Der Verkauf des Anwesens ist vom Tisch. Initiative verhandelt mit Saga. Sollte noch im Oktober unterzeichnet werden, könnte die Restaurierung schon in diesem Jahr an Veranda und Terrasse beginnen.

Hamburg. Kehrtwende im Fall der vernachlässigten Villa Mutzenbecher im Niendorfer Gehege: Das im Wald gelegene Haus – um 1900 von Albingia- und Hamburg-Mannheimer-Gründer Hermann Mutzenbecher als Haus für die Sommerfrische in Auftrag gegeben – soll nicht mehr verkauft, sondern für 30 Jahre vermietet werden.

Das kündigt jetzt die Initiative an, die die Villa als Lern- und Kulturhaus revitalisieren will. Demnach werde gerade mit der Saga über einen Mietvertrag verhandelt. Sollte noch im Oktober unterzeichnet werden, könnte die Restaurierung schon in diesem Jahr an Veranda und Terrasse beginnen. „Das wäre wichtig, da wir von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz insgesamt 90.000 Euro Fördermittel bewilligt bekommen haben“, sagt Andreas Reichel von der Initiative. „30.000 Euro für dieses Jahr würden andernfalls verfallen.“ Wie berichtet, wurde die geschichtsträchtige Villa von der Saga jahrelang sich selbst überlassen. Vernagelte Fenster, morsche Fußböden und Ameisenbefall waren die Folge. Das einst prächtige Gebäude schien nach Ansicht der Finanzbehörde ein klarer Fall für den Abrissbagger zu sein. Der Backsteinbau ähnelte zunehmend einem Geisterhaus. Sanierungskosten: 870.000 Euro.

Weil sich ein letzter Mieter aber seit Jahren standhaft weigert auszuziehen, und es Bestrebungen gab, das Haus zu retten, schrieb die Finanzbehörde das Haus vor zwei Jahren zum Verkauf aus. Fünf Bieter hatten sich im Interessenbekundungsverfahren um eine Nutzung der Villa bemüht. Wohnen und Gewerbe waren von vornherein ausgeschlossen worden, eine wald- und naturnahe Nutzung wurde verlangt. Übrig blieben Gerd Knop, Reinhard Kahl und Andreas Reichel, die eine Stiftung Mutzenbecher-Villa gründen wollten. Das Konzept: Schüler der Niendorfer Stadtteilschule sollen das Haus unter Anleitung von Handwerkern, Berufsschülern und Architekturstudenten der HafenCity-Universität denkmalgerecht in eine Art Bildungsstätte sanieren. Seminare, Ausstellungen oder Projektarbeit seien denkbar. Doch die Verhandlungen über den Kauf stockten, die Behörde monierte den Finanzierungsplan.

Deshalb habe sich die Stadt nun entschlossen, auf ein langfristiges Mietkonzept zu setzen. Etwa 700 Euro pro Monat dürften für die Villa fällig werden. „Wir hoffen, im Oktober zu einem Abschluss zu kommen“, sagt Andreas Reichel. Zumal auch Unterstützung von der TheoPrax-Initiative der Fraunhofer Gesellschaft kommt. Damit werden technisch-naturwissenschaftliche Tätigkeitsbereiche für Schüler gefördert. Am 12.Dezember soll ein Kooperationsvertrag unterschrieben, die Villa zum TheoPrax-Zentrum werden.

Das Denkmalschutzamt nannte das Konzept, hinter dem auch die Vereine Werte erleben und Archiv der Zukunft stehen, „interessant“. Auch Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) ist grundsätzlich zuversichtlich, dass der Plan aufgeht. „Der Bezirk setzt sich für das Konzept ein. Aber die Finanzierung muss stehen.“