Hamburg. Besucher im Volkspark klagen über Wartezeiten bei der Abreise von HSV-Spielen und Konzerten. Autoverkehr beeinträchtigt auch HVV.
Wenn am kommenden Freitag die britische Pop-Rock-Band Coldplay im Volksparkstadion auftreten wird, dürften die gut 42.000 Fans ein unvergessliches Konzert erleben. Für Hamburgs Verkehrsbetriebe hingegen bedeutet dieser Abend Hochbetrieb. Schließlich gilt es, jene Gäste, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, nach Konzertschluss möglichst rasch nach Hause zu bringen.
Daran gab es zuletzt vermehrt Kritik. Gäste klagten, sie hätten „ewig lange“ warten müssen, um mit einem der Busse mitzukommen. Die Abendblatt-Leserin Cornelia Wempe kritisierte, sie habe fast zwei Stunden für den Heimweg benötigt. Und Gästen des AC/DC-Konzerts vor einigen Wochen fuhr der Schreck in die Glieder, als viele Hundert von ihnen auf dem Bahnsteig standen und ein Bahnbeamter verkündete, dass jetzt die letzte Bahn komme .
Die wichtigste Ursache – darin sind sich alle Beteiligten einig – besteht darin, dass die beiden Arenen und das Volksparkstadion weder an das U-Bahn- noch an das S-Bahn-Netz direkt angeschlossen sind. Die nächstgelegene Station – die S-Bahn-Haltestelle Stellingen – liegt gut 1800 Meter entfernt. Der Fußweg dauert etwa 20 Minuten.
Zudem unterscheiden sich die Situationen vor und nach einer Veranstaltung. Vor Beginn sei in der Regel zwei bis zweieinhalb Stunden Zeit, die Gäste zu transportieren, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Nach einem Konzert oder einem Fußballspiel ist der Andrang für eine kurze Zeit deutlich höher. Im Sommer kommen zudem mehr Gäste mit dem Rad oder zu Fuß. In der Wintersaison, bei schlechtem Wetter oder bei Abendveranstaltungen sind es deutlich weniger.
Das Shuttlebus-System: Um Tausende Menschen innerhalb kurzer Zeit abzutransportieren, setzt die Hochbahn auf ein Shuttlebus-System. Der Bus 380 verkehrt vor und nach einer Veranstaltung zwischen der S-Bahn-Station Stellingen und dem Haltepunkt Sylvesterallee. Dieser liegt zwischen dem Volksparkstadion und der Barclaycard Arena.
Bei Veranstaltungen im Stadion mit bis zu 55.000 Besuchern würden zwölf Gelenkbusse eingesetzt, sagt Michael Müller, Leiter Sonderverkehr bei der Hochbahn. Pro Fahrt könnte jeder Bus bis zu 130 Fahrgäste transportieren. Bei Veranstaltungen in einer der beiden Arenen mit bis zu 15.000 Besuchern seien sechs Gelenkbusse unterwegs. Die Fahrtzeit dauere im Normalfall zwischen sieben und acht Minuten.
„Spätestens 90 Minuten nach dem Konzert wollen wir alle Gäste, die den Bus nehmen, abtransportiert haben“, sagt Michael Müller und fügt hinzu: wenn innerhalb kurzer Zeit viele Menschen aus dem Konzert strömten, dann könne es zu Wartezeiten kommen.
Bei Konzerten und Fußballspielen geht die Hochbahn von bis zu 15.000 Gästen aus, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Heimreise antreten. „Zwischen 20 und 25 Prozent der Besucher nutzen Busse und Bahnen“, sagt Müller. An dem Haltepunkt der Shuttlebusse an der Sylvesterallee könnten zum selben Zeitpunkt zwei Fahrzeuge bestiegen werden und starten. „Dann fahren die Busse die ganze Zeit.“
Probleme würden durch Staus auf der Schnackenburgallee verursacht, sagt Müller. Die entstehen, weil Tausende Gäste zur gleichen Zeit mit ihren privaten Autos die Heimreise antreten. Erschwerend kommt hinzu, dass sich in den vergangenen Monaten die Parksituation rund um das Stadion verschlechtert hat. Mehrere Tausend Parkplätze fielen weg, weil auf den Flächen Unterkünfte für Flüchtlinge errichtet wurden.
Allerdings profitierten die Busse von einer Ampelvorrangschaltung, sagt Müller. Zudem sei die Zusammenarbeit mit der Polizei sehr gut. „Wenn gar nichts mehr geht, werden die Busse über die Fahrbahn des Gegenverkehrs geschleust.“ Nicht zuletzt arbeitet die Hochbahn eng mit den Veranstaltern zusammen. „Sollte ein Konzert mal 15 Minuten länger dauern, können wir darauf reagieren“, sagt Müller.
Problematisch werde es, wenn in der Woche sowohl im Volksparkstadion als auch in einer der Arenen zur gleichen Zeit eine Veranstaltung stattfinde. Dann kollidiere die Anreise der Besucher mit dem Berufsverkehr. Ähnlich sieht das Sebastian Stolz, Sprecher der Barclaycard-Arena. Doppelveranstaltungen seien ein Problem. Ansonsten seien ihm keine Beschwerden von Gästen über eine schleppende Abfahrt bekannt. „Das gegenwärtige System funktioniert gut“, sagt Stolz.
Die S-Bahnen: Nach den Worten von Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis werden bei Veranstaltungen im Volksparkstadion und den Arenen in der Regel vier S-Bahn-Sonderzüge eingesetzt. Darüber hinaus würden auf der Strecke zwischen Altona, Elbgaustraße und Pinneberg reguläre Kurzzüge zu Vollzügen verstärkt und 20-Minuten-Takte zu 10-Minuten-Takte verdichtet. In einen Zug passten bis zu 1.000 Fahrgäste.
Um die Sicherheit zu gewährleisten, setze die DB Sicherheit zusätzliches Personal in Abstimmung mit der S-Bahn ein, so Meyer-Lovis. Zudem würden an der S-Bahn-Station Stellingen zusätzlich Abfertigungshelfer eingesetzt. Außerdem gibt es über die Einsätze rund um Veranstaltungen und Fußballspiele regelmäßig Gespräche zwischen DB Sicherheit, S-Bahn, Bundes- und Landespolizei.
Anreise mit dem Privatauto: Vor allem viele auswärtige Besucher reisen mit dem privaten Auto an. Für Hamburger lohnt sich das kaum, weil die Eintrittskarten in der Regel das ÖPNV-Ticket enthalten. Die Zufahrt mit dem Auto ist im Normalfall komfortabel über die A 7 und die Anschlussstelle Volkspark möglich. Allerdings bilden sich hier aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens regelmäßig vor Beginn oder nach dem Ende einer Veranstaltung Staus.
Hinzu kommt, dass die A 7 derzeit runderneuert wird und daher auf Hamburger Gebiet an mehreren Punkten Dauerbaustelle ist. Betroffen ist auch die Autobahnabfahrt. Wer aus der Innenstadt die Arenen erreichen will, folgt den Hinweisschildern „Arena“.
Die Parkplätze rund um das Volksparkstadion und die Arenen sind mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet. Ein Parkleitsystem gibt übersichtlich Auskunft. Wer einen Parkplatz auf dem Stadiongelände nutzen will, muss 5 Euro Parkgebühr bezahlen; die Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Barclaycard Arena kosten 7 Euro.
Mit dem Fahrrad: Wer Staus oder einen voll besetzten Bus vermeiden will, nimmt das Fahrrad. Inzwischen gibt es rund um Stadion und Arenen reichlich Fahrradparkplätze.