Hamburg. Im Ausland gibt es Leitungswasser meist gratis, in Hamburg sieht das anders aus. Die Gründe und die Sonderrolle von Cafés.
In Frankreich, Italien und in Großbritannien ist es selbstverständlich: Dort stellen Gastronomen ihren Gästen üblicherweise eine Karaffe oder ein Glas mit Leitungswasser auf den Tisch. Nicht so in Deutschland. Auch bei sommerlichen Temperaturen schenken die Gastronomen in Hamburg nicht unbedingt Gratiswasser aus.
Für Gastronom Lenz Leslie Himmelheber, Küchenchef und Gastgeber im beliebten Restaurant Lenz in Duvenstedt, ist es hingegen „selbstverständlich“. „Das habe ich schon drei-, viermal an besonders warmen Tagen so gemacht.“ Wer bei Sommerwetter mit dem Stichwort „hitzefrei“ einen Tisch reserviere, bekomme das (Mineral- oder stille) Wasser kostenlos dazu. „Das kann man ausnahmsweise mal machen, das gehört zu gutem Service dazu.“
Restaurant Hamburg: So stehen Gastronomen zum Gratisleitungswasser
An der Elbe schenken die Betreiber von Dill sin Döns auf einem Tisch am Eingang verfeinertes Wasser aus, das sich Schwangere, Sportler und Kinder kostenlos nehmen dürfen. Daraus macht man kein großes Aufheben, man möchte den Gästen und potenziellen Besuchern einfach eine Freude bereiten.
So handhaben das auch viele Cafés in Hamburg, in denen häufig eine Karaffe mit Leitungswasser zum Espresso bereitsteht oder ein Glas Wasser dazu serviert wird.
„Das ist möglich, weil Cafés ganz andere Margen haben als Restaurants“, sagt Axel Bode vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Hamburg. „Kostenloses Wasser auszuschenken, das können sich viele Restaurants wirtschaftlich nicht leisten. Wir leben ja davon, dass wir Speisen und Getränke verkaufen. Die meisten unserer Mitglieder sehen das ähnlich.“ Angesichts des erhöhten Mehrwertsteuersatzes und anderer gestiegener Kosten steckten viele Gastronomen momentan sowieso schon in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Dehoga: „Mineralwasser ist eine wichtige Einnahmequelle“
Axel Bode betreibt auch das Restaurant Witwenball an der Weidenallee in Eimsbüttel: „Sicherlich, wenn jemand einmal nach einem Glas Leitungswasser verlangt, wird das nicht unbedingt in Rechnung gestellt, wenn der Rest stimmt.“ Das bedeutet: Wenn sich der Gast nicht gerade zwei Stunden an einem Glas Wein und einem Glas Leitungswasser aufhält, sondern entsprechend verzehrt, ist ein kostenloses Glas Wasser kein großes Problem. Zum Cocktail werde meistens ein Glas Leitungswasser gereicht.
Dennoch sei der Verkauf von Mineralwasser, ob mit oder ohne Kohlensäure, essenziell. „Für uns Gastronomen ist das Mineralwasser eine wichtige Einnahmequelle“, sagt Axel Bode.
Hamburger Gastronom: „Die meisten bestellen ohnehin Mineralwasser“
Bei Tommy Studholme von Ace Pizza an der Gärtnerstraße in Hoheluft-West ist Leitungswasser grundsätzlich kostenlos. Der Engländer sieht das locker, er sagt aber auch: „Die meisten bestellen ohnehin Mineralwasser. In Deutschland kommt es selten vor, dass die Gäste Leitungswasser verlangen.“
Mehr zum Thema Gastronomie:
- Restaurants in Hamburg von lässig bis elegant: Vier Tipps am Ufer der Elbe
- Kneipe in Eimsbüttel gibt auf – Streit mit Nachbarn zu heftig
- Eisdiele Oehlers: Warum sie Hamburgs Nummer eins ist
TV-Koch Thomas Sampl („Visite“), Macher von der Hobenköök im Oberhafen und der Hobenköök auf Gut Karlshöhe, sagt: „Wer Kreislaufprobleme hat, bekommt bei uns immer gratis ein Wasser. Das ist doch selbstverständlich.“ Wem aber einfach nur warm sei und wer Durst habe, der „muss sein Wasser schon selbst zahlen“. Das gehöre zur Gastronomie.