Hamburg. Besucher können im Museum der Natur Hamburg erkunden, wann, wie und warum sich Infektionskrankheiten ausgebreitet haben.
Die Vorstellung ist gruselig und doch real: Wenn Krankheiten vom Tier auf den Menschen übertragen werden, dann ist der Mensch schuld und zu weit gegangen – zu weit in der Landnutzung, zu weit bei der Haltung von Wild- und Nutztieren.
Zoonose nennt sich das, wenn sich Infektionskrankheiten vom Tier zum Menschen ausbreiten. Das Museum der Natur im Bezirk Eimsbüttel widmet sich diesem Thema in einem neuen Ausstellungsbereich.
Museum Hamburg: Neue Ausstellung erklärt Seuchen wie Corona
Zoonosen begleiten den Menschen, seitdem Tiere gejagt und verarbeitet werden. Als unsere Vorfahren sesshaft wurden, stieg mit der Haltung von Haustieren die Gefahr der Übertragung von Erregern – und sie steigt immer weiter: Während die Weltbevölkerung sich seit Anfang der 1960er mehr als verdoppelt hat, ist die Fleischproduktion sogar um das Fünffache gestiegen.
Mit der Massentierhaltung schaffen Menschen ideale Voraussetzungen für die Verbreitung von Seuchen – weil Tiere auf zu engem Raum gehalten werden, um industriell Fleisch zu produzieren. Dringt in einen Stall mit genetisch ähnlichen Tieren ein Erreger ein, kann er sich schnell ausbreiten.
Neuer Ausstellungsbereich befasst sich mit Rind, Hund und Schwein
In dem neuen Ausstellungsbereich im Museum der Natur Hamburg (früher Zoologisches Museum) mit Tierpräparaten, Medienstation und Informationen zur Ausbreitung von Infektionskrankheiten geht es vor allem um Zoonosen bei Nutztieren wie Rind, Huhn und Schwein.
Spannend: Außerdem werden acht ausgewählte Viren und Bakterien vorgestellt und wie die Menschen mit diesen im Laufe der Jahre oder sogar Jahrtausende umgegangen sind.
An einer Medienstation können die Besucher erkunden, wann und wie sich Krankheiten wie Masern, Milzbrand, Pest, Ebola oder Covid-19 ausgebreitet haben, welche Gefahr von ihnen ausgeht, wie die Wissenschaft die Ursachen der Krankheiten ergründet hat und mit welchen Maßnahmen sie bekämpft werden.
Museum der Natur Hamburg: Zoonosen von der Steinzeit bis heute
Die neue Präsentation umfasst den Zeitraum von der Steinzeit bis heute, von der Ausbreitung verschiedener Infektionskrankheiten bis zu Bemühungen, Seuchen im Vorfeld zu verhindern. Besucher erfahren, wie wir Menschen uns schützen und mit unseren Lebensgewohnheiten einen Beitrag dazu leisten können, Infektionskrankheiten einzudämmen.
Bereits während der Corona-Krise hatte das Museum der Natur Hamburg den Auftakt zum Thema Zoonosen mit der Präsentation des Bereiches „Die Rache des Pangolin“ gemacht. Dort steht die Rolle von Wildtieren wie Schuppentieren (Pangoline) und Larvenroller innerhalb der Infektionskette von Krankheiten wie Covid-19 und der Spanischen Grippe im Fokus.
Infektionskrankheiten: 75 Prozent gelten als Zoonosen
Die Zerstörung der Ökosysteme, der Verlust der biologischen Vielfalt, die Ausbeutung von Wildtieren und die intensive Landwirtschaft beschleunigen laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten die Entwicklung und Ausbreitung neu auftretender Infektionskrankheiten, von denen 75 Prozent Zoonosen sind.
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Ein Beispiel für eine Zoonose ist auch die Vogelgrippe. Wendla Beyer, politische Koordinatorin bei Vier Pfoten, sagt dazu: „Die industrielle Landwirtschaft, die sich auf Umweltzerstörung, Verlust der Artenvielfalt und systematisches Tierleid stützt, ist eine der Hauptursachen für Zoonose-Risiken. Dennoch weigern sich die Regierungen, sie als solche zu behandeln. Das ist ein gefährliches Versäumnis, und leider steht die öffentliche Gesundheit auf dem Spiel.“
Vier Pfoten kritisiert fehlende Strategien gegen Zoonosen
„Die Ausbrüche gehen mit einem erhöhten Risiko für auf Menschen übertragbare Mutationen einher. Hinzu kommen Verluste von Tierleben und negative wirtschaftliche Auswirkungen. Dennoch gibt es keine Strategien zur Ursachenbekämpfung“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation.
Die neue Präsentation im Museum der Natur Hamburg wird am Welttag der Zoonosen am 6. Juli eröffnet.