Hamburg. Das erste Stück des Deckels in Schnelsen ist fertig. Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) lobt den Verlauf der Baumaßnahme.

Als Verkehrssenator hat man es nicht leicht. Man trägt Verantwortung für jedes offengelassene Schlagloch. Lässt man aber Straßen sanieren, ist man verantwortlich für den Stau an den Baustellen. Vor diesem Hintergrund war Senator Frank Horch (parteilos) am Montagvormittag die Freude über den Fortschritt der Bauarbeiten des Lärmschutzdeckels auf der Autobahn 7 in Schnelsen anzusehen. „Es ist ein großer Schritt, endlich Beton unter den Füßen zu haben“, sagte Horch, als er auf den ersten, etwa zwölfeinhalb Meter langen Deckel trat.

Um etwa 35 Meter muss der Deckel, der am Ende einen 560 Meter langen, zweiröhrigen Tunnel mit je drei Spuren nach Norden und Süden bilden wird, in der Woche wachsen. Zunächst passiert das auf der Westseite, also in Fahrtrichtung Elbtunnel. Die Bauarbeiter bauen erst den West- und dann den Osttunnel. Um 1,10 Meter haben sie die alte Fahrbahn abgesenkt, um mit dem Deckel in etwa das Niveau zu den direkt angrenzenden Wohngebieten und Straßen zu halten. Bis Ende dieses Jahres soll dann das erste Teilstück, das von der Heidlohstraße bis über die Frohmestraße hinaus führt, fertig sein.

Hamburgs Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) auf dem ersten A7-Deckel-Teilstück
Hamburgs Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) auf dem ersten A7-Deckel-Teilstück © dpa | Daniel Bockwoldt

„Anschließend werden die Belüftung, die Beleuchtung und die Sicherheitstechnik eingebaut und der Probebetrieb wird starten“, sagt Bernd Rothe vom bundeseigenen Planungsunternehmen Deges. In einem Jahr, also im September 2017, soll dann der Nord-Süd-Verkehr, der jetzt noch parallel zur Tunnelbaustelle entlangläuft, unter der Weströhre hindurchfließen. Der Effekt für die Schnelsener wird sich sofort einstellen: Der Straßenlärm verschwindet unter dem Deckel. Komplett fertig sein wird der Abschnitt allerdings im Dezember 2018. Dann erst wird auch die Oströhre in Betrieb gehen.

Ursprünglich war für den Schnelsener Abschnitt lediglich eine Schallschutzmauer geplant. Nur dafür gibt es Mittel vom Bund. Hamburg zahlt nun 70 Millionen Euro dazu, um einen Tunnel zu bauen, der nicht nur den Lärm in einem viel stärkeren Maße reduziert, sondern auch den Stadtteil wieder zusammenwachsen lässt und unter anderem Grün- und Sportflächen schafft.

„Für mich hat dieser Tag Symbolkraft“, sagte Verkehrskoordinator Gerhard Fuchs am Montag. Er erinnerte daran, dass nun erstmals sichtbar werde, was eine Bürgerinitiative vor mehr als 20 Jahren angestoßen hatte. „Ohne Dach ist Krach“ hieß die Initiative, die sich 1994 gegründet hatte. Ursprünglich ging es um eine Überdeckelung der A 7 im Bereich Bahrenfeld und Othmarschen.

In Stellingen entsteht der breiteste Tunnel Europas

Nun sind daraus drei Tunnel geworden. Und die Projekte gehen zeitlich ineinander über. So beginnt im Januar 2017 der Deckel-Bau im Bereich Stellingen. 890 Meter wird dieser Tunnel lang sein, der ebenfalls je Richtung eine Röhre hat. Verkehrskoordinator Fuchs weist darauf hin, dass hier „der breiteste Tunnel Europas“ entstehen werde – 46,30 Meter. Grund für die Dimension: Die A 7 wird an dieser Stelle achtspurig ausgebaut. Hinzu kommen die Auf- und Abfahrten Stellingen sowie Standstreifen. Das macht die A 7 auf einem Teilstück zu einer zwölfspurigen Autobahn. Ende 2020, so die bisherige Planung, soll der Stellinger Deckel fertiggestellt sein. Die Kosten dafür trägt allein der Bund.

Anders ist es beim dritten, dem Altonaer Deckel. Hier ist der Bund verpflichtet, lediglich 740 Meter zu bezahlen. Hamburg aber will 2230 Meter haben – von der Behringstraße bis in den Volkspark. Und dieses Vorhaben wird viel Geld kosten. Die Wirtschaftsbehörde rechnet mit 193 Millionen Euro. 111 Millionen Euro erhofft man sich durch den Verkauf von Wohnungsbauflächen. Die restlichen 82 Millionen Euro würden über den Haushalt der Hansestadt finanziert. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte diesen Betrag Anfang des Jahres als „überschaubar“ bezeichnet. Voraussetzung für den langen Deckel aber ist der Wohnungsbau. So hat sich der Bezirk Altona verpflichtet, den Bau von 2500 Wohnungen rechtlich zu regeln. Nur so kann die Rechnung aufgehen. Auf dem Dach des Tunnels wird rund 14 Hektar Grünfläche entstehen. Ein Teil der 530 Kleingärten, die wegen des geplanten Wohnungsbaus verlagert werden müssen, werden dort angesiedelt. Geplanter Baubeginn ist im Jahr 2020. Fünf Jahre später sollte der Deckel fertig sein.

Es ist schon lange erklärter politischer Wille, dieses Vorhaben zu stemmen. Nach Abendblatt-Informationen wird der Senat den Bau des verlängerten Tunnels am 20. September beschließen.

Wie wichtig die Deckel für die Anwohner sind, zeigt sich an den Zahlen über das Verkehrsaufkommen auf der A 7. Als die Autobahn Anfang der 70er-Jahre gebaut wurde, gingen die Planer von rund 40.000 Fahrzeugen am Tag aus. Bei der Eröffnung des Elbtunnels im Januar 1975 wurden bereits 60.000 Fahrzeuge gezählt. Heute gehört die A 7 zwischen Elbtunnel und dem Dreieck Nordwest mit bis zu 155.000 Fahrzeugen am Tag zu den meistbefahrenen Autobahnteilstücken Deutschlands.