Eimsbüttel. Nach dem Unfalltod einer jungen Mutter auf der Osterstraße ist um 14 Uhr ein Protestzug am Kaiser-Friedrich-Ufer gestartet.

Auch zwei Wochen nach dem tragischen Unfalltod einer 33-jährigen Radfahrerin bewegt die Stadt das Schicksal der jungen Mutter, die an der Osterstraße von einem abbiegenden Lkw überrollt wurde. Am Sonnabend haben erneut etwa 200 Radfahrer mit einer Protestaktion für mehr Sicherheit auf Hamburgs Straßen demonstriert.

Das Bündnis „Kurs Fahrradstadt“ war nach 14 Uhr und einer Gedenkminute für die Wirtin des Lokals "Vesper", die dort 2015 bei einem Unfall ums Leben gekommen war, am Kaiser-Friedrich-Ufer zu einer Fahrt durch Eimsbüttel und Hoheluft-West gestartet. Ihr Ziel: eine „zukunftsgerichtete Mobilitätswende“.

Grüne Bürgerschaftsabgeordnete fahren mit

Unter den Teilnehmern waren auch die Grünen Bürgerschaftsabgeordneten Anjes Tjarks und Martin Bill sowie Justizsenator Till Steffen, ebenfalls von den Grünen. In gemächlichem Tempo setzte sich der Tross in Bewegung, um über Eppendorfer Weg, Osterstraße, Schulweg und Heußweg bis zur Schlusskundgebung auf dem Fanny-Mendelssohn-Platz zu fahren. Zwei weitere Gedenkminuten wurden an Orten von tödlichen Unfälle eingelegt – am Eppendorfer Weg und der Unnastraße.

Am Kaiser-Friedrich-Ufer startete die Kundgebung.
Am Kaiser-Friedrich-Ufer startete die Kundgebung. © Geneviève Wood

Die Radfahrer prangern bei ihrer Kundgebung vor allem an, dass die Gefahrenquellen auf der Osterstraße trotz dreier tödlicher Unfälle in wenigen Jahren nicht beseitigt wurden. Sie wollen eine grundsätzliche Verkehrsberuhigung mittels Tempo 30 auf Eppendorfer Weg und Osterstraße als Sofortmaßnahme. Zudem solle der Senat von seiner „autozentrierten Verkehrspolitik“ abrücken.

Pflicht zum Abbiegeassistenzsystem auf Bundesebene gefordert

Anjes Tjarks, Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion, sagte: „Der Tod der 33-jährigen Radfahrerin bestürzt mich immer noch zutiefst. Ich kann die dadurch ausgelöste Fassungslosigkeit, die Demonstrationen gut verstehen." Verpflichtende Lkw-Abbiegeassistenzsysteme, von den Hamburger Grünen gefordert, müssen allerdings vom Bund auf den Weg gebracht werden. Tjarks Forderung an Berlin: "Handelt, damit die Verkehrssicherheit sich erhöht!"

Zeichen der Trauer am Ort des Unfalls am Eppendorfer Weg/Ecke Osterstraße (Archivbild)
Zeichen der Trauer am Ort des Unfalls am Eppendorfer Weg/Ecke Osterstraße (Archivbild) © © Michael Arning

Insgesamt wird der Ruf nach verpflichtenden Abbiegeassistenten für Lastwagen mit mehr als 3,5 Tonnen lauter. Nachdem Hamburgs Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) solche technischen Hilfsmittel bereits 2017 als Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz gefordert hatte, eine Bundesratsinitiative derzeit das gleiche Ziel verfolgt und der Koalitionsvertrag von Union und SPD auf Bundesebene Fahrerassistenzsysteme „verbindlich vorschreiben“ will, erwartet die Fahrradlobby Taten. Bis hin zur Forderung, künftig Fahrverbote für Lkw ohne Abbiegeassistenten auszusprechen. Doch dafür fehlt im Gegensatz zu Fahrverboten für Dieselfahrzeuge die juristische Grundlage, etwa durch ein EU-Gesetz.

60 Prozent der Kollisionen wären vermeidbar gewesen

Die Diskussion um verpflichtende Lkw-Assistenzsysteme stützt sich auch auf eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV), wonach ein Drittel der jährlich im Straßenverkehr getöteten Radfahrer Opfer von Abbiegeunfällen sind. 60 Prozent dieser Kollisionen wären laut Unfallforschung mit Assistenzsystemen vermeidbar.