Der ebenfalls bekannte Igor Levit sprang für den erkrankten Star-Pianisten Lang Lang ein – und überzeugte mit anspruchsvollem Programm.

Hamburg. Bei unbekannteren Pianisten wäre genau das der Stoff, aus dem Lebenslauf-Legenden sein könnten: auf den ziemlich letzten Drücker für einen erkrankten Star-Pianisten spielen, nicht als eingesprungener Ersatz, sondern als echte Alternative. Igor Levit allerdings ist schon seit Jahren nun wirklich kein unbekannter Pianist mehr. Dass er zunächst sehr kurzfristig die durch Lang Langs Grippe verursachte Lücke im Elbphilharmonie-Spielplan und dann den Großen Saal und auch noch die Bühnenplätze füllte, war also kein Wagnis, sondern eine Chance für sein angemessenes Debüt dort. Das dann eben früher kam als geplant. Und wie erwartet durchweg überzeugend gelang.

Levits Programm war ebenso anspruchsvoll wie typisch für ihn. Die zwei späten Beethoven-Sonaten Nr. 27 und 28 spielte er mit Überzeugender Klarheit, gut strukturiert und mit poetischer Gestaltungsfreude. In Schuberts „Moments musicaux“ ging es Levit weniger um die Formvollendung musikalischer Ideen, hier war er vor allem ein ausdrucksstarker Kurzgeschichtenerzähler, der die Schicksals-Schattierungen von Schuberts Grübeleien zu deuten wusste. Und mit der 7. Klaviersonate von Prokofiew kam der Virtuose zu Wort, der extreme Innenspannung und motorischen Drive auf einen Nenner brachte, bevor er sich mit Liszts Bearbeitung von Wagners „Liebestod“ für den begeisterten Applaus bedankte. Man hätte Lang Lang an diesem denkwürdigen Abend vermissen können. Doch das wäre ein Fehler gewesen.

Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Montags-Ausgabe des Hamburger Abendblatts.