Hamburg. Anna und Maria Carstens legten den Grundstein für ein Riesen-Unternehmen. Den Namen liehen sie sich nur.

Paris hat Coco Chanel, New York hat Elisabeth Arden und Hamburg hat die Schwestern Anna und Maria Carstens, die sich der Schönheit – oder besser: den schönen Düften – verschreiben und Hamburgs feine Damenwelt in Entzücken versetzen. Am Neuen Wall (wo sonst?) eröffnen sie ihre erste Parfümerie. Der Name? Douglas. Dass es gute 100 Jahre später 1200 Filialen in 18 Ländern geben wird, hätten sich die beiden wohl nicht träumen lassen, als sie bei Seifenfabrikantin Berta Kolbe anklopfen und fragen, ob sie nicht den Namen ihrer Seifenfabrik – Douglas – für ihre geplante Parfümerie verwenden dürften.

Berta Kolbe hat eigentlich keine Zeit, die beiden jungen Damen anzu­hören. Schließlich steht die Weltausstellung bevor, und die Seifenfabrikantin gedenkt, sich auf selbiger mit J. S. Douglas Söhne herausragend zu präsentieren. Doch die Unternehmerin hat ein Näschen für gute Geschäfte, und dass dies eines ist, riecht sie sofort. Sie erteilt den Schwestern die Erlaubnis, den guten Namen zu nutzen. Unter der Bedingung, dass sich die Schwestern im Gegenzug verpflichten, alles, was sie an Seifenwaren benötigen, nur von ihr zu beziehen.

Douglas steht für Qualität und Exklusivität

Die drei Frauen schreiten also zur Vertragsunterzeichnung. Berta Kolbe erteilt in dem Vertrag „den Fräulein Carstens das Recht, der Firma des zu gründenden Geschäfts die Bezeichnung ‚Parfümerie Douglas‘ anzufügen“. Und davon haben wiederum die Schwestern Carstens eine ganze Menge – denn „Douglas“ hat einen klangvollen Namen bei Hamburgs feiner Gesellschaft, steht für Qualität und einen Hauch von Exklusivität.

Wie hätte sich der schottische Seifensieder John Sharp Douglas gefreut, hätte er das geahnt! War es doch zum einen die Liebe, der er erlag, als er 1820 mit 29 Jahren in Hamburg ankam, zum anderen die Welt der Düfte im Kehrwieder in der Speicherstadt – in der es nach allerlei exquisiten Waren und fernen Ländern roch und wo er am 5. Januar 1821 eine Seifenfabrik gegründet hatte. Seine Produkte wurden rasch erfolgreich, zumal sie dank moderner Herstellungsmethoden erschwinglich und weil sie auch außergewöhnlich waren.

Medaille für die „Himmelsseife“

Auf der ersten Weltausstellung 1851 in London erlangte John Sharp Douglas mit seiner Firma große Bekanntheit. Für seine „Himmelsseife“ bekam er sogar eine Medaille, ein Erfolg, der ihn zu neuen Erfindungen veranlasste. Noch im selben Jahr brachte er dann die „Egyp­tische Toilette Seife“ auf den Markt. Als John Sharp Douglas 1847 starb, übernahmen seine Söhne das Unternehmen, das fortan J. S. Douglas Söhne hieß.

Anna und Maria Carstens haben Erfolg mit ihrem Geschäft am Neuen Wall 5. Direkte Nachkommen haben sie zwar nicht, aber Patenkinder, um die sie sich sehr kümmern und die das Unternehmen nach ihrem Tod weiterführen: Hertha und Lucie Harders, ab 1931 fand sich deren Name auch im Unternehmensnamen wieder, das nun als Parfümerie Douglas Harders Co. firmierte.

Expansion ins Ausland

1969 gibt es in Hamburg sechs Douglas Parfümerien und eine erste Filiale eröffnet in Darmstadt. In den 1970ern beginnt die Expansion ins Ausland – Österreich. In den 1980ern folgen die Niederlande, die USA, Frankreich und Italien, in den 1990ern die Schweiz, Spanien und Portugal, in den 2000ern Polen, Ungarn, Monaco, Tschechien, die Türkei, Lettland, Litauen, Rumänien, Bulgarien und Kroatien. Ob Anna und Maria Carstens nach dem Riechfläschchen verlangt hätten, hätten sie von dem Erfolg geahnt? Wohl eher nicht.

Gekürzter Auszug aus dem Buch „Hamburger Frauen – Historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe“, 192 Seiten, 16,90 Euro, von Eva-Maria Bast, durchgehend bebildert. Erhältlich sowohl im Buchhandel als auch beim Hamburger Abendblatt auf abendblatt.de/shop oder telefonisch unter 040/333 66 999. Hamburger-Abendblatt-Abonnenten erhalten das Buch für 14,50 Euro.