Hamburg. Streikende Mitarbeiter sollen besonders behandelt worden sein. Betriebsratsvorsitzender erneut gekündigt. Was der Zoo-Chef dazu sagt.
Der Streit im Tierpark Hagenbeck, der von der Gewerkschaft IG BAU gern in der Öffentlichkeit ausgetragen wird, geht in die nächste Runde. Der stellvertretende Vorsitzende Dirk Johne erhebt neue Vorwürfe gegen Zoo-Chef Dirk Albrecht. Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr gestreikt hatten, würden grundlos abgemahnt und „strafversetzt“. Und dem Betriebsratsvorsitzenden Thomas Günther drohe erneut die Kündigung.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Tierpark-Chef Günther loswerden will. Im Februar 2021 hatte Albrecht eine seinerzeit gegen Günther ausgesprochene Kündigung zurückgenommen. Doch vor wenigen Wochen gab es laut Johne ein erneutes Kündigungsbegehren. Weil der Betriebsrat dagegen gestimmt habe, müsse jetzt das Arbeitsgericht entscheiden, ein Gütetermin am 11. April brachte keine Einigung.
Tierpark Hamburg: Gewerkschaft spricht von „Schikane“ streikender Hagenbeck-Mitarbeiter
Auch die anderen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich am Streik beteiligt hatten, hätten zu spüren bekommen, „wie es die Geschäftsführung mit der betrieblichen Demokratie hält“, so Johne. Als Konsequenzen ihres Handelns seien sie zur Dokumentation ihrer Tätigkeiten aufgefordert worden, „völlig überzogen, im 15-Minuten-Takt“, oder seien an eine Nebenkasse versetzt worden, die überwiegend geschlossen war. Johne spricht von „Schikane“.
Außerdem habe Dirk Albrecht eine „Schwemme unbegründeter Abmahnungen“ ausgesprochen. Ein Mitarbeiter, der während des Streiks ein Fernseh-Interview gegeben habe, sei für dieses „Fehlverhalten“ gleich viermal abgemahnt worden. „Normalerweise erfolgen Abmahnungen bei Verstößen gegen arbeitsrechtliche Verhaltensweisen, wie etwa bei häufigem Zuspätkommen“, so Johne.
Hagenbeck-Geschäftsführer alleine für Urlaubsgenehmigung verantwortlich?
Zudem habe der Geschäftsführer neuerdings verfügt, dass alle Urlaubsanträge von ihm abgezeichnet werden müssen. Einen Stellvertreter gebe es nicht. „Es könnte also sein, dass Mitarbeiter kurzfristig Urlaub beantragen möchten, der aber nicht genehmigt wird, weil Herr Albrecht im Urlaub oder krank ist“, so Johne. Auf einen Urlaubsantrag müsse aber in angemessener Frist reagiert werden.
Auch die Verhandlungen zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebsrat werden von der IG Bau kritisiert. Seit September 2023 diskutieren die beiden Parteien vor einer sogenannten Einigungsstelle – und damit vor einem Richter – über ein Update der 2010 geschlossenen Betriebsvereinbarung sowie einige Ergänzungen. Laut Gewerkschaft geht es dort aber nicht um relevante Punkte, wie sie etwa in einem Tarifvertrag geregelt werden, sondern um den Einsatz von Kameras oder Dienstplänen.
Hagenbeck-Geschäftsführer: „Gewerkschaft missbraucht unseren prominenten Namen“
Auch hier habe es bereits zahlreiche Termine gegeben. Mittlerweile hätte sich der Vorsitzende Richter sogar einen Stellvertreter genommen, weil er es alleine nicht mehr schaffe. „Anwälte und Gerichte kosten den Tierpark eine Menge Geld“, sagt Johne.
Hagenbeck-Geschäftsführer Dirk Albrecht dementiert die Vorwürfe und unterstellt der Gewerkschaft, wieder einmal „den prominenten Namen Hagenbeck“ zu missbrauchen, um Medieninteresse für die IG BAU zu erzeugen – „ein bekanntes Muster“.
Hagenbeck: Angebliche „Schikanen“ durch Dienstpläne und Arbeitsvertrag geregelt
So sei das Dokumentieren der Mitarbeitertätigkeit Anfang des Jahres gemeinsam mit dem Betriebsrat beschlossen worden, um für die Optimierung künftiger Dienstpläne den tatsächlichen Arbeitsbedarf im Gästeservice zu ermitteln.
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Die „Strafversetzung“ an eine Nebenkasse erklärt Albrecht so: In der Nebensaison müssten Mitarbeiter des Gästebüros, in dem dann deutlich weniger zu tun ist, laut Arbeitsvertrag an den Kassen aushelfen. Den Nebeneingang, der im Winter üblicherweise nicht besetzt sei, habe man in diesem Jahr versuchsweise mit einer Kassiererin geöffnet, um den Besuchern den weiten Weg zum Haupteingang zu ersparen. Die Resonanz der Besucher werde derzeit ausgewertet.
Tierpark Hamburg: Streikender Hagenbeck-Mitarbeiter habe Falschaussage gemacht
Der streikende Mitarbeiter habe in dem Fernsehinterview „durch eine öffentliche Falschaussage und weitere Aktionen seinem Arbeitgeber geschadet“. Das sei „ein erheblicher Verstoß gegen seine arbeitsvertraglichen Pflichten gegenüber seinem Arbeitgeber“ und werde nicht geduldet.
Und die Urlaubsanträge werden bereits seit Jahren von der Geschäftsleitung nach Überprüfung durch die Personalabteilung rechtswirksam freigegeben – das sei betriebliche Übung und für eine Vertretung natürlich gesorgt. Was die Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden betrifft, verweist Albrecht auf den Datenschutz, der ihm weitere Auskünfte verwehrt, und auf die öffentliche Gerichtssitzung.