Hamburg. Buttons und andere Aktionen sollen für mehr Akzeptanz in der Hansestadt sorgen. Unterstützung auch vom HVV, HSV und der Feuerwehr.

15 Studierende sitzen gemeinsam in einem Workshop und sprechen über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt. Einer der Teilnehmenden ist schwul, hat sich aber noch nicht geoutet. Und große Angst vor negativen Reaktionen. Nach dem Workshop fällt ihm ein Stein vom Herzen – weil er nun weiß, dass seine Mitstudierenden offen und positiv auf ein
Coming-out reagieren würden.

Dies ist eine der Erfahrungen, die die Workshopleiter Vanessa Lamm und Markus Hoppe dazu bewegt haben, im vergangenen Jahr die gemeinnützige „Welcoming Out“ Unternehmergesellschaft (UG) zu gründen. Die Geschäftsführenden sind in Teilzeit bei den Trägern Intervention e.V. für lesbisch-feministische Frauen- und Mädchenarbeit und beim Schwulen- und Lesbenverband Magnus-Hirschfeld-Cen­trum tätig und sensibilisieren für das Thema.

„Welcoming Out“ will heterosexuelle Menschen ansprechen

Sie möchten mit der UG und einer neuen Kampagne, die an diesem Donnerstag gestartet ist, dafür sorgen, dass lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Personen (LGBTIQ+) sich in Hamburg möglichst bedenkenlos outen können.„Welcoming Out“ möchte gezielt heterosexuelle Privatpersonen ansprechen. Und dafür ein Symbol – zwei in mehreren Farben stilisierte Menschen, die sich mit offenen Armen gegenüberstehen – und eine Plattform zur Verfügung stellen.

In einem Glossar auf der Webseite welcoming-out.com werden Begriffe wie „nicht-binär“ (Geschlechtsidentität jenseits von männlich oder weiblich) erklärt – aber auch, wie ein respektvoller Umgang mit dem Thema Coming-out erleichtert werden kann. Um auf die Webseite zu verweisen, laufen seit Donnerstagmorgen auf den digitalen Werbeflächen in Hamburg, beispielsweise in U-Bahn-Stationen, Botschaften wie „Du zeigst dich offen, ich kann offen sein“.

„Welcoming Out“-Buttons sollen Akzeptanz ausdrücken

Außerdem sollen für Interessierte ab dem 23. Juni kostenlose „Welcoming Out“-Buttons zur Verfügung gestellt werden. Dazu sagte Geschäftsführerin Lamm: „Wir glauben, dass es sehr viele Menschen gibt, die eine offene und akzeptierende Einstellung haben. Aber unserer Erfahrung nach sprechen die wenigsten ohne konkreten Anlass darüber.“

In Deutschland liege zwischen dem Moment, in dem sich eine LGBTIQ+-Person über ihre eigene sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität bewusst wird, und dem ersten Mal, dass sie jemand anderem davon erzählt, durchschnittlich drei Jahre. Oft falle diese Zeit ins Teenageralter, sagt Geschäftsführer Hoppe: „Die Kinder tragen das jahrelang mit sich rum. Wie hilfreich wäre es, wenn eine Mutter, ein Vater, einfach mal proaktiv sagen würde: 'Für mich macht es keinen Unterschied, ob du mit einem Jungen oder einem Mädchen nach Hause kommst?'“

„Welcoming Out“-Kampagne vom HSV unterstützt

Gefördert wird die Kampagne durch die Behörde für Wissenschaft und Gleichstellung und Senatorin Katharina Fegebank (Grüne). Sie sagte bei der Auftaktveranstaltung am Donnerstag, es gebe immer noch zu viel Diskriminierung und Ausgrenzung. Im beruflichen und privaten Räumen hätten Menschen immer noch Angst zu sein, wie sie sind. Fegebank hofft, dass die Kampagne Hamburgerinnen und Hamburgern mehr Sicherheit gibt.

Darüber hinaus wird die Kampagne von 21 sogenannten „Patron“-Firmen wie Meta Deutschland, der Hamburger Feuerwehr sowie dem HSV und HVV unterstützt. Sie haben entweder eine durchschnittliche Summe von 15.000 bis 20.000 Euro beigesteuert oder die Kampagne mit anderen Ressourcen unterstützt. Meta Deutschland wird beispielsweise künftig auf seinen Plattformen Instagram und Facebook auf die Kampagne hinweisen.

Bis zum internationalen „Coming Out Day“ am 11. Oktober soll es weitere Aktionen geben. „Wenn genügend Leute mitmachen, kann das tatsächlich zu einer Bewegung werden“, sagt Hoppe. „Und das ist unser erklärtes Ziel.“