Hamburg. Voriges Jahr brach bei der Elenantilope eines der Hörner fast ab. Schlosser und Tierarzt im Hamburger Zoo hatten eine geniale Idee.
Ein Jahr lang hatte sie eine fast ein Kilo schwere Metallkonstruktion zwischen ihren Hörnern. Jetzt kann Elenantilope Bibi, die sich kurz nach ihrer Ankunft im Tierpark Hagenbeckschwer an einem Horn verletzt hatte, ihren Kopf wieder unbeschwert bewegen. „Das Horn ist verheilt und hält“, sagt Michael Flügger, Tierarzt im Hamburger Zoo, der mit dem Tierpark-Schlosser die Idee für das „Krönchen“ hatte.
Am Morgen des 13. Juni hatten die Tierpfleger Bibi in ihrem Stall mit einem halb abgeknickten Horn entdeckt. Dort, wo es aus dem Kopf wächst, an der Hornbasis, blutete die Antilope. „Sie muss sich in der Nacht in der neuen Umgebung vor einem Geräusch erschreckt haben und daraufhin an einer Wand oder einem Gitter verletzt haben“, vermutet der Tierarzt.
Tierpark Hamburg: Hagenbeck-Antilope Bibi kam Anfang Juni 2023 aus Dänemark
Erst eine Woche zuvor war Bibi aus dem Zoo von Ebeltoft (Dänemark) nach Hamburg gekommen. Sie war in der entsprechenden Nacht alleine im Stall, denn die anderen Elenantilopen Cass, Nela und Kaya, mit denen der Tierpark Hagenbeck eine Zucht beginnen will, waren noch nicht eingetroffen. Ein Streit als Ursache war damit ausgeschlossen.
Dass sich Antilopen derart an den Hörnern verletzen, ist laut Flügger keine Seltenheit. „Es gibt viele Antilopen in Zoos, die schiefe Hörner haben.“ Man könne sie schief lassen, sagt er. „Aber es hat ja einen Sinn, dass die Hörner in eine Richtung gehen.“ Andernfalls könnten bei einer Rangelei um die Rangordnung, die bei den friedlichen Tieren eigentlich nicht zu Blessuren des Artgenossen führen, ernsthafte Verletzungen auftreten.
Tierpark Hagenbeck – ein Stück Stahlblech mit vier Schellen richtete Bibis Hörner
Er habe sich also mit dem Tierpark-Schlosser zusammengetan, „der auch mal froh war, etwas anderes bauen zu können als wieder einen Zaun“. Gemeinsam entwarfen sie eine Konstruktion, die das verletzte Horn des narkotisierten Tieres in der richtigen Position fixieren sollte: ein Stück „maßgeschneidertes“ flaches Stahlblech mit vier gummigepolsterten Schellen dran, das an Bibis Hörnern befestigt wurde.
Der Heilungsprozess sei bei regelmäßigen Röntgenuntersuchungen verfolgt worden. Dafür musste Bibi narkotisiert werden – ebenso, als sich einmal eine Gummidichtung und dann eine Schelle gelöst hatten. Am 23. Mai wurde ein letztes Mal geröntgt. „Wir waren zufrieden. Die knöchernen Ausbildungen, die ins Horn wachsen, hatten sich neu gebildet und sehen stabil aus“, so Flügger. Von der Verletzung ist nichts mehr zu sehen.
Tierpark Hamburg: Tierarzt will eventuell bei Fachtagung über „Krönchen“ referieren
Und, wird er die Fachwelt über die von ihm entwickelte Methode, gebrochene Antilopenhörner zu schienen, informieren? Flügger wiegt den Kopf. „Im November tagen die deutschen Zoo-Tierärzte, da könnte ich darüber referieren“, sagt er. Und fügt dann schmunzelnd hinzu: „Aber vielleicht warte ich lieber bis zur Tagung im nächsten Herbst. Dann bin ich sicher, dass weiterhin alles gut verheilt ist.“
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Vielleicht gibt es bis dahin die ein oder andere Liebes-Rangelei. Denn: „So langsam sind Cass, Bibi und Nela so weit.“ Er deutet auf den Bock. „Bei ihm sieht man es an den Hörnern, die deutlich dicker sind als die der Weibchen.“ Zudem nehme das Fell der männlichen Elenantilopen bei Eintritt in die Geschlechtsreife dann einen leicht gräulichen Schimmer an. Und der ist bei Cass schon deutlich wahrnehmbar.