Hamburg. Pommes und Psalmen: Laienprediger Hans Georg Schade sprach am Dienstagabend in seinem Imbiss „Curry-Grindel“ über Gott.
Der süßliche Geruch von Currysoße und Würstchen liegt in der Luft, die Fritteuse zischt, Geschirr klappert. Um kurz nach 17 Uhr beginnt einer der wohl ungewöhnlichsten Gottesdienste Hamburgs: Im „Curry-Grindel“ in Hamburg-Rotherbaum predigt Imbissbesitzer Hans Georg Schade heute persönlich.
Statt wie sonst hinter der Theke Würstchen zu schneiden, Kartoffelsalat zuzubereiten oder wohltemperierte Rhabarbersaftschorle feilzubieten, legt der 62-Jährige seinen Kundinnen und Kunden eine stärkere Verbindung zu Gott nahe. „Gott möchte mit uns eine Freundschaft haben, er möchte, dass es uns gut geht“, sagt Schade ins Mikrofon.
Imbissbesitzer veranstaltet Live-Gottesdienst in Hamburg-Rotherbaum
Nicht nur die Lautsprecher, die an der Türschwelle seines Schnellrestaurants an der Rentzelstraße stehen, übertragen seine Worte – durch einen Livestream ist der Gottesdienst auch auf YouTube, Instagram und der Gaming-Plattform Twitch zu sehen.
Immer wieder bleiben auch Passantinnen und Passanten stehen und lauschen Schades Worten. Seit 23 Jahren betreibt der gläubige Christ seinen Laden unweit der Universität Hamburg. Sonst predigt er regelmäßig in der Friedenskirche in Hamburg-Jenfeld. Dass er vor Kundinnen und Kunden im Imbiss und fremden Menschen im Internet Gott anpreist, ist neu.
Gottesdienst im Hamburger Imbiss: So kam es zu der Idee
Die Idee für den digitalen Gottesdienst stammt von Jürgen Irlbacher. Schon mehr als zehn Jahre ist der Kommunikationsexperte Stammkunde bei „Curry-Grindel“. Seine Leibspeise: Currywürste. Als Irlbacher sich vor einigen Jahren um seinen 84 Jahre alten kranken Vater sorgte, war es der Imbissbudenbetreiber, der für ihn da war.
„Hans Georg Schade nahm mich in sein Hinterzimmer und betete für meine Familie“, erinnert sich Irlbacher. Das habe Wirkung gezeigt. Irlbachers Vater, Bäckermeister von Beruf, backt inzwischen wieder emsig Stollen.
Im Gegenzug versprach Irlbacher, den 62 Jahre alten Imbissbudenbesitzer bekannter zu machen. „Hans Georg Schade hat noch nicht mal ein Smartphone. Er hat keine Ahnung von sozialen Medien“, sagt Irlbacher, der für die Hamburger Mediaagentur Pilot arbeitet. Doch genau die seien für kleine Unternehmen wichtig, um Bekanntheit zu erlangen – und Plattformen, auf denen sich auch Gläubige tummeln.
Also trommelte Irlbacher ein Team aus Kreativen zusammen – beteiligt sind unter anderem Artvel Studios, die Völker Mediengruppe, Bastian Stegers, Andre Martin oder Lutz Rosenkranz: Hans Georg Schade hat dadurch nicht nur einen Social-Media-Auftritt auf Instagram und anderen Plattformen, sondern auch eine neue Website. Darüber hinaus soll bald ein Porträt über den 62-Jährigen bei BibelTV erscheinen.
Fast eine Stunde predigt Schade am Dienstagabend am Grindel. Er stellt unter anderem seinen Mitarbeiter Said vor, dessen Rückenschmerzen sich durch die Gebete des Imbissbetreibers verbessert haben sollen. „Das war Doktor Jesus“, ruft Schade begeistert. Eine Handvoll Menschen applaudiert ihm am Ende seines Gottesdienstes, rund 300 Menschen waren zwischenzeitlich im Internet dabei.
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Nicht nur der Imbissbetreiber, auch Irlbacher ist zufrieden mit der Aktion. Seine Mitstreiter und er wollen Schade komplett unentgeltlich zu mehr Bekanntheit verhelfen – hohe Erwartungen oder Zielmarken haben sie keine. „Das ist ein Feldversuch“, sagt Irlbacher. Vielleicht treffe man mit dem digitalen Gottesdienst den Nerv der Zeit. „Tja“, sagt der Kommunikationsexperte, der sich selbst nicht als eingefleischten Gläubigen bezeichnet, „weiß Gott, was aus dieser Sache wird.“