Hamburg. Dieser Winter setzt Hamburgs Straßen besonders heftig zu. Warnung an die Autofahrer. Was die Bezirke aktuell planen.

Frost und Tauwetter im Wechsel haben den Straßen in Hamburg in diesem Winter besonders arg zugesetzt. An vielen Hauptverkehrsstraßen, aber auch in vielen Wohngebieten gibt es tiefe Schlaglöcher und Risse im Straßenbelag. Egal, wo man entlangfährt, läuft man Gefahr, mit dem Rad oder dem Auto kräftig durchgeschüttelt zu werden.

Der Bezirk Altona hatte kürzlich von sich aus vor immer mehr Schlaglöchern gewarnt. Doch wie sieht es angesichts der eisigen Temperaturen der vergangenen Wochen in anderen Hamburger Bezirken aus? Das Abendblatt hat nachgefragt.

Schlaglöcher – in Hamburg-Eimsbüttel ist Julius-Vosseler-Straße Spitzenreiter

Im Bezirk Eimsbüttel wurden nach Angaben von Bezirksamtssprecher Kay Becker bislang rund 70 Straßen mit Schäden und Schlaglöchern aufgenommen. „Es ist aber davon auszugehen, dass es in den kommenden Wochen noch mehr werden“, so Becker. „Denn die Schäden können über verschiedene Stellen wie den Melde-Michel oder die Wegewarte gemeldet werden, was das Ermitteln einer genauen Schadensanzahl im Moment noch erschwert.“

Die Fahrbahnverengung an der Osterfeldstraße wurde inzwischen wieder aufgehoben, denn die Schlaglöcher in Höhe von Edeka Struve wurden geflickt. Acht Schäden wurden zu der Straße gemeldet.
Die Fahrbahnverengung an der Osterfeldstraße wurde inzwischen wieder aufgehoben, denn die Schlaglöcher in Höhe von Edeka Struve wurden geflickt. Acht Schäden wurden zu der Straße gemeldet. © Elisabeth Jessen | Elisabeth Jessen

Er rät Bürgerinnen und Bürgern, Schlaglöcher über den Melde-Michel zu melden. Dort sei auch zu sehen, ob ein Schaden bereits aufgenommen oder sogar bearbeitet worden sei. Besonders stark befahrene Straßen im Bezirk Eimsbüttel, die betroffen sind, sind laut Becker Edmund-Siemers-Allee, Elbgaustraße, Kieler Straße, Koppelstraße und Osterfeldstraße, wo es acht gemeldete Schäden gibt. „Spitzenreiter ist aktuell die Julius-Vosseler-Straße mit zwölf Schäden.“

Schlaglöcher im Bezirk Eimsbüttel: Ausbesserungsarbeiten werden teuer

Die provisorische Instandsetzung der Straßenschäden, also das Verfüllen der Löcher mit Kaltasphalt, sei bereits im vollen Gange. „Wir haben allein in unserem Bezirk fünf Firmen und unseren eigenen Bauhof im Einsatz“, so der Bezirksamtssprecher. „Wir geben Gas, die Verkehrsteilnehmer sollten zurzeit jedoch besonders umsichtig fahren.“

Wie viel Geld für die Ausbesserungsarbeiten benötigt wird, sei momentan noch nicht abzuschätzen. Becker spricht von einer groben Schätzung, die bei mindestens 1 bis 1,5 Millionen Euro allein für die Schadensbeseitigung liege. Damit sei aber keine Grundinstandsetzung der Straßen gemeint.

Verkehr Hamburg: Mehr Straßenschäden als in vergangenen Wintern

„Man kann schon jetzt sagen: Durch die häufigen Frost-Tau-Wechsel der vergangenen Wochen verzeichnen wir in Hamburg deutlich mehr Straßenschäden als in den vergangenen, milden Wintern“, so Kay Becker.

Im Bezirk Altona sind die beiden Hauptverkehrsstraßen Farnhornweg (im gesamten Verlauf) und die Luruper Hauptstraße (von Rugenbarg bis Landesgrenze) besonders von Schlaglöchern und weiteren Schäden betroffen. „Die Luruper Hauptstraße ist Umleitungsstrecke für die A7, wenn dort Baumaßnahmen stattfinden“, sagt Bezirksamtssprecher Mike Schlink. „Hier haben wir zeitweise ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und insbesondere ein erhöhtes Schwerverkehrsaufkommen.“

Bezirk Altona: Zwei Straßen weisen besonders viele Schäden auf

Der Farnhornweg sei am Donnerstag mit Heißasphalt repariert worden, die entsprechende Absperrung solle an diesem Freitag entfernt werden. Die Schlaglöcher in der Sülldorfer Landstraße sollen ebenfalls vor dem Wochenende beseitigt werden. „Wir versuchen, die Absperrelemente immer nur so kurz wie möglich zu stellen und möglichst zeitnah die Schlaglöcher zu füllen“, so Schlink.

Der Bauhof sei im Dauereinsatz, zusätzlich seien mehrere Kleinvertragsfirmen beauftragt. „Aber die Beseitigung ist wegen des Wetters immer nur provisorisch möglich.“ Eine bestimmte Budgetgröße gebe es für die Schlaglöcher nicht, aber sie müssten geschlossen werden, um Verkehrssicherheit herzustellen.

Straßen in Altona: Deckenerneuerung musste wegen des Wetters pausieren

Laut Mike Schlink hat Altona im November 2023 ein Programm zur Erneuerung von Fahrbahndecken gestartet, das wegen der schlechten Wetterbedingungen aber pausieren musste. „Die Deckensanierungen gehen jetzt weiter, wenn das Wetter stabil bleibt“, sagt er. „Zudem werden wir in diesem Jahr Dünnschichtkaltasphalt auf ausgewählten Straßen anwenden, um größere Strecken an der Oberfläche zu schließen – ähnlich wie im Sülldorfer Kirchenweg im vergangenen Jahr.“

Auch der Bezirk Mitte verzeichnet durch die häufigen Frost-Tau-Wechsel deutlich mehr Straßenschäden als in den vergangenen Wintern. „Unabhängig von der Witterung entstehen Schlaglöcher aber das ganze Jahr hindurch – durch Verschleiß, hohes Verkehrsaufkommen und mangelhafte Aufgrabungen, die aufbrechen“, sagt Elsa Scholz, Sprecherin des Bezirksamts Hamburg-Mitte. „Davon betroffen sind vor allem stark befahrene Straßen mit einem hohen Schwerlastanteil.“

Reparatur eines Schlaglochs kostet zwischen 300 und 500 Euro

Sofern die Temperaturen es zulassen, werden die Schlaglöcher im Bezirk mit Kaltasphalt geflickt. „Die Reparatur eines Schlaglochs kostet den Bezirk im Schnitt zwischen 300 und 500 Euro“, so Scholz. Unabhängig davon seien für 2024 mehrere Sanierungs- und Umbauarbeiten in Mitte geplant.

„Zum einen sollen die Asphaltdecke am Mühlenhagen zwischen Ausschläger Billdeich und Kunststraße erneuert und die Fahrbahn an der Carl-Petersen-Straße zwischen Sievekingdamm und Hammer Steindamm saniert werden“, sagt die Bezirksamtssprecherin. Und der Ausbau der Veloroute 8 sehe einen Umbau der Billstedter Hauptstraße vor. „Zudem soll in diesem Jahr die Veloroute 9 fertigstellt werden.“

Bezirk Hamburg-Nord: Bauprogramm wird kommende Woche beschlossen

Der Bezirk Hamburg-Nord teilte mit, dass Straßenschäden, die die Verkehrssicherheit gefährden, grundsätzlich kurzfristig behoben werden. Das bezirkliche Bauprogramm für 2024 werde voraussichtlich erst in der kommenden Woche beschlossen, so die Bezirksamtssprecherin Elina Wiesner.

Bei diesem tiefen Schlagloch in der Otto-Wels-Straße am Hamburger Stadtpark ist sogar das darunterliegende Kopfsteinpflaster zu sehen.
Bei diesem tiefen Schlagloch in der Otto-Wels-Straße am Hamburger Stadtpark ist sogar das darunterliegende Kopfsteinpflaster zu sehen. © Elisabeth Jessen | Elisabeth Jessen

Der Bezirk Wandsbek führt keine Statistik über die am stärksten von Schlaglöchern betroffenen Straßen. „Generell kann festgestellt werden, dass Straßen mit Vorschäden und hoher Verkehrsbelastung am stärksten betroffen sind“, sagt Sprecherin Patricia Pickuth. „Dies ist besonders bei Hauptverkehrsstraßen und verkehrswichtigen Bezirksstraßen der Fall.“ Aktuell seien keine größeren Straßensanierungen im Bezirk Wandsbek geplant.

Um größere Sanierungsvorhaben kümmert sich die Verkehrsbehörde. „Grundsätzlich verhält es sich so, dass kurzfristige Maßnahmen im Sinne vom Füllen von Schlaglöchern mit Asphalt durch die Bezirke durchgeführt werden“, sagt Dennis Krämer, Sprecher der Verkehrsbehörde. „Wir – beziehungsweise der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) – planen größere, längerfristige Instandhaltungsmaßnahmen. Auf der Fahrbahn sind dies Deckschichtinstandsetzungen.“

Hamburgs Verkehrsbehörde plant längerfristige Instandhaltungsmaßnahmen

Diese Maßnahmen hätten jedoch eine Vorlaufzeit von etwa einem Jahr. Zur Planung dieser Maßnahmen würden auch Meldungen aus den Bezirken berücksichtigt, sagt Krämer.

„Ziel ist es jedoch nicht, kurzfristig auftretende punktuelle Schäden wie Schlaglöcher zu beseitigen, sondern einen allgemein schlechten Zustand der Fahrbahn wieder in einen ordnungsgemäßen, verkehrssicheren Zustand zu versetzen.“ Dies geschehe im Rahmen des sogenannten Erhaltungsmanagementsystems Straßen – kurz: EMS-HH.

Verkehr Hamburg: Schlaglöcher – akuter Bedarf entsteht oft sehr plötzlich

Der akute Bedarf entstehe dagegen kurzfristiger und unvorhersehbar – zum Beispiel durch frostiges Wetter, Schäden durch Schwerlast oder Ähnliches. Festgestellt werde dieser Bedarf etwa durch die Wegewarte der Bezirke oder das örtliche Polizeikommissariat. Krämer: „Mit den Bezirken sind wir turnusmäßig über die Straßenzustände im Austausch.“

Nach Angaben des Behördensprechers wurden seit 2020 durch den LSBG, die Bezirke und die Hamburg Port Authority (HPA) mehr als 560 Fahrstreifen-Kilometer saniert. Für diese Berechnung wird laut Behörde die sanierte Fahrbahnfläche (in Quadratmetern) durch die mittlere Fahrstreifenbreite (3,50 Meter) geteilt. Diese Berechnung wurde etabliert, weil nicht alle Fahrstreifen gleich breit sind.

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Krämer: „Das bedeutet eine Steigerung der durchschnittlichen Sanierungsleistung pro Jahr um rund 27 Prozent gegenüber der vergangenen Legislaturperiode. Dabei sind die Sanierungswerte der Jahre 2020, 2021 und 2022 die drei besten seit systematischer Erfassung der sanierten Fahrstreifen-Kilometer im Rahmen des EMS-HH.“

Verkehr Hamburg: Behörde plant 2024 einige Grundinstandsetzungen

Das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel, 500 Fahrstreifen-Kilometer zu sanieren, sei bereits nach der Hälfte der Legislatur deutlich überschritten worden, sagt Krämer. Der neue Straßenzustandsbericht für 2023/24 soll Ende des Jahres veröffentlicht werden.

Grundinstandsetzungen wird es seinen Angaben zufolge in diesem Jahr auf folgenden Straßen geben: Wellingsbütteler Landstraße (von Fuhlsbüttler Straße bis Borstels Ende), Wellingsbüttler Weg, Berner Straße, Farmsener Weg (von Saseler Chaussee bis Am Stühm-Nord). An der Schnackenburgallee und der Georg-Wilhelm-Straße wird die Deckschicht instand gesetzt.