Hamburg. Nach dem Verkauf von elf Hektar Schreber-Idyll fürchten Laubenpieper um ihre Zukunft. Bürgerschaft muss noch zustimmen.
Kleingärtner zwischen Troplowitzstraße und Veilchenweg kämpfen gegen einen Konzern. Seit das elf Hektar große Grundstück mit seinen Parzellen von der Stadt an ihren Nachbarn, die Beiersdorf AG, verkauft wurde, bangen die Schreber um ihre Existenz. Laut Senat sollen ihre Gärten Hamburgs einzigem DAX-Konzern nach Ablauf von 20 Jahren als langfristige „Erweiterungsmöglichkeit“ dienen. In der heutigen Eimsbütteler Bezirksversammlung wollen Vertreter der drei betroffenen Vereine – des Kleingartenvereins Eimsbüttel, der Gartenfreunde Stubbenkamp und des Vereins Wildwux – ihrem Unmut darüber Gehör verschaffen.
Aus ihrer Mitte stemmt sich seit Bekanntwerden des Verkaufs, dem die Bürgerschaft noch zustimmen muss, die Initiative „Lebenswertes Lokstedt“ gegen den Plan. Eine Online-Petition zum Erhalt der Kleingartenflächen mit dem Titel „Stoppt den Verkauf der grünen Lunge an die Beiersdorf AG!“ fand bisher gut 2300 Unterzeichner. „Wir bemängeln vor allem, dass ohne Öffentlichkeitsbeteiligung verhandelt wurde und Details erst nach dem Bürgerschaftsvotum ans Licht kommen sollen“, sagt Jakob Berndt, Mitgründer von LemonAid und zwischen den Kleingärten aufgewachsen. Noch immer steht dort das Haus seiner Eltern.
Es sei für 20 Jahre kein Zugriff „geplant“
Die „wütenden Proteste“ der Kleingärtner unterstütze er voll, Eimsbüttel dürfe nicht noch eine Grünfläche verlieren, nachdem schon an der Mühlenkoppel Gärten für Wohnungen aufgegeben werden. Vor allem vom Landesbund der Gartenfreunde als Dachverband hätten sich die Vereine mehr Unterstützung erhofft. Denn eine Garantie für den Verbleib der Gärten gebe niemand ab.
Der Landesbund der Gartenfreunde (LGH) habe den Eigentümerwechsel „weder gewünscht noch gewollt“. Aber, so der Vorsitzende und SPD-Politiker Dirk Sielmann, die Interessen der Kleingärtner seien vom LGH in Verhandlungen nicht nur vertreten, sondern auch abgesichert worden. Etwa, dass – wenn überhaupt – nur das Werk auf der heutigen Kleingartenfläche erweitert werden dürfe, künftiger Wohnungsbau aber ausgeschlossen sei. Im Kündigungsfall müsse Beiersdorf Ersatzflächen zur Verfügung stellen, die auf Kosten der Stadt zu Kleingärten hergerichtet werden. Zudem soll Beiersdorf einen pauschalen „Laubenausgleich“ leisten müssen.
3300 Arbeitsplätze am Standort halten
Auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsfraktion teilte der Senat mit, dass „eine Kündigung von Kleingartenpachtverträgen erst möglich“ sei, wenn der Bebauungsplan geändert werde. Nach Vertragsschluss sei für 20 Jahre kein Zugriff auf die Fläche „geplant“. Aber Pläne ändern sich, das weiß auch Unternehmer Jakob Berndt. Hintergrund des Kaufvertrags war laut Senat, Beiersdorf und damit 3300 Arbeitsplätze am Standort zu halten. „Die bestehende Produktion im Werk 3 soll langfristig durch den Verkauf der anliegenden Grundstücksfläche gesichert werden“, hieß es im Sommer. Neben den Kleingärten baut der Nivea-Hersteller bis 2021 seine neue Zentrale.