Hamburg. In dem beschaulichen Stadtteil gärt es. Jetzt hängen erste Protestbanner. Initiative fordert Nachbesserungen im Bebauungsplan.
Der Protest gegen den neuen Bebauungsplan „Niendorf 93“ geht weiter, auch wenn der Stadtplanungsausschuss die Pläne Mitte Januar 2024 befürwortet hat. Inzwischen hängen in Niendorf die ersten Banner an Fassaden und Zäunen, mit denen sich die Anwohner gegen die Verdichtung in dem Hamburger Stadtteil wehren.
Geplant ist eine Nachverdichtung rund um die U-Bahn-Haltestelle Joachim-Mähl-Straße. Das Plangebiet umfasst den Bereich zwischen der Joachim-Mähl-Straße im Norden, der Paul-Sorge-Straße im Osten, dem Graf-Anton-Weg im Süden und der Wendlohstraße im Westen.
Hamburg-Niendorf: Anwohner fordern Nachbesserungen für B-Plan Niendorf 93
„Leider haben die Politik und die Stadt weiterhin keine Nachbesserungen für den Bebauungsplan „Niendorf 93“ vorgenommen. Das bedeutet, die massiven Probleme von heute dürften sich durch die überdurchschnittliche Versieglung im Plangebiet weiterhin zuspitzen“, sagt Tobias Albrecht von der neu gegründeten Bürgerinitiative. „Die Art, wie der B-Plan am Bürger vorbei ,durchgedrückt‘ wurde, ist schon bemerkenswert und aktiviert die Niendorfer.“
So gebe es eine breite Unterstützung für die Initiative, die weiter großen Zulauf habe. „Wir bekommen jeden Tag neue Anmeldungen zur Initiative. Inzwischen haben wir 150 Mitglieder, Tendenz steigend“, sagt Albrecht. Bei der Bezirksversammlung am Donnerstag, 1. Februar, will die Initiative ihre Bedenken kundtun. Viele Niendorfer wollten sich und ihre Grundstücke nicht in Plangebiete einteilen lassen, egal ob „Niendorf 93“ oder „Niendorf 95“.
Anwohner: „Haben Zweifel an der Rechtssicherheit des Bebauungsplans“
Mit dem Bebauungsplan „Niendorf 95“ besteht ein solches Verfahren auch für das Gebiet rund um die Paul-Sorge-Straße in Niendorf. Das Plangebiet umfasst den Bereich östlich und westlich der Paul-Sorge-Straße zwischen dem Vielohweg im Norden und dem Ubierweg im Süden.
Die Initiative hat nach eigenen Angaben eine Beschwerde gegen den B-Plan „Niendorf 93“ beim Eingabeausschuss eingereicht. „Wir haben Zweifel an der Rechtssicherheit des Bebauungsplans und lassen ihn rechtlich prüfen“, sagt Albrecht.
Niendorf: Unterstützung für Anwohner kommt von der FDP-Fraktion
Unterstützung bekommt die Initiative von der FDP-Fraktion in Eimsbüttel. Der Fraktionsvorsitzende Benjamin Schwanke nennt den Bebauungsplan „Niendorf 93“ „anwohnerfeindlich“.
„Er öffnet der Enteignung von Grundeigentum Tür und Tor. SPD und Grüne in Eimsbüttel kuschen feige vor dem Rathaus, um die Planvorgaben des rot-grünen Senats zu erfüllen“, sagt Schwanke zur Entscheidung des Stadtplanungsausschusses, gegen die Stimmen von CDU und FDP grünes Licht für den Bebauungsplan „Niendorf 93“ zu geben.
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„Mit ,Niendorf 93‘ zerstören SPD und Grüne die über Jahrzehnte gewachsene soziale Struktur des Stadtteils“, sagt der Niendorfer FDP-Kreisvorsitzende Uwe Dulias. „,Niendorf 93‘ ist erst der Anfang, den Stadtteil fahrlässig mit vier- bis fünfstöckigen, 50 Meter langen Betonsilos zuzuklotzen.“ Die Einwände der Anwohner seien einfach vom Tisch gewischt worden.
Hamburg-Niendorf: Paul-Sorge-Straße keine Hauptverkehrsader
Schwanke sagt: „Die FDP-Fraktion ist für eine sinnvolle Nachverdichtung mit Augenmaß.“ Die Paul-Sorge-Straße sei aber keine Hauptverkehrsader, sondern vielmehr eine typische Niendorfer Nebenstraße mit breiten Radwegen und vorwiegend Einfamilienhausbebauung, die größtenteils entlang der U-Bahn-Trasse verläuft.
Auch bleibe gänzlich unklar, welche zusätzlichen infrastrukturellen Maßnahmen erforderlich seien. Die Bebauungspläne entlang der Paul-Sorge-Straße seien Schnellschüsse, die mitten ins Herz der Niendorfer träfen.