Niendorf . Denkmalgeschütztes Anwesen mitten im Niendorfer Gehege sucht neue Eigentümer. Prominente Kaufleute und Schauspieler lebten hier.
Es kommt äußerst selten vor, dass eine so imposante Immobilie auf den Markt kommt: Jetzt steht eine herrschaftliche Villa mit 23 Zimmern, Heimkino, Sportstudio auf mehr als 670 Quadratmetern reine Wohnfläche auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück mit Innenstadtnähe zum Verkauf.
Mitten im Niendorfer Gehege gelegen, kennen viele Spaziergänger und Anwohner das gut abgeschirmte Haus, das wegen seiner historischen Bausubstanz und Geschichte denkmalgeschützt ist. Die jeweiligen Eigentümer, darunter Kaufleute, Großfamilien und berühmte deutsche Schauspieler, schätzen die ländlich anmutende Idylle und Privatsphäre und haben das Anwesen hochmodern ausgebaut und liebevollst gepflegt.
„Das Anwesen sucht tatsächlich seinesgleichen“, sagt Till Doellerdt, der das Haus als Makler für die Firma Restinge betreut. „Es gibt bundesweit höchstens fünf solcher Objekte in dieser Lage und Größe.“ Restinge hat sich auf Immobilien mit Denkmalschutz spezialisiert, die Villa passe zu den anderen, hochpreisigen Projekten im Portfolio. Wer besitzt aktuell die Supervilla? „Um die Privatsphäre der aktuellen Eigentümer zu wahren, halten wir über die Identität der Personen Stillschweigen“, sagt Doellerdt nur.
Durchaus üblich sei es, dass in dieser Liga etwas mehr vom Makler geboten würde, als ein einfacher Eintrag bei den gängigen Immobilienplattformen im Internet. „Bei 6,25 Prozent Courtage sollten beide Seiten glücklich sein“, sagt Doellerdt, der für das Haus in Niendorf neben einer eigenen Website und einem gebundenen Buch sogar einen Kurz-Film drehen ließ. Die Klaviermusik, mit dem der Film unterlegt ist, wurde sogar eigens dafür komponiert.
Eine Immobilie mit Vergangenheit
Wer die Villa kauft, der erwirbt nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern eine Immobilie mit Vergangenheit, mit einer besonderen Hamburg-Geschichte: Der bekannte Hamburger Architekt Ernst P. Dorn plante das Haus Ende des 19. Jahrhunderts für den damaligen Direktor der Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG), Johann Theodor Merck. Im Besitz seiner Familie waren große Teile des Niendorfer Geheges und – wie damals durchaus üblich – ließ er sich auf diesem familieneigenen Grund einen Landsitz erbauen, den er vorerst nur als Sommerresidenz bewohnte.
Er hatte es wie viele wohlsituierte Hamburger Kaufleute – darunter auch die bekannte Bankiersfamilie Gossler – gemacht, die seit dem 19. Jahrhundert begannen, in Niendorf Grund und Boden aufzukaufen, Bäume und Pflanzen zu setzen und repräsentative Parks zu entwickeln. „So muss man sich das damalige Niendorfer Gehege weniger als Wald, sondern eher als eine Aneinanderreihung von großzügigen Parks und Gärten inklusive ihrer Villen vorstellen“, erklärt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Erst später nutzten die jeweiligen Eigentümer ihre Anwesen dauerhaft.
So auch das ungewöhnlich große Landhaus, das so entworfen wurde, dass hier Gäste empfangen werden konnten: „Der Mittelrisalit, also der Gebäudevorsprung, die Treppen, das Schleppdach, die Säulen und auch die innere Raumaufteilung mit Gartensaal und Treppenbaus machen deutlich, dass das Gebäude auf Repräsentation angelegt war“, so Isermann. Einzig von dem ursprünglich parkartigen Garten sei leider nicht viel erhalten. Dennoch: „Das Denkmal hat sich dennoch in einem hervorragenden Zustand erhalten und wurde in den vergangenen Jahren liebevoll gepflegt“, sagt Isermann.
„Kaufpreis auf Anfrage“ heißt es im Internet über das Haus. Warum gibt es keine ausgewiesenen Summe? „Damit wollen wir die sogenannten ,Schaufensterkunden’ herausfiltern, die sich nur einfach mal das Anwesen zeigen lassen wollen. Wir möchten natürlich nur mit Interessenten mit echten Kaufabsichten zusammenarbeiten“, so Doellerdt.
Für die Villa wird ein Kaufpreis von 3,99 Millionen Euro gefordert
Er verrät dann aber doch, dass der Preis bei 3,99 Millionen Euro liege. Allerdings nur für die Immobilie, nicht für den Grund, auf dem es steht. Denn auf dem Grundstück liegt das Erbbaurecht, besser bekannt als Erbpacht. Das bedeutet: Der Grund gehört in diesem Fall der Stadt, die diesen für einen Erbbauzins verpachtet – auf 99 Jahre. Rund 80 Jahre läuft der Vertrag noch.
Seit Ende letzten Jahres steht das Objekt zum Verkauf, rund zwanzig Besichtigungen gab es schon. Doch noch hat sich kein neuer Eigentümer gefunden. Nach Absprache mit dem Makler könne das Anwesen jederzeit besichtigt werden, da die aktuelle Eigentümer-Familie bereits ausgezogen sei.