Der Senat will den Kreisverkehr umbauen. Die Initiative „Hände weg vom Klosterstern“ wächst, denn Anwohner und Gewerbetreibende befürchten Parkplatznot und Umsatzeinbuße am Eppendorfer Baum.
Hamburg. Vor ein paar Wochen hätten sich die Geschäftsleute am Eppendorfer Baum auch nicht träumen lassen, einmal Teil einer Gegenbewegung zu werden. Im bürgerlichen Milieu, an der Grenze von Harvestehude zu Eppendorf, laufen die Geschäfte eigentlich gut. In den feinen Altbauten sind die Umsätze auskömmlich, die Stammkunden zahlreich. Doch jetzt protestiert der Fleischer neben dem Gemüsehändler, die Apothekerin neben der Weinhändlerin, zudem wissen die Widerständler 1000 Anwohner hinter sich. Denn bald sollen Baumaschinen anrücken, und das fürchten Gewerbetreibende und Anwohner.
Wie in anderen Teilen Hamburgs – etwa auf der Uhlenhorst oder in Winterhude – erfährt der Senat auch in Harvestehude schon in einer frühen Planungsphase massiven Gegenwind bei einem Bauprojekt. Konkret richtet sich der Unmut der Geschäftsleute vom Eppendorfer Baum gegen das Vorhaben der Verkehrsbehörde, den nahen Klosterstern umzubauen. Die Argumentation des Amtes: Der viel befahrene Kreisverkehr sei in die Jahre gekommen, die Fahrbahn dringend sanierungsbedürftig, die Zahl der Unfälle hoch. Schon allein die Überlegung der Behörde, beim Umbau den Grünzug im Kreisverkehr zu stutzen und die Zahl der momentan 100 Parkplätze zu reduzieren, beunruhigt die Anwohner. Zumal ihre Einkaufsstraße, der Eppendorfer Baum, gleich mit umgestaltet werden soll. Einspurige Zufahrten zum Klosterstern, ein Fahrstuhl für den barrierefreien U-Bahn-Zugang sowie neue Buswarteplätze – das sind die Pläne.
1000 Unterschriften haben die Geschäftsleute schon gegen diese Pläne gesammelt, eine Initiative „Hände weg vom Klosterstern!“ soll entstehen. Claas Habben, Inhaber der Fleischerei Beisser, sagt: „Wir fühlen uns von der Behörde einfach nicht abgeholt.“ Er befürchtet nach einem Umbau zunehmende Parkplatznot und noch weniger Ladezonen für die Geschäfte. Es drohten Umsatzeinbußen, sollten die Pläne der Behörde Wirklichkeit werden. Die Front der Gewerbetreibenden wünsche sich vor allem eine ergebnisoffene Diskussion.
Gegen den geplanten barrierefreien Zugang zur U-Bahn hätten die Anwohner nichts. „Aber es besteht keine Notwendigkeit, den Klosterstern komplett umzubauen“, sagt Britta Hillers vom Weinhaus Gröhl. „Der Verkehr fließt doch.“ Mehr Sicherheit für Radfahrer – eine Begründung der Behörde, das Rondell umzubauen – könne auch mit besserer Beschilderung erreicht werden, sagt Claas Habben. Es werde momentan grundsätzlich zu viel für Radfahrer und zu wenig für die restlichen Verkehrsteilnehmer gemacht, kritisiert Frank Tamaschke vom Fischladen Schmidt. Michael Westenberger, Fraktionsvize der CDU in der Eimsbüttler Bezirksversammlung, moniert die Pläne der Verkehrsbehörde ebenfalls: „Ohne Not soll ein funktionierender Klosterstern umgebaut werden, nur um ein zweifelhaftes Fahrradkonzept umzusetzen.“ Sieben Varianten wurden der Politik bisher vorgestellt, alle seien „wenig sinnreich“. Erreichbarkeit und Parkplätze seien die wesentlichen Argumente für die nahen Einkaufsstraßen. „Diese Pläne tragen dazu bei, ohnehin rar gewordenen inhabergeführten Geschäften das Leben schwer zu machen.“ Deshalb will die CDU einen solchen Eingriff nur mit der Zustimmung der Bevölkerung dulden. Ein entsprechender Antrag in der Bezirksversammlung Eimsbüttel sollte dem Nachdruck verleihen. „Wir erwarten und fordern eine öffentliche Anhörung im Stadtteil“, sagt Westenberger.
Eine öffentliche Veranstaltung habe die Behörde längst zugesagt, erwidert Gabor Gottlieb, Fraktionsgeschäftsführer der SPD in der Bezirksversammlung. „Deshalb haben wir den CDU-Antrag auch an den Kerngebietsausschuss überwiesen.“ Bezirksverwaltung und Politik hätten von der Verkehrsbehörde ohnehin bis Ende Oktober Zeit bekommen, ihre Stellungnahmen zu den vorgestellten Plänen abzugeben. In der Diskussion werde demnach gerade der zweite Schritt vor dem ersten gemacht, sagt Gottlieb. Denn nach den Stellungnahmen gebe es ohnehin eine öffentliche Diskussion. Grundsätzlich, so Gottlieb, halte er den Umbau des Klostersterns für sinnvoll. „Wer eine barrierefreie U-Bahn-Haltestelle möchte, muss auch Veränderungen in Kauf nehmen.“
Der 1884 angelegte Kreisel gilt als wichtiger und belasteter Knotenpunkt
Auch die Verkehrsbehörde versucht, die Gemüter zu beruhigen. Es handele sich um erste Überlegungen, noch nichts sei in Stein gemeißelt, sagt Behördensprecherin Helma Krstanoski: „Es gibt zum Klosterstern noch keine Planung. Es gibt erste Skizzen, unterschiedliche, prinzipiell mögliche Varianten. Die Bezirkspolitik ist gebeten worden, ihre Vorzugsvariante zu benennen. Das ist bisher nicht geschehen.“ Zudem werde der Ausbau nicht vor 2016 beginnen. Prüfungen hätten jedoch ergeben, dass sowohl Fahrbahn als auch Untergrund dringend sanierungsbedürftig sind, ebenso die Abzweige Eppendorfer Baum und Rothenbaumchaussee – zwei von sechs Klosterstern-Zufahrten. Der 1884 angelegte Kreisel gilt als wichtiger und belasteter Verkehrsknotenpunkt. Bis zu 20.000 Autos passieren täglich das Rondell. Die Polizei bestätigt, dass es immer wieder zu Unfällen mit Radfahrern komme.
Den Umbau für mehr Sicherheit wollen die Geschäftsleute auch nicht verhindern. „Wir möchten aber mitreden und eigene Vorschläge machen dürfen“, sagt Holger Bohlmann vom Geschäft Früchte Gleitzmann. Die 1000 Unterschriften aus der Nachbarschaft seien Ausdruck des Gesprächsbedarfs.
Vor allem der Wegfall der Parkplätze wird abgelehnt. Der Parkdruck sei im Viertel ohnehin groß genug und werde durch den zweimal pro Woche stattfindenden Isemarkt zusätzlich verstärkt. Die Verkehrsbehörde dürfte noch einige Überzeugungsarbeit leisten müssen.