Hamburg. Hohe Mieten, viele Demos: Das traditionsreiche Einrichtungshaus, seit 1949 an der Nobelmeile ansässig, zieht an das Alsterufer.

Bornhold ist wohl das traditionsreichste Einrichtungshaus in der Hansestadt. Seit Generationen kauft hier die feine Hamburger Gesellschaft ihre Möbel oder lässt sich ganze Häuser einrichten. Seit fast 100 Jahren gibt es das Unternehmen, seit 1949 ist Bornhold am Neuen Wall im Paulsen-Haus auf 1800 Quadratmetern ansässig – und damit das größte Geschäft am Neuen Wall.

Doch jetzt ist Schluss: „Wir werden im kommenden Jahr den Neuen Wall verlassen, unser Mietvertrag läuft im September 2016 aus“, bestätigt Inhaber Wilko Schwitters auf Abendblatt-Anfrage.

Aber das bedeutet nicht das Ende des Traditionshauses, denn der Mietvertrag für einen neuen Standort am Alsterufer 1 nahe der Kennedybrücke ist schon unterschrieben. Hier wird Bornhold in einen Neubau und in gute Gesellschaft ziehen: Hauptmieter der Büroflächen ist die international tätige Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers (PwC); auch eine Gastronomie­ soll es in dem Gebäudekomplex geben.

Der genaue Zeitpunkt für die Neueröffnung steht noch nicht fest: „Zwischen April und August ist geplant. Wir werden alle Einrichtungsgegenstände am Neuen Wall abverkaufen und an der Alster eine komplett neue Kollektion präsentieren“, kündigt Schwitters an.

Auf den Umzug freut man sich: „In den neuen Räumlichkeiten wird es heller und großzügiger sein. Endlich haben wir auch eigene Kundenparkplätze“, sagt Schwitters, der Bornhold im Jahre 2009 übernommen hatte und 28 Mitarbeiter beschäftigt. Der Unternehmer wirkt sehr zufrieden: „Dass wir umziehen, war für mich schon längere Zeit klar. Denn zu den neuen Konditionen wäre die Fläche am Neuen Wall für uns nicht mehr wirtschaftlich gewesen“, so Schwitters.

Für Schwitters steht fest: „Die ­Adresse Neuer Wall ist für internationale Designer wichtig, aber nicht für uns. Denn wir haben keine Laufkundschaft, die mal eben spontan eine Couch kauft.“ Wer zu Bornhold komme, mache das gezielt. Sein Haus lebe von der Stammkundschaft und die werde auch gerne zum Alsterufer kommen und sich über die entspannte Parkplatzsituation freuen.

Das Schwitters nun an den Rand der Innenstadt zieht, sieht er als klaren Vorteil: „Dann sind wir nicht mehr von den Demonstrationen betroffen, die Wochenende für Wochenende die City lahmlegen. Das bedeutet für uns jedes Mal finanzielle Einbußen, weil unsere Kunden keine Lust haben, dann ins Zentrum zum Einkaufen zu kommen.“

1200 Quadratmeter ist die neue Fläche mit Alsterblick groß und Schwitters gerät ins Schwärmen: „Wir haben künftig das Erdgeschoss und die erste Etage als Präsentationsfläche und kein Souterrain mehr wie am Neuen Wall. Wir können die Ware in den großzügigen Räumlichkeiten mit imposanter Glasfront viel besser präsentieren“, sagt Schwitters. Künftig soll es auch eine Bibliothek mit Fachliteratur zum Thema Einrichten geben: „Die Kunden können sich dann in aller Ruhe bei einem Kaffee mit der Materie beschäftigen. Wir wollen den Einkauf zum Erlebnis werden lassen. Auch regelmäßig zu Fachvorträgen in die Bibliothek einladen.“

Aber was wird aus der Bornhold-Fläche? 1800 Quadratmeter sind für einen Einzelhändler zu groß.

Nach Abendblatt-Informationen sollen aus den Verkaufsräumen zwei Flächen werden. Ein Makler hat bereits mit der Vermarktung des Objekts begonnen.

Am Neuen Wall stehen bereits drei Flächen leer (wir berichteten). Allerdings gibt es nach Auskünften von Maklern auch zahlreiche Luxusmarken, die Interesse daran haben, ein Geschäft am Neuen Wall anzumieten.

Auf dem Prachtboulevard sollen Spitzenmieten von bis zu 280 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Hier haben bereits zahlreiche Nobelmarken ihre Geschäfte. Der Einzelhandel in diesem Viertel wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut. Denn die ehemalige Stadtentwicklungsbehörde wird zum Stadthöfe-Quartier umgebaut, auch hier sollen von 2017 an zahlreiche Geschäfte eröffnen.