Hamburg. Inhaber des Hamburger Seifenkontors Karsten-Wolfgang Kurth entwickelt “Alles-Sauber-Pulver“. Der Allzweckreiniger im Test.

Hier ist Schnuppern Pflicht. Einige Stufen runter, durch die alte Holztür, dann ist man drin im Hamburger Seifenkontor – und sofort umfangen von unterschiedlichsten Düften. Zitrus und Olive, Lavendel und Rose. Was ist noch das andere, das in der Luft liegt? Karsten-Wolfgang Kurth lächelt zufrieden. „Wir sagen immer: So riecht die Provence“, sagt er.

In Ringel­shirt und Jeans steht der Hamburger in seinem Mini-Laden in Harvestehude. Gleich vorn auf einem Tisch sind die Schuber mit Seifenstücken aus eigener Produktion. Grapefruit mit Mohnsamen, Walderdbeere, Baumwollblüten oder Aktivkohle. Daneben steht in einem Regal eine Kollektion von Seifenblocks mit handgestempelten Hamburg-Motiven. Es gibt auch Olivenöl-Seifen, Aleppo-Seifen, Badebomben, Handcremes und Duftkerzen von befreundeten Herstellern. Alles rein pflanzlich.

Das ist gut, aber nicht genug. „Wir haben noch etwas gesucht, das vielfältig anwendbar ist“, sagt Inhaber Kurth. Quasi eine Seife für den ganzen Haushalt. Seit zehn Jahren betreibt er die Manufaktur mit seiner Ehefrau Stephanie. „Wenn man erst mal anfängt, sich mit dem alten Handwerk zu befassen, bekommt man einiges mit“, sagt der Seifensieder. Immer wieder höre man von angeblichen Wunderreinigern. Grundsätzlich sei er skeptisch, sagt der 54-Jährige, dass so was funktionieren könne. Aber die Idee ließ die Kurths nicht los.

Fast zwei Jahre experimentierten sie mit Seifenflocken, Natron und Waschsoda, bis sie ihre Formel hatten. Alles-Sauber-Pulver haben sie ihren Bio-Allzweckreiniger genannt. „Er ist besonders gut zum Entfetten einsetzbar, etwa auf dem Herd. Funktioniert aber auch für die Reinigung von Böden, als Waschpulver oder in der Geschirrspülmaschine. Es ist pur oder verdünnt anwendbar“, sagt Karsten-Wolfgang Kurth. Gemahlen wird das feine Pulver in einer Mühle in Frankreich. Es enthält weder Mikroplastik noch Duft- und Farbstoffe und ist biologisch abbaubar.

Seifen auf Oliven-Kokos-Basis mit Walderdbeeren-Duft

Karsten-Wolfgang Kurth ist Volkswirt. Früher hat er mal beim Landesbetrieb Krankenhäuser gearbeitet. Nach dem Verkauf des städtischen Unternehmens an den Klinikbetreiber Asklepios beschloss der Hamburger einen Neustart. Er fing an, französische Waren zu exportieren und über einen Onlineshop in Deutschland zu verkaufen. Darunter waren auch Seifen, auf die er wegen einer eigenen Neurodermitis-Erkrankung besonderes Augenmerk legte.

„Mit richtig guter Seife kann man viel Gutes für sich und seine Haut tun, aber auch für die Umwelt“, sagt der Gründer. Seit 2014 sind die Kurths auch selbst Produzenten – in einem kleinen Familienbetrieb in Marseille und streng nach dem französischen Reinheitsgebot für Seifen, das 1688 vom Sonnenkönig Ludwig XIV erlassen wurde. „Viele Hersteller in Frankreich verwenden Palmöl. Das wollten wir aber nicht.“ Nach umfangreichen Tests arbeiten sie heute auf Oliven-Kokos-Basis mit Bio-Shea-Butter.

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Lange hatte das Seifenkontor seinen Sitz im Sauberberghof an der Grindelallee. Vor einem Jahr zogen die Kurths mit ihrem Geschäft in ein Ladenlokal im Souterrain eines Gründerzeithauses an der Oberstraße zwischen Grindelhochhäusern und Hoheluftbrücke.

Bis in die 60er-Jahre war dort ein Krämerladen, danach verkaufte eine Putzmacherin Hüte an Kundinnen wie Hildegard Knef oder Inge Meysel. Für die Kurths war der neue Laden eine Chance. Trotzdem sagt Kurth: „Das letzte Jahr war nicht einfach.“ Denn im Sommer war ihr bisheriger Produktionsstandort in Marseille unverhofft geschlossen worden. „Wir mussten uns einen neuen Betrieb suchen, das hat Geld und Zeit gekostet.“

Ökoputzmittel liegen im Trend, Absatz wächst

Das Hamburger Seifenkontor setzt nach eigenen Angaben im Jahr etwa zwei Tonnen Seife aus eigener Produktion um. Es gibt eine Basisvariante für vier Euro pro Stück und eine Coldcreme-Seife, die zugleich cremende Wirkung hat, für fünf Euro. „Reich wird man mit Seife nicht“, sagt Unternehmer Kurth, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich über das Internet sowie auf Märkten und Messen verkauft hat. Details über Absatz- und Umsatzzahlen nennt der Familienvater nicht. Klar ist: Seine Seifen-Mission ist im Moment ein Zusatzgeschäft. Künftig will er zusätzlich zum Direktverkauf auch für andere produzieren.

Vor allem aber setzt Kurth auf seinen neuen Allzweckreiniger. Putz- und Waschmittel mit Öko-Anspruch liegen im Trend und haben laut Marktforschungsinstitut Iri Wachstumsraten von 17,4 Prozent. Zum Vergleich: Bei klassischen Produkten gab es ein Minus von 0,4 Prozent. Kurth geht noch einen Schritt weiter. „Wir verkaufen das Alles-Sauber-Pulver umweltverträglich lose. So reduzieren wir aktiv Plastikmüll.“

Der ökologische Allzweckreiniger wird lose verkauft. Gläser bitte mitbringen
Der ökologische Allzweckreiniger wird lose verkauft. Gläser bitte mitbringen © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Gute Reinigungsergebnisse und umweltverträglich, aber relativ teuer

Produkt: Das Alles-Sauber-Pulver ist ein Bio-Allzweckreiniger des Hamburger Seifenkontors. Er ist nicht parfümiert und geruchlos. Das Pulver wird lose angeboten und in mitgebrachte Behältnisse oder alternativ in ein (neues) Marmeladenglas abgefüllt. Dazu gibt es ein Merkblatt mit Dosierungstipps.

Inhaltsstoffe: Laut Herstellerangaben enthält der Allzweckreiniger Sodium Bicarbonate (Natron), Sodium Carbonate (Waschsoda), Sodium Cocoate, Sodium Olivate, Sodium Arganate (Seifenflocken aus Kokos-, Oliven - und Arganöl). Alle Zutaten sind natürlichen Ursprungs, biologisch abbaubar und enthalten keine tierischen Bestandteile. Palmöl wird nicht verarbeitet.

Anwendung: Getestet wurde das Alles-Sauber-Pulver als Putzmittel in Küche und Bad laut Anleitung. Auch hartnäckiger Schmutz und fettige Flächen ließen sich effektiv reinigen. Da es feiner ist als handelsübliches Scheuerpulver, ist es auch für Edelstahlarmaturen und Spülbecken einsetzbar. Allerdings ist die Dosierung aus dem Glas nicht ganz einfach, da muss man ein bisschen ausprobieren. Das Seifenkontor rät, das Pulver in Wasser aufgelöst in einer Sprühflasche zu verwenden. Auch der Einsatz als Waschmittel in der Waschmaschine und im Geschirrspüler brachte saubere Ergebnisse.

Preis/Verfügbarkeit: 100 Gramm Alles-Sauber-Pulver kosten 2,50 Euro. Auch bei sparsamem Gebrauch ist das relativ teuer. Zum Vergleich: 500 Gramm reines Soda (Heitmann) kosten im Drogeriemarkt gerade mal 95 Cent.

Fazit: Eine Alternative zu klassischen Produkten. Notwendig ist die Bereitschaft, mit dem Pulver zu experimentieren, um den Einsatz für den eigenen Bedarf zu optimieren. Das Abendblatt-Gesamturteil: vier von fünf Sternen.

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