HafenCity . Barkasse MS „Jacob“ wurde am Freitag getauft. Dann musste sie zur Reparatur. Bald soll sie Passagiere zur Elbphilharmonie bringen.
Zuerst gab es Jubel, dann ein paar lange Gesichter. Denn die Taufe der Hotel-Barkasse MS „Jacob“ klappte zwar furios – aber die Jungfernfahrt fiel buchstäblich ins Wasser. Grund war ein Ruderschaden, den sich das Schiff offenbar beim Anlegen unterhalb des Restaurants Carls am Kaiserkai zugezogen hatte.
Jost Deitmar, Direktor des Luxushotels Louis C. Jacob, blieb trotzdem in Feierlaune und fackelte nicht lange. Kurzentschlossen komplimentierte er die rund 40 Gäste von Bord zurück an Land und direkt ins Carls, wo ein leckeres Mittagessen für alle improvisiert wurde. Deitmar und Kapitän Jochim Westphalen versprachen: Die Jungfernfahrt über die Elbe wird nachgeholt – „da stehen wir im Wort“.
Der fast 80 Jahre alte Westphalen steuerte zum Trost ein paar Anekdoten aus seiner Fahrenszeit bei – Tenor: Am Anfang müsse auf See traditionell etwas schief gehen, damit es dann später umso besser werden kann. Die „Jacob“ wurde unterdessen zur Reparatur geschleppt, die wohl nicht allzu aufwendig wird.
Die 22 Meter lange Barkasse von 1949 wurde aufwendig restauriert
Ansonsten lief bei der Feier rund um die Taufe alles wie am Schnürchen. Direktor Deitmar hatte sich extra eine weiß-blaue Fantasie-Uniform inklusive Kapitänsmütze angezogen. In einer launigen Rede berichtete er als Conférencier via Mikrofon, dass ihn Jochim Westphalen deshalb am Morgen noch angepflaumt hatte: „Nanu, willst du zum Tennis?“ Bei Champagner und Häppchen erzählte Deitmar, wie sich das Team des Traditionshotels den Traum vom eigenen Schiff erfüllt hatte.
Im Raum Berlin, an Nord- und Ostsee und in Hamburg habe man herumgefragt. Schließlich sei der Blankeneser „Käpten“ Westphalen in der Nähe des Zollenspiekers auf die damalige „Patrick“ gestoßen, die aber zunächst noch „den Charme eines Straßenbahnwaggons“ hatte. Davon kann keine Rede mehr sein. Die 22 Meter lange Barkasse von 1949 wurde unter Federführung der Innenarchitektin und Designerin Ilka Mehrtens-Paulsieg aufwendig restauriert und – so Deitmar „zum wohl schönsten Schiff auf der Elbe“.
Fast schienen sich die Gäste um den frischen, dunkelblauen Anstrich zu sorgen, als die neun Jahre alte Taufpatin Anouk Großer bei kurzzeitig strahlender Sonne eine Champagnerflache am Bug zerschellen ließ. Das hoch musikalische Mädchen war mithilfe der Hamburgischen Kulturstiftung als Patin ausgesucht worden. Mahagoni und Messingelemente verleihen der frisch getauften MS „Jacob“ etwas Edles. Das Schiff hat 45 Sitzplätze im Innen- und weitere 15 im Außenbereich. Drinnen gibt es eine Bar mit Tresen und eine gemütliche Lounge mit Kissen.
Das Luxushotel Louis C. Jacob feiert Anfang April 225. Geburtstag
Zunächst sind auf der „Jacob“, die sich bei schönem Wetter in eine Cabriolet verwandeln lässt, Events wie Hochzeiten und Firmenfeiern geplant. Von 2017 an, nach der Eröffnung der Elbphilharmonie, soll die Barkasse dann Hotelgäste und Elbvorortler bis zum Konzerthaus chauffieren.
„Vom Anleger Teufelsbrück aus wird das etwa 45 Minuten dauern“, sagte Deitmar. Auch Ausflüge auf der Elbe und der Este plant er bereits: „Wir können unsere Gäste damit auch in die Stadt bringen, wenn es sich mal wieder auf der Elbchaussee staut, aber auch zu den Musicals auf der anderen Elbseite.“ Deitmar augenzwinkernd: „Eigentlich wollten wir ein Kreuzfahrtschiff wie die ,Queen Mary 2’ kaufen. Nun kreuzen wir eben mit einer Barkasse auf der Elbe herum.“
Das neue Schiff ist für das Louis C. Jacob aber auch ein Geburtstagsgeschenk. Das beliebte Hotel besteht in diesem Jahr bereits 225 Jahre – ein Ereignis, das Anfang April groß gefeiert werden wird.
Der Zuckerbäckermeister Nikolaus Paridom Burmester hatte das Gebäude Nr. 401 an der Elbchaussee im Jahre 1780 geerbt. Er versorgte die Nienstedtener mit Backwerk und pflegte ein extravagantes Hobby: Auslaufende Schiffe verabschiedete er mit Kanonenschüssen. 1790 wurde ihm das zum Verhängnis: Bei einem Salutschuss mit einer extra Portion Schwarzpulver wurde Burmester tödlich verwundet.
Seine Witwe heiratete nach kurzer Trauerzeit den Franzosen Daniel Louis Jacques, mit dem sie am 1. April 1791 das erste Weinrestaurant gründete. Der gelernte Landschaftsgärtner deutschte seinen Namen in „Louis Jacob“ ein – und legte noch im selben Jahr die berühmte Lindenterrasse an. Erst 1922 endete die erfolgreiche Familienära mit dem Tod von Louis Heinrich Jacob.
Nach einigem Auf und Ab brachte der Unternehmer Horst Rahe das Haus seit 1993 wieder in die Erfolgsspur. In drei Jahren Planungs- und Bauzeit verwandelte die Familie Rahe das Jacob in ein modernes Luxushotel.