Lokstedt. Zwischen Eppendorf und Lokstedt entsteht der Süderfeldpark auf dem einstigen Bauhof. Ein Diebstahl brachte die Bodensanierung voran.
Es ist ein ambitioniertes Projekt, und es soll mit einem Symbol gekrönt werden: Wenn im Frühjahr 2016 endlich mit dem Bau von 395 Wohnungen auf dem alten Deponiegelände an der Süderfeldstraße in Lokstedt begonnen werden kann, soll die aufwendige Reinigung des tief vermüllten Bodens weithin sichtbar sein. Über die schmutzige Gegend von einst soll Gras wachsen.
Ein Park wird auf dem etwa sieben Fußballfelder großen Gelände entstehen, an den Fassaden sollen sich Pflanzen ranken – und alle Häuser werden grüne Dächer haben. Das Filetstück zwischen Lokstedt und Eppendorf, das nach der Nutzung als Bauhof seit Jahren vor sich hinrottet, soll Singles, Familien und Studenten anziehen.
Der Löwenanteil werden 3-Zimmer-Wohnungen sein
Denn die Lage zwischen UKE und Corvey-Gymnasium ist gleichzeitig ruhig und zentral. Hier wird ein Wohndorf (Süderfeldpark) entstehen mit wenigen Stadthäusern sowie Ein-, Zwei-, Drei- und Vierzimmer-Wohnungen, wobei die mit drei Zimmern (128) den Löwenanteil bilden werden. Fast alle werden zur Miete sein, ein Drittel wird öffentlich gefördert (6,20 bis 8,20 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter). Studentenbuden kosten ab 240 Euro.
Das UKE hat für Azubis und Ärzte bereits großen Bedarf angemeldet. Eine Fahrradstation wurde schon eingerichtet, ungewöhnlich abseits des Kernbereichs Eimsbüttel. In der Tiefgarage werden Autos im Car-Sharing angeboten, eine eigene Erschließungsstraße soll den Verkehr in den engen Straßen zwischen Lokstedter Steindamm und Osterfeldstraße besser verteilen helfen.
Hier befand sich eine Mülldeponie – jetzt wird entgast
Projektentwickler Henrik Diemann (Metropolgrund) ist erleichtert, dass die sogenannte Entgasung der alten Hausmüll- und Schuttdeponie nach Plan verläuft. Anwohner sowie Lehrer und Schüler des Corvey-Gymnasium fürchteten bereits, sie säßen neben einer tickenden Umweltbombe. „Die Zwischenmessungen sind positiv“, so Diemann. An einigen Stellen müsse der Boden allerdings komplett ausgetauscht werden. Ein Jahr lang müssten die Werte stabil seien. Die Umweltbehörde bestätigte den Trend. Das Gelände wurde von 1935 bis 1976 als Mülldeponie für Boden, Bauschutt, Haus und Sperrmüll, aber auch für Kriegstrümmer genutzt.
21 Bodenluft-Absauganlagen stehen auf dem Gelände inmitten eines dicht bebauten Wohngebiets, dazu zehn Kontrollpegel. Seit zwei Jahren „entgasen“ sie den Boden von Kohlendioxid und Methan. Die Gutachter der Behörde warnen auch: „Bei einer Umnutzung zu Wohnzwecken ist es jedoch sicherzustellen, dass es nicht zu einem Kontakt von Menschen mit Böden des Deponiekörpers kommt, z. B. auf Spielplätzen und unversiegelten Freiflächen. Im Zuge der geplanten Neubebauung des Sanierungsgebietes sind die anfallenden Aushubböden ordnungsgemäß zu beseitigen bzw zu verwerten. Eine Gefährdung des Grundwassers besteht nicht.“
Wenn saniert werde wie vorgesehen, „wird von der ehemaligen Deponie keine Gefährdung für die Wohnnutzung auf dem Gelände ausgehen“.
Ein Diebstahl brachte die Sanierer voran
Ein kleines Indiz für den guten Fortschritt der Sanierung brachte ein Zwischenfall: Vor einem Jahr wurde das Hauptstromkabel der Anlage gestohlen. Unbemerkt gab es vier Wochen gar keine Entgasung. Die Werte waren jedoch „bodentypisch“, wie die Gutachter schreiben. Offenbar hatte sich kein neues Bodengas gebildet.
Gase im Boden oder sogar gesundheitsgefährdende Altlasten sind an vielen Stellen in Hamburg ein Thema, an denen schicke Wohnhäuser wachsen sollen. In unmittelbarer Nähe des Süderfeldparks, an der Tarpenbek Richtung Groß Borstel entstehen demnächst sogar 750 Wohnungen am alten Güterbahnhof. Die Belastungen dort sind „bahntypisch“, wie die Umweltbehörde dokumentiert: Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW) finden sich dort, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffen (PAK) sowie Schwermetalle. Auch hier kann gebaut werden, die Sanierung wird aber streng überwacht, die Kosten tragen die Bauherren.
Für die Süderfeldstraße werden die Pläne demnächst öffentlich ausgelegt, die Bezirksversammlung Eimsbüttel muss dann die Bebauung beschließen, 2019 soll das gesamte Projekt fertig sein. Dass die Nachfrage nach Wohnraum abebben könnte, sieht Projektentwickler Diemann noch nicht kommen. „Citynah gelegene und beliebte Stadtteile wie Lokstedt werden weiter boomen.“