Hamburg. Hamburger Mädchen arbeiten am Schülerforschungszentrum zur Vereisung an Metallen. MINT-Tage wollen Schüler animieren – was sie alles bieten.
In weißen Kitteln und mit Schutzbrillen stehen Sahar und Ronja im Labor, mit dicken Schutzhandschuhen legen sie Trockeneis in ihre selbst gebaute Gefrierkammer. Bis zu minus 70 Grad kalt wird das Eis, ohne Handschuhe würde man sich starke Verbrennungen zuziehen. Ronja und Sahar wissen das natürlich, die beiden Hamburger Schülerinnen der Stadtteilschule Niendorf sind mittlerweile quasi Expertinnen im Umgang mit dem extrem kalten Eis.
Seit fast anderthalb Jahren forschen die nur 14 Jahre alte Sahar und die 15-jährige Ronja am Schülerforschungszentrum Hamburg regelmäßig an der Vereisung von Metallen. Kostenlos stehen ihnen unter der Woche von 15 bis 19 Uhr alle nötigen Geräte, Arbeitsplätze und ein Labor im Schülerforschungszentrum, kurz SFZ, zur Verfügung. Zusätzlich können sich die Mädchen einmal in der Woche Unterstützung durch einen der Betreuer holen.
Schule Hamburg: Nachwuchsforscherinnen lernten sich in Begabtenförderung kennen
„Das brauchen die beiden allerdings ziemlich selten“, sagt Tobias Dorn. Er ist Informatik- und Physiklehrer, nebenher ist er abgeordnet ans SFZ und arbeitet hier acht Stunden in der Woche. Zusammen mit neun weiteren Lehrkräften und Werkstudierenden begleitet Dorn die beiden Nachwuchsforscherinnen. Sollte es doch mal nötig sein, steht er den Mädchen mit Rat und Tat zur Seite.
Auf der Stadtteilschule Niendorf entdeckten die Mädchen früh ihre Begeisterung für die sogenannten MINT-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Ronja, so sagt sie selbst, fand Schule schon immer gut. Sahar bemerkte erst etwas später in der weiterführenden Schule, dass sie besonders in Mathematik und den übrigen MINT-Fächern eine besondere Begabung hat. Darauf reagierten einige Lehrer und förderten die Mädchen weiter. „Wir haben uns dann in der Begabtenförderung kennengelernt“, erzählt Ronja.
Bei „Jugend forscht“ gab es schon einen Preis für die Hamburgerinnen
Und dann ging es richtig los: Die beiden fingen an, gemeinsam ihre eigenen Forschungsprojekte zu entwickeln. Mit ihrem ersten Projekt nahmen sie bereits im letzten Jahr am Wettbewerb „Jugend forscht“ teil und gewannen dort sogar einen Preis. Mit ihrer 15 Seiten langen Arbeit und einem wissenschaftlich hochwertigen Plakat begeisterten die Mädchen damals die Jury. Ende dieser Woche reichen sie ihr zweites, aktuelles Projekt beim Wettbewerb ein.
Die Juroren bei „Jugend forscht“ und Airbus schlugen damals vor, sich mit der Vereisung von Materialien auseinanderzusetzen, die bei Flugzeugtragflächen verwendet werden. Spätestens als die beiden jungen Talente bei ihrer Recherche darauf stießen, dass Vereisungen bereits zu Flugzeugabstürzen geführt hatten, war ihr Interesse geweckt.
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Nun stehen sie einmal in der Woche von 16 bis 19 Uhr im Labor, hantieren mit Trockeneis und fotografieren Eiskristalle auf verschiedenen Metallen. Mit einer Kamera und professionellem Stativ beobachten die beiden, was in ihrer selbst gebauten Kühlbox vor sich geht. Im Zwei-Minuten-Takt fotografieren sie in die Kühlbox hinein und halten ihre Daten, Protokolle und Ergebnisse akribisch genau fest.
Acht- und Neuntklässlerinnen besser als manch ein Oberstufenschüler
Für ihr sehr selbstständiges Arbeiten und ihre exakten Zeichnungen sind die beiden Nachwuchsforscherinnen im SFZ bekannt. „Solche Zeichnungen und so ein selbstständiges Arbeiten ist für das Alter wirklich überdurchschnittlich“, schwärmt ihr Betreuer Dorn begeistert: „Wenn manch ein Oberstufenschüler so arbeiten würde, würde ich mich freuen.“ Ob das Projekt die „Jugend forscht“-Jury auch in diesem Jahr wieder überzeugen kann, wird sich demnächst zeigen.
Aber klar ist, dass die beiden mit ihrem Talent in den MINT-Fächern eine ziemlich gute Zukunft haben dürften. Sahar würde später vielleicht gerne mal Chemie studieren. Dafür ist ihr aktuelles Projekt, auch wenn es nicht wirklich was mit Chemie zu tun hat, schon eine gute Übung: „In Chemie muss man auch oft sehr lange warten, das ist also ein gutes Training“, grinst Sahar.
Modernste Einrichtung und alles was das Forscherherz begehrt
Das Schülerforschungszentrum stellt MINT-begeisterten Schülern und Schülerinnen nicht nur die Räume zur Verfügung, sondern bietet auch besonders für die Jüngeren eine Bandbreite an Workshops an. In dem hochmodern eingerichteten Gebäude finden unter der Woche und in den Schulferien viele verschiedene Workshops für Kinder der fünften bis siebten Klasse statt.
Die etwas Älteren dürfen sich selbstständig im Labor ausprobieren. Bei Fragen und Unsicherheit stehen ihnen die Betreuer zur Seite. Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen einen Ort für selbstständiges Entwickeln von Projekten, Forschen und Experimentieren zu geben.
Preisverleihung im Schülerforschungszentrum
Am kommenden Donnerstag soll weiteren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben werden, die SFZ-Labore und Arbeitsplätze zu besuchen. Denn dann findet die Preisverleihung im Schülerforschungszentrum statt, die den Höhepunkt der derzeit laufenden MINT-Tagewoche darstellt.
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Als einer von 80 Netzwerkpartnern im MINTforum ist das Schülerforschungszentrum dem Veranstalter der MINT-Woche besonders eng verbunden. Unter dem Motto „Ideen wachsen lassen“ hat der diesjährige MINT-Tag einen neuen Rekord aufgestellt: 1291 Klassen aus unterschiedlichen Stufen, Schulformen und Hamburger Stadtteilen haben sich für den Wettbewerb am Donnerstag angemeldet.
MINT-Tage an Hamburger Schulen: 80 Angebote für verschiedene Klassen
Alle zwei Jahre findet der MINT-Tag an Hamburger Schulen statt. Zum Grundprogramm gehören der landesweite Wettbewerb, ein großes Veranstaltungsprogramm sowie eine Siegerehrung mit der Schulsenatorin Bekeris (SPD). In diesem Jahr haben die Veranstalter das Programm sogar auf eine Woche ausgeweitet: Seit Montag, 25. November, bis einschließlich zum ersten Advent am Sonntag gibt es über 80 Angebote für Hamburger Schulklassen.
Am Donnerstag findet die Veranstaltung mit dem siebten Hamburger MINT-Tag ihren Höhepunkt. Bis Sonnabend gibt es für Interessierte weitere öffentliche Veranstaltungen ohne Teilnehmerbeschränkung, etwa in der Zentralbibliothek oder im MINTarium.