Hamburg. Eine 19-Jährige soll zum Jahreswechsel von einem gleichaltrigen Afghanen von St.Pauli bis nach Stellingen verfolgt worden sein.
Im Prozess um einen sexuellen Übergriff in der Silvesternacht in Hamburg-Stellingen hat eine Gutachterin ausgesagt, dass sie DNA-Spuren des Angeklagten an dem 19-jährigen Opfer festgestellt hat. Die DNA-Spuren des Beschuldigten waren an Bissspuren an der Brust, am äußeren Bereich des Slips und des Oberschenkels sowie unter den Fingernägeln des Opfers gefunden worden, sagte die Gutachterin in der Gerichtsverhandlung am Dienstag.
Spuren von weiteren Personen seien nicht gefunden worden, sagte die Gutachterin. Der Angeklagte hatte zuvor ausgesagt, dass er dem Opfer die Verletzungen nicht zugefügt und lediglich neben ihr onaniert habe. Dem etwa 19-jährigen Afghanen wird vorgeworfen, die junge Frau in der Nähe des Bahnhofs sexuell genötigt und verletzt zu haben.
Kratzspuren und Hautunterblutungen
Im Verlauf des Verhandlungstages wurde zudem eine Rechtsmedizinerin befragt, die das Opfer am Neujahrsmorgen untersucht hatte. Die junge Frau habe einen verlangsamten und fast schon apathischen Eindruck auf sie gemacht, gab die 29-Jährige zu Protokoll. Eine Verletzung an der Lippe sei mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Schlag ins Gesicht zurückzuführen und Hautrötungen deutete die Medizinerin als Entkleidungsversuche oder Kratzspuren. Hautein- und Hautunterblutungen an den Brüsten seien klare Bissspuren, im Vaginalbereich habe sie jedoch keine Verletzungen feststellen können.
Opfer kann sich kaum noch an die Tatnacht erinnern
Eine Polizeibeamtin (35), die das Opfer kurz nach der Tat vernommen hatte, sagte aus, die 19-jährige habe sich erinnert, wie ihr der Mund zugehalten wurde und jemand versucht habe, ihr die Hose auszuziehen. Die Polizistin gab auch an, das Opfer habe bei der Vernehmung zum Teil widersprüchliche Aussagen gemacht. Bei der Aussage der jungen Frau an einem vorherigen Verhandlungstag hatte sich zudem abgezeichnet, dass sie sich kaum noch an etwas aus der Tatnacht erinnern konnte.
Mehrere Zeugen hatten bislang ausgesagt, ohne dass es ein klares Bild vom Tathergang gab. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist der Angeklagte der Studentin Saskia M. (Name geändert), die mit Freunden an der Reeperbahn Silvester gefeiert hatte, auf dem Heimweg gefolgt. Als die damals 19-Jährige den S-Bahnhof Stellingen verließ, habe er sie zu Boden gebracht und - als sie schrie - ihren Kopf so stark zur Seite gedrückt, dass sie kaum noch Luft bekam und Hauteinblutungen erlitt. Er soll sie zudem gebissen und gekratzt haben. Schließlich gelang es Saskia M., sich loszureißen und wegzulaufen.
Angeklagter: "Ich dachte, dass sie etwas von mir will"
Zum Prozessauftakt Mitte Juli hatte der Angeklagte über seinen Verteidiger Tim Burkert erklärt, dass er sich in einem Park zu der Frau gelegt und sich selbst befriedigt habe. Die Anwendung von Gewalt bestritt er. "Ich dachte, dass sie etwas von mir will", ließ Nasiri Z. vortragen.
Der Übergriff auf die junge Frau in der Silvesternacht war kein Einzelfall. Allein in Hamburg gingen 400 Frauen zur Polizei und sagten aus, in der Silvesternacht auf dem Kiez begrapscht, befummelt und/oder bestohlen worden zu sein. Um die Exzesse aufzuklären, hatte die Polizei die Sonderermittlungsgruppe „Silvester“ gegründet.