Fahrbahn soll erneuert werden, dabei könnten Parkplätze und Bäume wegfallen. CDU fordert Einbeziehung der Anwohner. Die Verkehrsbehörde beschwichtigt. Noch lohne die Aufregung nicht.
Hamburg. Kaum erarbeitet, schon in der Kritik: Das neue Hamburger Straßenerhaltungsprogramm der Verkehrsbehörde sollte eigentlich notwendige Sanierungsmaßnahmen im Stadtgebiet aufzeigen. Doch schon vor der Veröffentlichung regt sich Widerstand. Denn im Bezirk Eimsbüttel, wo von der Behörde insgesamt 17 Sanierungsfälle an Hauptverkehrsstraßen ausfindig gemacht wurden, befürchten Politiker das Schlimmste. Konkret am Klosterstern, einem der bekanntesten Kreisverkehre der Stadt. Dort sollen Parkplätze zugunsten von Radspuren weichen, auch Bäume könnten fallen. „Ohne mit den Bezirksgremien oder Anwohnern gesprochen zu haben, wird hier Verkehrsplanung aus der Stadtmitte gemacht“, kritisiert Michael Westenberger, CDU-Fraktionsvize in der Eimsbüttler Bezirksversammlung. „Dabei besteht an dieser Stelle gar keine Notwendigkeit, Bäume und Parkplätze zu opfern.“ Auch Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) ist mit einer solchen Planung – zumindest ohne Prüfung durch den Bezirk – nicht einverstanden.
Laut Mitteilung der Eimsbüttler Verwaltung plant die Verkehrsbehörde am Klosterstern „Umbauten des Straßenraums“, die „Auswirkungen auf das Stadtbild und den Baumbestand haben“. Die Übersetzung von CDU-Politiker Westenberger: „Die Verkehrsspuren im Kreisel sollen größer, die Radfahrstreifen womöglich auf die Straße verlegt werden. Dafür werden Bäume gefällt, Parkplätze gehen verloren.“
Mit dem Wegfall der Stellplätze fürchte er eine Schwächung des ansässigen Einzelhandels. Der Parkdruck sei ohnehin schon groß genug. „Wenn die Behörde nicht Anwohner und Gewerbetreibende gegen sich aufbringen will, sollte sie schleunigst eine transparente Planung vorlegen“, sagt Westenberger. Dabei beziehe er sich auf den gesamten öffentlich vorgestellten Fünfjahresplan im Bezirk. Die Prioritätenliste aller 17 in Eimsbüttel geplanten Straßensanierungen sei eine aufgezwungene „Horrorliste der Verkehrsbehörde“ (siehe Infokasten).
Die Verkehrsbehörde beschwichtigt. Laut Sprecherin Helma Krstanoski seien die Planungen für den Klosterstern noch nicht so weit fortgeschritten, dass sie Rückschlüsse auf konkrete Maßnahmen zuließen. Noch lohne die Aufregung nicht. „Fakt ist aber, dass der Asphalt erneuert werden muss, weil er erhebliche Schäden aufweist.“ Ob weitere Arbeiten geplant werden und welchen Umfang sie haben, müssten Planer erst ermitteln. Sinnvoll sei aber eine ganzheitliche Betrachtung des Verkehrsknotens, wenn er schon erneuert werde. Die Aussage, dass Bäume und Parkplätze verschwinden, stamme angeblich nicht aus der Verkehrsbehörde. Vor dem Jahr 2016 werde am Klosterstern nicht gebaut. Ziel der Maßnahme sei aber auch, die hohe Zahl der Verkehrsunfälle zu senken.
Laut Polizei gilt der Klosterstern als Unfallschwerpunkt, sagte Sprecher Andreas Schöpflin auf Abendblatt-Anfrage. "Insgesamt ist der gesamte Klosterstern als sehr auffällig in Bezug auf Verkehrsunfälle mit Radfahrer-Beteiligung und dem ruhenden Verkehr zu werten", so Schöpflin weiter.
Für die Sanierung und Instandhaltung der Hamburger Straßen stellt der Senat in diesem Jahr 72 Millionen Euro bereit. Nach Angaben der Behörde so viel wie noch nie. Im vorigen Jahr waren es 69 Millionen Euro. Die Prioritätenliste der Verkehrsbehörde teilt dabei auch Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke nicht vollends. Aus seiner Sicht wäre eine Investition in die Rothenbaumchaussee dringlicher als der umfangreiche Umbau am Klosterstern. Zumal „ich es nicht richtig finden würde, wenn Bäume dafür verschwinden“. Er halte den vorhandenen Radweg für ausreichend. Momentan besteht der Klosterstern aus einem kombinierten Rad- und Fußweg ganz außen, zwei Autofahrspuren für den Kreisverkehr und einem inneren Ring mit etwa 100 Parkplätzen. Der innere Ring ist durch eine schmale Baumreihe von den zwei äußeren Fahrbahnen getrennt.
Während die Verkehrsbehörde betont, man stehe erst am Anfang, sieht CDU-Politiker Westenberger darin keinen Grund, Anwohner, Bezirkspolitik und Gewerbetreibende außen vor zu lassen. „Bevor hier alle vor vollendete Tatsachen gestellt werden, sollte man fragen, ob überhaupt die Notwendigkeit für einen Umbau besteht“, sagt Westenberger. „Hier applaudiert sicher niemand, wenn die Bagger anrollen.“