Hamburg. Muhamad A. soll aus religiösen Gründen einen Mitbewohner attackiert haben. Er hätte eigentlich nicht in Hamburg sein dürfen.

Gegen den Afghanen Muhamad A., der einen iranischen Konvertiten am Sonntagabend in der Notunterkunft am Hörgensweg in Eidelstedt offenbar aus religiösen Gründen mit einem Teleskopschlagstock schwer verletzt hat, wurde am Dienstag Haftbefehl erlassen. „Wir wissen, dass der Mann erstmals in Bayern erfasst wurde und für die Unterbringung in Chemnitz zugeteilt war. Er hielt sich unrechtmäßig in Eidelstedt auf“, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin.

Etwa 15 bis 20 weitere Bewohner der Unterkunft halfen Muhamad A., unmittelbar nach der Tat an den Wachleuten vorbei zu entkommen. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Strafvereitelung eingeleitet. Als die Beamten am Sonntagabend am Hörgensweg eintrafen, konnten sie die Männer inmitten der 800 Bewohner jedoch nicht mehr eindeutig identifizieren. Von Muhamad A. fehlt weiterhin jede Spur.

Senatorin will Gewalt unter Flüchtlingen nicht dulden

Das Opfer Amirali H. wurde nach seinem Aufenthalt im Krankenhaus bereits in einer anderen Unterkunft untergebracht. Die Führungskräfte von „Fördern & Wohnen“ hielten nach dem Vorfall eine fünfstündige Konferenz mit allen etwa 800 Bewohnern im Hörgensweg ab. „Es ist dort keineswegs so, dass sich Christen und Muslime generell anfeinden“, sagte Sprecherin Susanne Schwendtke. Es sei sogar der ausdrückliche Wunsch der Bewohner gewesen, in der bisherigen Mischung weiter gemeinsam in der ehemaligen Baumarkthalle zu bleiben. Die Unterkunftsleitung ließ einen neuen Regelkodex von allen Flüchtlingen in der Unterkunft unterschreiben. „Vorsorglich wurde der Wachdienst vor Ort verstärkt, der Angriff am Sonntag ist aber eindeutig ein trauriger Einzelfall“, sagte Schwendtke.

Streitereien in Flüchtlingsunterkünften stellen die Polizei jedoch vor eine Belastungsprobe. „Diese Häufigkeit an Schlägereien ist für die Beamten nicht mehr lange durchzuhalten“, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Gerhard Kirsch. Auch Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft warnte vor einem „Kollaps“. Die Polizeiführung hält an ihrem „flexiblen Konzept“ fest. Demnach werden bei Konflikten ringförmig Peterwagen zusammengezogen. Die Gewalt unter Flüchtling sei „überladendes Thema“ in allen Besprechungen, heißt es aus dem Präsidium. Sie sei aber nicht unbedingt den Flüchtlingen, sondern der Situation vor Ort geschuldet. „In solchen Unterkünften ist Gewalt zwangsläufig“, hieß es. (crh/zv)