Hamburg. Tier wird am Dammtor schwer verletzt. Circus Arena verliert „Familienmitglied“. Die Tierschutzorganisation fühlt sich bestätigt.

Es war ein gewiss nicht alltäglicher Einsatz, der die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr am Dienstagabend am Dammtor unweit der Universität Hamburg erwartet hat. Vier Andalusische Esel waren an der Moorweide aus dem Circus Arena ausgebüxt. Die Tiere liefen auf einen Parkplatz, und dort kam es zu einem folgenschweren Unfall. Nun meldeten sich der Zirkuschef und auch Peta zu Wort.

Laut Polizei lief einer der Vierbeiner gegen 17.30 Uhr vor das Auto und wurde von dem Fahrzeug erfasst. Dabei verletzte sich der Esel schwer am Huf. Helfer und Mitarbeiter des Zirkus riefen einen Tierarzt hinzu, um ihn zu untersuchen. Doch seine Wunden waren so schwer, dass dem Veterinär nichts anderes übrig blieb, als ihn einzuschläfern.

Esel eines Hamburger Zirkus stirbt nach Unfall – Peta erhebt schwere Vorwürfe

Seine drei Artgenossen blieben unverletzt, genauso der Fahrer des beteiligten Autos. Zuerst hatte die „Hamburger Morgenpost“ über den Unfall berichtet.

Zirkuschef Gitano Frank kann sich nicht erklären, wie die vier Tiere aus dem Freigehege an der Moorweide entlaufen konnten. „Den Esel einzuschläfern ist uns sehr schwergefallen“, sagt er am Tag danach. „Wir haben ihn bei uns aufgezogen. Wir sind eine Familie.“

Der „Circus Arena“ gastiert vom 30. August bis 23. September in Hamburg auf der Moorweide am Dammtor. Im Programm: mehrere Nummern mit Tieren. © Alexander Berthold | Alexander Berthold

Neben den vier Eseln stehen auch Kamele, zwei Watussi-Rinder, zwei Hochland-Rinder und ein Texas-Longhorn-Rind bei Vorstellungen in der Manege. Außerdem unterhält eine Horde Shetlandponys die Besucher.

Noch bis zum Sonntag, 15. September, veranstaltet der Zirkus auf der Moorweide Veranstaltungen. Danach geht es weiter nach Schwerin und Neumünster.

Esel nach Unfall eingeschläfert – Tierschützer übt scharfe Kritik

Das Vorführen und Dressieren von Tieren aller Art, besonders in Zirkusbetrieben, ist sehr umstritten. Bereits als der Zirkus seinen Einstand gab, meldete sich die Tierschutzorganisation Peta zu Wort. Yvonne Würz, die Fachreferentin der Organisation für die Themen Zoo und Zirkus, sagte damals: „Die Tiere müssen stumpfsinnige Kunststücke bei grellem Scheinwerferlicht und lauter Musik vorführen, um die Besucherinnen und Besucher zu unterhalten.“

Zu dem jüngsten Vorfall mit den vier Eseln erklärt Peta-Fachreferent Peter Höffken dem Abendblatt: „Leider erleben wir es seit Jahrzehnten, dass Zirkusleute ihre Tiere nicht ausreichend sichern.“ Immer wieder komme es dadurch zu Situationen wie der in Hamburg. Dass ein Esel nun tot sei, mache es besonders traurig: „Das zeigt einmal mehr, dass Tiere im Zirkus nichts zu suchen haben.“

Zu oft werde fahrlässig gehandelt. Hinzu kämen die Dressur mit der Peitsche, die kleinen Flächen in Innenstädten und das Leben auf Lkw-Anhängern. „Wer seine Familie so behandelt, dem sollten die Kinder entzogen werden“, sagt Höffken deutlich. Er wünscht sich besonders, dass die Behörden in solchen Fällen eingreifen. „Doch die machen nichts.“

Circus Arena in Hamburg beteuert: „Alle Tiere leben bei uns wie Familienmitglieder“

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht zwar, dass es eine Anpassung des Tierschutzgesetzes geben wird, jedoch sieht diese Novellierung lediglich das Verbot von Zurschaustellung von Giraffen, Elefanten, Nashörnern, Flusspferden, Primaten, Großbären, Großkatzen sowie Robben an wechselnden Orten vor.

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War das Gehege der vier Esel nicht richtig gesichert? War ein Zaun defekt? Haben womöglich Unbefugte ein Gatter geöffnet? Wie es in diesem konkreten Fall passieren konnte, dass die Esel aus dem Stall laufen konnten, ist unklar.

Auf der Webseite des Circus Arena wird betont, dass Stallungen und Gehege den gesetzlichen Anforderungen entsprächen – und diese häufig sogar überträfen. „Regelmäßig werden wir von Amtstierärzten kontrolliert. Bisher gab es keine Beanstandungen. Alle Tiere leben bei uns wie Familienmitglieder und werden bestens umsorgt“, heißt es auf der Seite.