Hamburg. Les Arts Florissants konnten im Großen Saal der Elbphilharmonie nicht durchgehend überzeugen.
Vornehm, langsam, würdevoll. Der Anfang von Joseph Haydns Sinfonie B-Dur Nr. 85 klingt wahrhaft majestätisch mit seinen punktierten Rhythmen. Weil die französische Königin Marie Antoinette das Stück geschätzt haben soll und Protektorin der Pariser Konzertreihe „Le Concert de la Loge Olympique“ war – von der Haydn den Auftrag für das Werk erhielt -, kam die Sinfonie dann zu ihrem Beinamen „La Reine“.
Wenn das sprudelnde Dur-Allegro in der langsamen Einleitung nach nur wenigen Takten in düster-bedrohliche Molldramatik umschlägt und Haydn nicht nur im Kopfsatz die vermeintliche Ewigkeit feudaler Herrschaft infrage stellt, dann braust da schon ein wenig der Wind der Französischen Revolution durch die – 1785 komponierte – Musik. Acht Jahre später endete „La Reine“ auf dem Schafott.
Gehörige Portion „Sturm und Drang“
Das französische Originalklang-Ensemble Les Arts Florissants unter William Christie blies der Sinfonie im Großen Saal der Elbphilharmonie auch gerade im bewegten ersten Satz eine gehörige Portion „Sturm und Drang“ ein, vernachlässigte aber in der „Romance“ und im „Menuett“ – trotz eines charmanten Fagott-Solos (Claude Wassmer) – die royale Galanterie. Schon beim Eröffnungsstück dieses Konzerts bei Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ sausten Les Arts Florissants zu flott, zu ungenau, zu unelegant über den höfischen Charakter der Musik hinweg. Dabei ist belegt, dass die Königin das Stück kannte und schätzte.
Wie groß die Orchester im 18. Jahrhundert besetzt waren, weiß man jedoch nicht hundertprozentig. Vermutlich werden sie – wie Les Arts Florissants – auch nicht mehr als 14 Streicher gehabt haben. Die wirkten aber in der großen Elbphilharmonie im sinfonischen Forte manchmal doch strapaziert und mischten sich – zugegeben, es ist schwer in der analytischen Akustik des großen Saals – kaum zu einem warmen, homogenen Klang.
Intimer, farbenreicher Harfenton
Die klare Akustik kam dagegen dem Solisten-Star des Abends, dem Harfenisten Xavier de Maistre, zugute. Bis in den letzten Winkel war sein intimer, farbenreicher Harfenton zu hören. Die beiden Harfenkonzerte von Johann Baptist Krumpholtz, ein Schüler Haydns, und Johann David Hermann, dem Harfenlehrer Marie Antoinettes, sind dagegen eher gefällig ins Ohr gehende Virtuosenstücke, als dass sie musikalisch Mozart und Haydn das Wasser reichen könnten. Gleichwohl erfreuten sie in der brillanten Ausführung von Xavier de Maistre das Ohr.
„La Reine“ wäre entzückt gewesen.