Hamburg. Im Rahmen des Sommerprogramms der Altonaer Grünen werben Anja Hajduk und Anjes Tjarks bei einer Radtour für den A-7-Deckel.

Am Lutherpark in Bahrenfeld wird die historische Dimension des geplanten Bauwerks am ehesten spürbar. Die Turmuhr der Lutherkirche überragt die mächtigen Kiefern und Rhododendronsträuche, eine Wiese lädt zum Picknick ein. Wenn, ja wenn nicht der Lärm der benachbarten A 7 die Idylle so sehr stören würde.

„In wenigen Jahren wird diese Autobahn unter der Erde verschwunden sein“, sagt Anjes Tjarks, Fraktionschef der Grünen in der Bürgerschaft. Seine Parteifreundin, die Bundestagsabgeordnete Anja Hajduk, nickt und sagt: „Die Anstrengungen der vergangenen Jahre werden sich auszahlen.“

Am Sonnabend baten Tjarks und Hajduk im Rahmen des Sommer­programms der Altonaer Grünen zu einer ungewöhnlichen Fahrradtour. Die Resonanz war wohl auch angesichts der Hitze sehr überschaubar – nur ein Pärchen sowie eine ältere Dame mit einem E-Bike radelten mit. Eigentlich nicht nur aus grüner Sicht schade. Denn wann bekommt man schon die Gelegenheit zum Anschauungsunterricht für ein Projekt, das Hamburg so sehr verändern wird? Mit zwei Politikern, die entscheidend beteiligt waren: Tjarks als Spitzenmann der Grünen in den Verhandlungen mit der SPD in der Bürgerschaft, Hajduk als ehemalige Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt.

Hajduk erinnert sich genau an den Tag im November 2008, als ein Beamter aus ihrer Behörde die frohe Botschaft überbrachte: „Der Bund hat zugestimmt, wir können den Deckel bauen.“ Olaf Scholz, damals Minister für Arbeit und Soziales im Merkel-Kabinett, habe die Abendblatt-Schlagzeile „Nach 20 Jahren Planung: A-7-Deckel zum Greifen nah“ alles andere als goutiert und im Doppelpass mit dem Verkehrsministerium ein Dementi veranlasst. Tenor: Es gebe keine Finanzierungszusage des Bunds, die Senatorin sei über das Ziel hinausgeschossen. Hajduk ist nach wie vor überzeugt, dass die damals oppositionelle Hamburger SPD dem schwarz-grünen Senat den Triumph nicht gönnen wollte.

Vergangenheit: Längst sind Politiker aller politischen Couleur Deckel-Fans. Der Schnelsener Teil des Deckels , mit 560 Metern der kürzeste, wurde 2015 begonnen, erhoffte Fertigstellung 2018. Zum Baustart in Stellingen, hier wird der Deckel 893 Meter lang, kam im April eigens Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), bis 2020 soll der durch die Autobahn getrennte Stadtteil wieder zusammenwachsen. Für das Projekt in Altona, mit 2230 Metern der mit Abstand größte Deckelteil, wartet Tjarks ungeduldig auf die entsprechenden Drucksachen des Senats. Der weitere Gang ist dann wohl nur Formsache, Tjarks hofft, dass 2022 Kleingärten und Grünanlagen die A 7 zwischen Behringstraße/Walderseestraße und Volkspark bedecken werden.

„Und wie ist das mit den Kosten?“, fragt die ältere Dame. Tjarks ist sicher, dass der Stadt eine Kostenexplosion wie bei der Elbphilharmonie erspart bleibe. Die Stadt profitiere zum einen von Bundesmitteln, verpflichtend angesichts der Lärmschutzauflagen durch die Erweiterung von sechs auf acht Spuren. Zum anderen könne man nun die städtischen Grundstücke entlang der Autobahn für den Wohnungsbau verkaufen, sodass der Altonaer Deckel Hamburg mit etwa 80 Millionen Euro belasten werde. Viel Geld, sagt Tjarks: „Aber hier entsteht ein Bauwerk, von dem Generationen profitieren werden.“ Kritisch schaut er dabei auf sein Fahrrad: Es hat einen Platten, vom Volkspark geht es für ihn mit der S-Bahn zurück.