Hamburg . Ein Schuhgeschäft hat bereits dicht gemacht. Auch andere Gewerbetreibende leiden unter Umsatzeinbußen. Bezirksamt unterstützt Anlieger.
Weniger Kundschaft, Umsatzeinbußen, Baulärm: Der Umbau der beliebten Einkaufsstraße im Herzen Eimsbüttels macht den Geschäftsleuten vor Ort schwer zu schaffen. Seit Oktober 2015 prägt der 7,5-Millionen-Euro-Umbau der Osterstraße das Gesicht des Kerngebiets. Vor allem die Baustelle an der Kreuzung Osterstraße/Heußweg hat für viele Ladenbesitzer gravierende Folgen. Quer durch alle Branchen hinweg wird über fallende Umsätze geklagt.
„Wir haben mindestens 25 Prozent weniger Laufkundschaft“, berichtet ein Optiker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Das mache sich natürlich auch in den Zahlen bemerkbar. „Die Auswirkungen sind gravierend“, sagt er. Unter dem Lärm von Baggern und Pressluftbohrern leiden vor allem die Gastronomen. „Die Leute setzen sich wegen des Krachs nicht mehr herein“, sagt Jasmin, Mitarbeiterin einer Bäckerei. Viele Passanten mieden die Osterstraße sogar ganz.
Boutique-Inhaberin hat 70 Prozent Einbußen
Besonders schwer haben es Ladenbesitzer im Heußweg, der seit Anfang Februar an der Kreuzung Osterstraße gesperrt ist. Zudem ist die Osterstraße zwischen Schwenckestraße und Emilienstraße nur noch als Einbahnstraße zu befahren. „Das ist hier einfach nur Wahnsinn“, klagt Tanja Feurich, die im Heußweg 25 ein Damenmodengeschäft betreibt. „Unser Laden war zeitweise komplett von Bauwagen verdeckt und Fußgänger kommen auf dieser Straßenseite nur noch selten entlang.“
Wenn die Umbauten nicht wie angekündigt bis zum Osterstraßenfest Ende April abgeschlossen werden, sieht Feurich für ihre Boutique schwarz. „Wir haben Einbußen von bis zu 70 Prozent“, sagt die Geschäftsfrau. „Eine Verzögerung würde wohl das Aus für uns bedeuten.“
Schuhgeschäft hat Insolvenz angemeldet
Ihr Nachbar, das Schuhgeschäft Via Roma, hat bereits das Handtuch geworfen. „Ich musste wegen der Baustelle Insolvenz anmelden“, behauptet Norbert Fischer, Inhaber von bisher drei Schuhläden. „Die Baustelle hat meine Existenz ruiniert.“ Monatelang habe er gekämpft, aber zum Schluss habe er kaum Miete und Gehälter zahlen können.
Norbert Fischer gibt der Politik die Schuld an seiner Misere. Jahrelang habe es vor dem Laden immer wieder Baustellen gegeben. Beim Bezirksamt Eimsbüttel hatte er nun einen Antrag auf Entschädigung gestellt. Doch dieser sei abgelehnt worden, weil die Umsätze schon seit zwei Jahren heruntergegangen seien.
Anlieger nehmen an Rundem Tisch teil
Beim Bezirksamt ist der Fall bekannt. „Ja, der Antrag wurde abgelehnt“, sagte eine Bezirksamtsprecherin. Jede Woche gebe es einen Runden Tisch, bei dem auch Gewerbetreibende und Anwohner ihre Anliegen vortragen können. „Das läuft super“, sagt die Behörden-Sprecherin. „Wir tun alles, was geht, um den Betrieb rund um die Baustelle am Laufen zu halten.“ Wenn es etwa darum geht, einen Baucontainer ein paar Meter zu versetzen, könne das meistens schnell umgesetzt werden.
Ja, das Gestöhne der Gewerbetreibenden sei da, räumt Niels Böttcher, Vorstandsmitglied des Vereins Osterstraße e.V., ein. „Aber mir ist nicht bekannt, dass jemand um seine Existenz bangt. Und ich hoffe, dass alle die schwierige Zeit bestehen werden.“ Der Schuhladen ist bisher also ein Einzelfall. „Und vom Gefühl her, war es da schon vorher recht leer“, sagt Böttcher. Der Osterstraßenverein habe versucht zu helfen, aber der Schuladen sei zu spät auf den Verein zugekommen.
Kreuzung ist bis zum Osterstraßenfest fertig
Dass es während der Bauphase Probleme gibt, sei klar, sagt Niels Böttcher. „Aber wenn die Straße nicht attraktiv gemacht wird und sich neu erfindet, kann das auf Dauer auch geschäftsschädigend sein.“ Als Negativ-Beispiele nennt er das Eidelstedt-Center. Die Rechnung klingt einfach: „Wenn die Aufenthaltsqualität gesteigert wird, kommen auch mehr Kunden und der Umsatz steigt“, sagt Böttcher.
Geschäftsleute, mit denen der Osterstraßenverein in Kontakt ist, sind zwar genervt, aber blicken auch optimistisch in die Zukunft. „Sie sagen sich: Wir müssen da durch und hinterher wird es viel schöner als vorher sein“, so Böttcher. Zudem sei das schlimmste überstanden, wenn die Karstadt-Kreuzung fertig sei. Bis zum Osterstraßenfest am 23. und 24 April soll dieser Teil fertig sein. „Dann feiern wir alle erst mal.“
Nach den Bauabschnitten gibt es Partys
Um den Gewerbetreibenden ein positives Signal zu geben, wird jetzt häufiger angestoßen und gefeiert. Der Verein hat beschlossen, einzelne fertige Bauabschnitte jeweils mit einem Straßenfest zu feiern. Spätestens im Juni soll die linke Seite stadteinwärts des Abschnitts Heußweg bis Emilienstraße fertig sein, im August die rechte Seite. Geplant ist, dass nach beiden Abschnitten ein kleines Straßenfest mit den ansässigen Geschäftsleuten und Bewohnern veranstaltet wird. „Unsere Idee ist, eine lange Tafel etwa auf dem Fanny-Mendelssohn-Platz aufzubauen“, sagt Böttcher. Die Gewerbetreibenden könnten dann an Ständen Getränke und Essen anbieten.
Auch Bezirkschef Torsten Sevecke (SPD) befürwortet die Aktion. „Die Idee ist richtig gut und wird vom Bezirksamt unterstützt“, so Sevecke. Die konkreten Termine für die beiden Straßenpartys stehen noch nicht fest.