Hamburg. Grindelallee: Altbau ist weiterhin unbewohnt. Linke stellt erneut Forderungen. Warum nun Bewegung in die Sache kommen könnte.
Das Grindelviertel nahe der Universität Hamburg ist eines der beliebtesten im Bezirk Eimsbüttel. Hier zu wohnen, ist besonders bei jungen Leuten heiß begehrt – und äußerst schwierig. Denn einerseits sind die Mieten in der Top-Lage für viele Interessenten einfach zu hoch, andererseits gibt es sowieso kaum noch freie Wohnungen.
Umso ärgerlicher ist es deshalb, wenn große Wohnhäuser jahrelang leer stehen – wie das Gebäude an der Grindelallee 80. Doch nun gibt es einen neuen Vorstoß der Linken-Bezirksfraktion, die eine Treuhänderschaft fordern.
Eimsbüttel: Wohnhaus an Grindelallee verrottet – Feuer im April
Vor dem Eingang des gelben Jugendstil-Altbaus türmt sich Müll, die Wände des Hauseingangs sind mit Graffiti besprüht, an einigen Stellen blättert die Farbe ab. Zwei Fenster im ersten Stock sind mit Zeitungen zugehängt worden. Einige weitere geöffnete Fenster geben Hinweise auf ein Feuer, das am 22. April ausgebrochen war.
Laut Polizei brannte an dem Sonnabend gegen 20.58 Uhr in der ersten Etage des eigentlich leer stehenden Mehrfamilienhauses ein Bett. Bei der Ankunft sei zwar niemand angetroffen worden, ermittelt werde trotzdem weiter in alle Richtungen, sagte ein Polizeisprecher dem Abendblatt.
Eimsbüttel: Jugendstil-Altbau steht bereits seit 2019 leer
Bereits 2019 ließ der Bezirk das Wohnhaus räumen, alle Mieterinnen und Mieter mussten ausziehen. Zuvor waren immer mehr Details zu den prekären Zuständen in dem Altbau bekannt geworden. Die Bewohner erzählten von Schikanen seitens des Eigentümers – er habe versucht, alle Mietparteien aus dem Haus zu ekeln, um es anschließend neu verkaufen zu können. Dabei habe er zu perfiden Mitteln gegriffen, so die Mieterinnen und Mieter, die von Kothaufen im Keller und Buttersäure im Flur erzählten.
Aktuell macht ein Plakat der Linken an der Hauswand darauf aufmerksam, dass an dieser Stelle Wohnraum geschaffen werden könnte. Ende März reichte die Fraktion einen Antrag in der Bezirksversammlung Eimsbüttel ein, in dem sie die Einsetzung eines Treuhänders für das Objekt fordert.
Wohnhaus an der Grindelallee verrottet – Linke fordert Tempo
„Der Brand bestärkt uns in der Meinung, dass das Bezirksamt schneller und effektiver gegen den Eigentümer vorgehen muss“, sagt Mikey Kleinert, Vorsitzender der Eimsbütteler Linken-Fraktion, über die Verschärfung der Situation.
Auf Anfrage verweist Bezirksamtssprecher Kay Becker auf ein laufendes Verwaltungsgerichtsverfahren. Demnach habe das Bezirksamt schon im Jahr 2019 ein sogenanntes Wiederherstellungsgebot für das Objekt erlassen: Der Eigentümer ist damit gezwungen, die Wohnungen in ihren Ursprungszustand zu versetzen.
Bezirksamt Eimsbüttel: Einsetzen eines Treuhänders nicht möglich
Dieses Verfahren könne das Bezirksamt nicht beschleunigen, erklärt Becker. Weiterhin seien die „vorrangigen Mittel und Wege der möglichen Verwaltungsvollstreckung noch nicht voll ausgeschöpft“. Deshalb sei das Einsetzen eines Treuhänders nicht möglich, so Becker weiter. Die Kommunikation mit dem Eigentümer laufe weiterhin nur über einen Anwalt.
Bevor das Wohnhaus 2019 geräumt wurde, hatte das Bezirksamt zuvor bei einer Begehung herausgefunden, dass der Eigentümer illegalerweise aus ursprünglich sechs genehmigten Wohnungen 26 gemacht und keinen Fluchtweg im Brandfall für die Mietparteien eingerichtet hatte. Daraufhin untersagte das Amt die Wohnungsnutzung und suchte für die Betroffenen neue Unterkünfte.
Der Eigentümer wurde laut Aussage des Bezirksamts mehrere Male unter Androhungen und Vollziehung von Zwangsgeldern – pro Verstoß 3000 Euro – dazu aufgefordert, das Haus wieder für die Wohnraumnutzung herzustellen.
Grindelallee: Eigentümer – auch schon Probleme in Buxtehude
Das scheint den Immobilienfachwirt, gegen den in der Vergangenheit immer wieder Vorwürfe erhoben worden waren, nicht zu beeindrucken. So gab es auch im Jahr 2019 ähnliche Vorfälle in einem Wohnhaus an der Schröderstraße in Buxtehude (Niedersachsen), das zu diesem Zeitpunkt auch dem Mann gehörte.
Bewohnerinnen und Bewohner berichteten hier von Problemen, wie etwa Kakerlakenbefall, mangelndem Brandschutz oder kaputten Heizungen. Der Eigentümer soll hier weder für Mietparteien noch für die Stadt zu erreichen gewesen sein, parallel aber Mietparteien mit Mietforderungen massiv unter Druck gesetzt haben.
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Leer stehender Altbau in Eimsbüttel – Linke optimistisch
Was das Jugendstilhaus an der Grindelallee 80 angeht, bleibt abzuwarten, inwieweit der Antrag der Linken nun Erfolg haben wird. Bis jetzt ziehe sich die Angelegenheit in die Länge, weil auch eine Zwangsversteigerung im Raum stehe, so Mikey Kleinert, Sprecher der Linken-Bezirksfraktion.
Kleinert bleibt optimistisch: „Nach meiner Einschätzung kommt wieder Bewegung in die Sache.“ In der kommenden Woche werde erneut über den Antrag, einen Treuhänder einzusetzen, verhandelt. Kleinert hofft, dass es schon dann zu einer Entscheidung kommt.