reetdachhaus bis zur Sanierung weiter nutzen. Mit der soll es im Sommer losgehen.
Gutachten soll Plan ergeben
Der Zeitplan sieht folgendermaßen aus: Für den 21. Mai ist der traditionelle History Day im Fischerhaus geplant. Anschließend werden die Umzugskartons gepackt und die Türen für lange Zeit geschlossen. „Wir rechnen damit, dass die Sanierung ein bis zwei Jahre dauern wird“, sagt Holst. Was genau gemacht werden muss und wie hoch die Sanierungskosten werden, ist unklar. Antworten soll ein Gutachten geben.
Klar ist, dass die Ausstellungsobjekte des Fischerhaus-Museums von der Stadt während dieser Zeit eingelagert werden. Allein die etwa 15 Schiffsmodelle sollen ein vorläufiges Zuhause bei Mitgliedern des Förderkreises finden, die Patenschaften übernehmen. Die zahlreichen Gruppen werden vorübergehend ihre Treffen in die Räume der Blankeneser Kirchengemeinde verlegen. Auch die Smutjes, deren treuestes Mitglied bereits seit zwölf Jahren dabei ist, werden mit ihren Töpfen und Pfannen umziehen müssen. Und so ist dieser Tag in vielerlei Hinsicht ein besonderer. Denn die Konstellation wird vorerst so nicht mehr im Fischerhaus zu finden sein: Männer am Herd, Technik in Frauenhand.
Regelmäßiges Silversurfer-Café
Denn während die Smutjes die Weinflasche öffnen – Credo: Kein Alkohol vor 12 Uhr –, brüten einen Raum weiter die „Silversurfer“ über ihren Tablets und Smartphones. Dozentin Dagmar Hirche erklärt den Damen geduldig und gekonnt, was es mit dem WLAN und der Schlaffunktion von Tablets und Smartphones auf sich hat. Sie demonstriert Blankeneserinnen wie Gisela Petersen (86) und Sigrun Hansen (75), wie sie sich mit einfachen Tricks den Umgang erleichtern können, wie sie die Schriftgröße ändern und die Helligkeit passend einstellen können. Der Kurs ist bislang einmalig im Fischerhaus, die Resonanz hoch. Es gibt Überlegungen, nach der Sanierung ein regelmäßiges Silversurfer-Café einzurichten.