Hamburg. Linke reicht Antrag auf Namensänderung ein. Warum die Moltkestraße auch nach Sängerin Audrey Motaung benannt werden könnte.

Männlich und militärisch geprägt: Die Straßennamen im Generalsviertel von Hamburg-Hoheluft-West sind so gar nicht nach dem Geschmack der Linken. Sie wünschen sich eine Diskussion über eine Namensänderung. Und mit einer Straße fangen sie an.

Denn für die kommende Bezirksversammlung in Eimsbüttel haben die Linken einen Antrag auf Namensänderung der Moltkestraße gestellt. Die Straße ist nach Helmut Graf von Moltke benannt. Dabei handelt es sich um einen preußischen Generalfeldmarschall, der in den Deutschen Einigungskriegen mitwirkte. Er gilt als einer der erfolgreichsten Strategen seiner Zeit. Nach ihm wurden zahlreiche Straßen und Plätze benannt. Zudem verliehen ihm viele Städte die Ehrenbürgerschaft. Darunter ist auch Hamburg.

Linke im Eimsbüttel: Moltke war glühender Befürworter des Kolonialismus

Allerdings ist Moltkes Wirken umstritten. Einige Straßenbenennungen wurden wie in Wien rückgängig gemacht, auch in Düsseldorf und Dortmund wird darüber diskutiert. Genau das möchte nun auch die Linksfraktion in Eimsbüttel. "Den meisten BewohnerInnen ist kaum bekannt, dass dieser ehemalige Generalfeldmarschall für das Gemetzel im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 mitverantwortlich war", heißt es in einer Erklärung der Fraktion zu ihrem Antrag auf Umwidmung der Straße und weiter: "Er war ein glühender Befürworter des Kolonialismus und ein Bewunderer Hermann von Wissmanns, der Aufstände der indigenen Bevölkerung brutal niederschlug."

Wenn es nach der Linksfraktion geht, ist das allerdings nur der Anfang. "Am liebsten wäre es uns, wenn das Ganze zu einer Diskussion über die Straßennamen des gesamten Generalsviertels führen würde", erklärt Peter Gutzeit für die Linken. Die Straßennamen hätten keinen Bezug zu Hamburg und seien nicht mehr zeitgemäß. Hier wird unter anderem der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck (1815-1998) und die beiden preußischen Generalfeldmarschälle Friedrich von Wrangel (1784-1877) und Albrecht von Roon (1803-1879) gewürdigt.

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Die Linke übt aber nicht nur Kritik, sie haben auch Alternativen parat. Der erste Vorschlag: Die Benennung nach Moltkes Neffen, ebenfalls Graf von Moltke. Helmut James von Moltke gilt als Widerstandskämpfer gegen Adolf Hitler. Er wurde von den Nazis hingerichtet. Diese Idee hätte den Vorteil, dass sich auf dem Straßenschild und auf Visitenkarten nichts ändern würde. Allein eine Ergänzung des Straßenschilds durch einen Zusatz wäre möglich. Der zweite Vorschlag: Umbenennung nach der Sängerin Audrey Motaung.

Blick in die Moltkestraße in Hamburg-Eimsbüttel. Die Linksfraktion möchte diese Straße gern umbenennen.
Blick in die Moltkestraße in Hamburg-Eimsbüttel. Die Linksfraktion möchte diese Straße gern umbenennen. © privat | Unbekannt

Die 1952 in Südafrika geborene Sängerin setzte sich für Frauenrechte ein und kämpfte gegen Rassismus. Sie engagierte sich für den in ihrem Land verbotenen African National Congress (ANC) und verließ ihre Heimat später. In Hamburg ließ sie sich 1976 nieder und engagierte sich weiter im Exil. Motaung starb 2019 in Hamburg nach langer schwerer Krankheit.

Beide Vorschläge möchte die Linksfraktion der zuständigen Hamburger Kulturbehörde unterbreiten. Dafür müsste allerdings zuvor eine Mehrheit der Bezirkspolitiker dem Antrag auf Umwidmung zustimmen. Der Antrag soll Thema während der nächster Bezirksversammlung am 25. Februar sein. Die Debatte wird per Livestream übertragen.

CDU ist kritisch: Änderung zieht viele Konsequenzen nach sich

Bei der CDU im Bezirk stößt die Idee schon einmal nicht auf Gegenliebe. Fraktionschef Rüdiger Kuhn sagt: "Wir sehen das grundsätzlich kritisch, da solche Änderungen viele Konsequenzen nach sich ziehen." Unter anderen bedeute es Aufwand und Kosten für betroffene Betriebe. Die möchte die CDU nicht weiter belasten. Kuhn spricht sich dagegen für Aufklärung aus und beispielsweise einen zusätzlichen Hinweis.

Ich habe durchaus Sympathie dafür, auch den Altbestand kritisch zu betrachten. Ganz besonders wenn zur Bennenung von Straßen Generäle und Feldherren herangezogen wurden. In Hamburg beschäftig sich auch der Runde Tisch Koloniales Erbe mit diesem Thema.

Grüne sympathisieren damit den Altbestand kritisch zu betrachten

"Ich habe durchaus Sympathie dafür, auch den Altbestand kritisch zu betrachten. Ganz besonders wenn zur Benennung von Straßen Generäle und Feldherren herangezogen wurden", erklärt Kathrin Warnecke für die Grünen im Bezirk. Zudem begrüße die Fraktion bei der Neubenennung von Straßen und Plätzen Frauen zu berücksichtigen. "Die Benennung eines Ortes nach Personen bedeutet ja immer gleichermaßen Erinnerung und Ehrung. Deswegen wird in diesem Zusammenhang manchmal darauf verwiesen, dass die Gefahr bestünde, die Erinnerung mit auszulöschen. Dem könnte vielleicht entgegen gewirkt werden, in dem Texttafeln auf die ursprünglichen Straßennnamen verweisen und diese historisch einordnen."

Linke würde Generalsviertel gern zu einem "Frauenviertel" machen

Dieses Foto zeigt die Sängerin Audrey Motaung bei einem Konzert in den 90er Jahren.
Dieses Foto zeigt die Sängerin Audrey Motaung bei einem Konzert in den 90er Jahren. © picture-alliance/jazzarchiv/Iris Hogreve | Unbekannt

Wenn es nach Peter Gutzeit (Linke) geht, dann würde er sich zum einen die Umbenennung der Moltkestraße nach Audrey Motaung wünschen. Zum anderen würde er auch gern aus dem Generalsviertel eine Art "Frauenviertel" machen und den Eimsbütteler Straßen im Wohnviertel neue demokratisch geprägte Frauennamen mit Bezug zu Hamburg geben. "Das wäre die ideale Lösung, wenn Frauen hier gewürdigt werden", sagt er auch mit Blick auf eine Studie über Hamburgs Straßennamen.

Diese zeigt, dass es deutlich weniger Straßennamen in Hamburg gibt, die nach Frauen (nur rund drei Prozent) als Männern benannt sind. Dabei mangelt es der Hansestadt wahrlich nicht an weiblichen Persönlichkeiten, die eine solche Würdigung verdient hätten.