Hamburg. Die Medienwand im Eingangsbereich wird nun auch künstlerisch genutzt. Für sein Projekt musste Till Nowak ganz schön tricksen.

Im zugigen Eingang der Elbphilharmonie, wo die Konzertgänger, Kartenkäufer und Plaza-Besucher durch müssen, wurde jetzt an der langen Wand ein Medienkunstwerk eröffnet – bei wärmerem Wetter wird es wahrscheinlich viele Menschen zum Innehalten bringen, still und schön, wie es ist.

Der Künstler Till Nowak hat die Geräusche rund um das Konzerthaus, die er tagelang aufgenommen hat, zum Ausgangspunkt seiner Arbeit genommen. Dennoch ist sie rein visuell wahrnehmbar, was durch einen komplizierten Umwandlungs- und Bearbeitungsprozess durch Spektral- und 3-D-Programme am Computer möglich wurde.

„Myrinx“ ist der lateinische Begriff für „Trommelfell“

Schon am Eingang erwartet die Besucher die „MYRINX“-Videoinstallation
Schon am Eingang erwartet die Besucher die „MYRINX“-Videoinstallation © Michael Zapf | Michael Zapf

„Was würde die Elbphilharmonie hören, wenn sie hören könnte?“ hatte sich Nowak gefragt und die Frequenzen von Wind, Schiffsschrauben oder dem Applaus aufgenommen. „Myrinx“ heißt sein Werk, lateinischer Begriff für „Trommelfell“.

Die weich bewegte, 14 Minuten lange filmische Arbeit lässt vor dem Auge wie in einem Strom Wellen auf- und abschwellen, Hügel und Täler entstehen, Verdichtung und Lichtung. „Es soll auf keinen Fall aufdringlich sein“, sagt der Künstler. Wäre die Installation farbig (zum Glück ist sie es nicht), würde sie hin und wieder an die Op Art Künstler wie Victor Vasarely erinnern. Das Material scheint zu wechseln, von Metall zu Wasser zu Staub zu Seide. Und über diesen Umweg hat Till Nowak eine Analogie zur Grenzenlosigkeit der Musik geschaffen, die weiter oben zu hören ist.

Info: Die Medienwand der Elbphilharmonie besteht aus über 857.000 LEDs. Auf einer Fläche von 18 mal 5 Metern können hier nicht nur praktische Informationen angezeigt, sondern auch künstlerische Animationen gezeigt werden. Künftig wird dieser Bereich der Elbphilharmonie auch zu einem Schaufenster für aktuelle Medienkunst. Bei der Entwicklung der Inhalte arbeitet das Konzerthaus eng mit dem Medienkünstler Thorsten Bauer ("Urbanscreen") zusammen.