Mit einer ungewöhnlichen Aktion machte der Tierschützer Norman Gagg am Freitag im Abaton auf Missstände in der Tierindustrie aufmerksam – nicht jeder Zuschauer hielt die „Earthlings“-Doku bis zum Ende durch.
Rotherbaum. Früher hat Norman Gagg, 39, gespendet – für humanitäre Hilfen, für den Erhalt der Natur oder für den Tierschutz. „Wie Teile der Industrie Tiere quälen, ist einer der größten Quellen von Leid auf der Welt“, sagt Gagg. Doch nur zu spenden reicht dem Hamburger nicht mehr: Er möchte auch anderen zeigen, wie die Tierindustrie arbeitet. „Und dafür ist das Geld besser ausgegeben“, findet er.
Vor einem Jahr entstand Gaggs Idee, Hamburger mit einem Film auf das Elend vieler Tiere hinzuweisen, als Tierschutzaktion. Er sprach mit Hamburger Kinos. Und arbeitete dann mit dem Abaton zusammen. Dort mietete er den großen Saal. Am Freitag lief dort Gaggs ausgewählter Film: die Dokumentation „Earthlings“. Zehn Euro kostete der Eintritt. Das Besondere war: Wer den ganzen Film bis zu Ende guckte, erhielt 20 Euro zurück – als Anreiz, denn „Earthlings“ hat es in sich – und zeigt mit versteckten Kameras einen erschreckenden Alltag in der Tierindustrie. „Es sind keine ausgewählten Extrembeispiele“, sagt Gagg. Vielmehr wolle er den Zuschauern die Augen öffnen. Und dafür gibt Gagg nun 3500 Euro, aus, das meiste aus eigener Tasche. Ein paar Freunde legten etwas dazu.
Für das Geld sahen am Freitag 140 Hamburger die preisgekrönte Dokumentation. Fünf Jahre lang drehte Regisseur Shaun Monson am Tierrechtsfilm. Das Ergebnis der Dokumentation von 2005 zeigt, wie Tierheime ihre Bewohner qualvoll sterben oder Massenbetriebe ihre Küken verkrüppeln lassen. Mit den erschreckenden Bildern kritisiert die Dokumentation zum einen „die Profitgier der Tierindustrie“ – aber zum anderen auch die Konsumgesellschaft, die angeblich für 50 Cent ein Hähnchen möchte. Auch Student Marius Schoenenberg, 23, kam am Freitag ins Abaton: „Als ich gesehen habe, wie die Tiere lebendig geschlachtet wurden, war ich geschockt und habe weggeguckt. Wenn ich selbst schlachten müsste, würde ich noch weniger Fleisch essen.“ Er blieb allerdings bis zum Ende und spendete die verdienten zehn Euro, während rund 80 Prozent der Besucher das Geld einsteckten. Nur drei hielten es nicht aus. Sie gingen schon während der Vorstellung. „Wichtig ist mir, dass die Leute jetzt darüber nachdenken, warum sie gegangen sind.“