Hamburg. Wieder soll eine Schreberkolonie dem Wohnungsbau weichen. Bezirk und Investoren stellen Kompromissvorschlag vor.
Neue Wohnungen bauen oder altes Kleingartenidyll erhalten? Um diesen Interessenkonflikt geht es vielerorts in Hamburg, denn bei den ehrgeizigen Wohnungsbauzielen des Senats geraten immer wieder Kleingärten ins Visier der Planer. Auch eine Fläche mit 35 Parzellen an der Julius-Vosseler-Straße wurde als attraktives Bauland ausgemacht.
Doch seit Monaten wehrt sich die Schreberkolonie „Mühlenkoppel“ entschlossen gegen die drohende Vertreibung, strebte sogar ein vom Senat als unzulässig erklärtes Bürgerbegehren an. Nun haben das Bezirksamt Eimsbüttel, die Wohnungsbau-Investoren und der Landesbund der Gartenfreunde, der die 311 Hamburger Kleingartenvereine vertritt, einen Kompromissvorschlag vorgelegt.
Stadt und Gartenbund bieten 54 neue Flächen zum Tausch
Bei der Vorstellung der Pläne war von einer Win-Win-Situation die Rede – von Profiteuren auf allen Seiten. Demnach sollen die 35 Pächter der Kleingärten mit attraktiven, neuen Parzellenangeboten in der Nachbarschaft zum Umzug bewogen werden. Statt Lauben sind auf ihrer alten, 16.000 Quadratmeter großen Heimstätte ein Kindergarten, ein Spielplatz und 180 Wohnungen – die Hälfte davon gefördert – geplant. Etwa 80 Millionen Euro wollen die Projektentwickler von Quantum und der Baugenossenschaft DHU investieren. Drei- bis fünfgeschossige Neubauten sind das Ziel.
Für freiwillig weichende wie für bis 2018 gekündigte Kleingärtner seien im Umkreis von 500 Metern 20 Ersatzflächen im Nachbarverein der Eimsbütteler Gartenfreunde gefunden worden. 14 weitere entstehen an der Hagenbeckstraße, auf der Fläche eines DHU-Wohnhauses, das abgerissen werden soll. Zudem stünden noch 20 neue Parzellen an der zwei Kilometer entfernten Niendorfer Straße bereit. In Summe stehen 54 neue 35 alten Parzellen gegenüber. Eine Bilanz, die der Landesbund der Gartenfreunde als Vertreter von 43.000 Kleingärtnern „tragfähig“ nennt.
Mit den Mitgliedern der aufsässigen „Mühlenkoppel“-Kolonie soll der neue Plan Mitte November abgestimmt werden. Angesichts der Streitlust werden wohl nicht alle klaglos einwilligen. Am Sonntag lädt die kritische Kleingärtnergruppe der „Schreberrebellen“ ohnehin zunächst zum Protest an der Hagenbeckstraße. Beginn ist 13 Uhr.