Hamburg. Für junge Familien wird in Hamburg wirklich viel getan, aber es reicht ihnen nicht. Dabei wäre ein wenig Demut angebracht.
Elterngeld ist eine gute Sache. Alleinerziehende und junge Familien fallen nach der Geburt eines Kindes nicht mehr in ein finanzielles Loch, das vor der Einführung dieser Leistung im Jahr 2007 fast immer entstand, wenn die Frau mit dem Baby nach der Geburt zu Hause geblieben war. Ja, meist war es die Mutter, nicht der Vater. Nun soll diese soziale Segnung etwas weniger üppig ausfallen, und das Geschrei ist groß. Warum eigentlich?
Vielleicht sollte man noch einmal daran erinnern, was die Idee des Elterngelds war: Es sollte Frauen die Entscheidung für ein Kind erleichtern, um die Geburtenrate in Deutschland zu steigern. Wer in der Babypause ein – wenn auch gedeckeltes Einkommen hat –, tut sich vielleicht leichter, sich auf die Mutterschaft einzulassen, so die Hoffnung. Wer die Geburtenentwicklung betrachtet, sieht, dass das nicht geklappt hat. Nach einer vorübergehenden Steigerung sind wir jetzt wieder fast beim Stand von 2007.
Elterngeld: Die Neuregelung sieht eine Absenkung der Anspruchsgrenze vor
Als angekündigt wurde, die Anspruchsgrenze von 300.000 auf 200.000 Euro Bruttoeinkommen zu senken und ab 2025 auf 175.000 Euro, kam heftiger Protest. Aber wenn jemand in dieser Gehaltshöhe noch staatlich alimentiert werden will, fehlt nicht nur mir dafür das Verständnis. In dieser Größenordnung kann man ein Jahr auch so überbrücken – wie es vor dem Elterngeld die Mehrheit aller Mütter und Väter auch mit deutlich niedrigeren Einkommen hinbekommen mussten.
Sich vorübergehend etwas einzuschränken, scheint nicht mehr zumutbar. Ja, Kinder kosten Geld, sehr viel Geld sogar, bis sie auf eigenen Beinen stehen. Viele Eltern (vor allem junge) meinen offenbar, dass dafür die Gemeinschaft möglichst viel bezahlen soll. Sie wollen weiter im schicken Wohnviertel leben, Urlaub machen und nicht auf ihren täglichen Coffee to go verzichten. Klingt polemisch, aber tatsächlich gehört zum modernen Kinderwagen fast obligatorisch die passende Halterung.
Weitere Neuerung: Eltern können nur noch einen Monat gemeinsam zu Hause bleiben
Die Streichung von zwei gemeinsamen Elternmonaten auf nur noch einen Monat innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes ist ein weiteres Aufregerthema. Für Eltern von Mehrlingen oder behinderten Kindern ändert sich übrigens nichts.
Gemeinsame Zeit mit dem Neugeborenen ist natürlich wichtig für junge Mütter und Väter, aber der berufstätige Elternpart hat ja auch noch seinen bezahlten Jahresurlaub. Was rechtfertigt es, dass Eltern immer nach dem Staat schreien? Wenn Vätern die Zeit mit ihren Babys zu knapp erscheint, dann sollen sie mehr nehmen als die üblichen zwei bis drei Elternzeit-Monate. Aber das tun nur die wenigsten. Das Elterngeld hat als Gleichstellungsinstrument bisher nicht richtig funktioniert.
Elternschaft in Hamburg: Hier gibt es kostenlose Kita-Plätze und Ganztagsschule
Wer heute in Hamburg Kinder bekommt, lebt in einer viel komfortableren Situation als viele Elterngenerationen davor. Das gilt auch für Kita-Plätze. In der Hansestadt (anders als in Schleswig-Holstein) hat jedes Kind nach dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf eine kostenlose fünfstündige Betreuung mit Mittagessen. Eltern sparen dadurch Tausende von Euro jedes Jahr, vergleicht man es mit der Situation vor 15 Jahren.
- Polizei Hamburg: Einsatz in Hamburger Kita – Vater greift Pädagogen an
- Kita Hamburg: Kita-Plätze in Eimsbüttel – Nachfrage bei großen Trägern sinkt
- Lokstedt: Hamburger Schüler prangern gefährliche Verkehrssituation an
Und es gibt durch das Kita-Ausbauprogramm nicht nur viel mehr Plätze, auch der Betreuungsschlüssel wurde immer besser. Weiter geht es in der Grundschule: Etwa 90 Prozent der Grundschulkinder werden ganztags betreut und auch mittags versorgt, während beide Eltern arbeiten können.
Es gibt aktuell viele soziale Herausforderungen, deshalb ist es an der Zeit, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Elterngeldbezieher, Euch geht es nämlich wirklich gut!