Hamburg. Nach dem Willen der Fraktion sollen mehr Frauen berücksichtigt werden. Die Jan-Fedder-Promenade verstärke das Ungleichgewicht.
Mit der angestrebten Benennung eines Teils der Elbpromenade nach Jan Fedder entspricht die Stadt wohl der Trauer vieler Hamburger um den verstorbenen Volksschauspieler. So haben Innensenator Andy Grote (SPD) und Witwe Marion Fedder das Vorhaben noch vor Ablauf der dafür erforderlichen zwei Jahre vorangetrieben: ein Platz war gefunden, der Antrag gestellt, das Straßenschild bemalt. Doch die Grünen im Bezirk Mitte sehen darin ein Problem.
Nach dem Willen der Fraktion sollen künftig keine Straßen, Plätze oder Brücken mehr nach cis-Männern benannt werden. In ihrem Antrag vom 1. Februar, der dem Hauptausschuss der Bezirksversammlung vorgelegt werden soll, fordert sie, dass "ab sofort Verkehrsflächen und öffentliche Flächen im Bezirk Hamburg-Mitte, die nach realen Personen benannt werden sollen, ausschließlich nach realen Frauen, inter, trans* und nonbinary Personen benannt werden". Als cis-Männer werden jene Männer begriffen, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht auch identifizieren. Zunächst hatte die Mopo berichtet.
Jan Fedder: Platz verschiebe Ungleichgewicht zu Ungunsten der Frauen
"Damit soll erreicht werden, dass die Präsenz und Sichtbarkeit von Frauen, inter, trans* und non-binary Personen im Stadtbild – endlich – erhöht wird", formulieren die Grünen aus Mitte in ihrem Antrag weiter und verweisen darin auf die Gleichstellungspolitik des rot-grünen Senats.
Dieser hatte sich 2015 bei der Benennung von Straßen und Verkehrsflächen gleichstellungspolitische Ziele auf die Fahnen geschrieben, da von den derzeit nach Personennamen benannten Hamburger Straßen ein ganz überwiegender Teil den Namen von Männern und nur ein kleinerer Teil den von Frauen trage.
Man begrüße das Vorhaben, eine Verkehrsfläche nach Jan Fedder zu benennen, betonen die Grünen gleich zu Beginn. Diese könne jedoch wegen der Senatsvorgaben für die Benennung von Straßen und Verkehrsflächen erst in einem Jahr erfolgen. Denn frühestens zwei Jahre nach dem Tod einer Persönlichkeit soll in Hamburg üblicherweise bestimmt werden, ob diese im Straßenbild geehrt werden soll. Jan Fedder war am 30. Dezember 2019 in Hamburg gestorben.
Die Benennung der Promenade zwischen Landungsbrücken und Niederbaumbrücke nach dem "Großstadtrevier"-Darsteller werde "das Ungleichgewicht zwischen nach Männern und Frauen benannten Verkehrsflächen weiter zu Ungunsten der Frauen verschieben", fürchten die Grünen.
CDU fürchtet "umgekehrte Diskriminierung von Männern"
"Was für ein Stich in die Herzen der Fans und wie beschämend für ganz Hamburg ist die von den Grünen an dieser Stelle angezettelte Diskussion", kommentiert Roland Hoitz, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Bezirksfraktion in Mitte. Dies sei absurd und habe überhaupt nichts mehr mit bürgerlicher Politik zu tun.
"Gern können die Grünen auf ihre Gleichstellungspolitik aufmerksam machen, aber es ist geschmacklos, dies im Zusammenhang mit einer Flächenbenennung nach Jan Fedder zu tun. Niveauloser geht es nicht!" Gleichberechtigung und der Ausgleich von "real vorhandener Unterrepräsentanz verdienter Frauen" seien auch der CDU ein echtes Anliegen, sagt Hoitz und warnt vor "umgekehrter Diskriminierung von Männern".
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Die Bezirksfraktion der Grünen formuliert eine Ausnahme bei ihrer Forderung. Davon könne abgewichen werden, "wenn ein besonderer Grund für die Ehrung eines cis-Mannes vorliegt und zeitgleich eine Verkehrsfläche oder öffentliche Fläche im Bezirk Hamburg Mitte nach einer realen Frau, inter, trans* oder non-binary Person benannt wird".
Erst vor wenigen Wochen hatten die Grünen angestrebt, einer Verkehrsfläche den Namen der Hamburger Illusionistin und Zauberhändlerin Rosa Bartl zu geben. Die im Bezirk Mitte regierende Koalition aus SPD, CDU und FDP lehnte den Antrag ab.
So werden Hamburgs Straßen benannt:
Das formale Verfahren für eine Straßenbenennung erfolgt in drei Stufen: Zunächst wird der jeweilige Bezirk eingebunden, der dann einen Vorschlag an das Staatsarchiv in der Kulturbehörde weiterleitet. Wenn es dort keine fachlichen Einwände gibt, liegt der endgültige Beschluss bei der „Senatskommission für die Benennung von Verkehrsflächen“, die aus mehreren Senatorinnen und Senatoren sowie Staatsrätinnen und Staatsräten besteht.
Den Vorsitz in der Senatskommission hat derzeit der für das Staatsarchiv zuständige Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Und der hat sich zuletzt auch für eine Jan-Fedder-Promenade eingesetzt.