Die zweigrößte deutsche Baumarktkette Bauhaus eröffnet heute ihre wohl ungewöhnlichste Filiale: auf dem Gelände des ehemaligen Straßenbahndepots am Nedderfeld in Hamburg-Lokstedt.
Hamburg. Was um alles in der Welt hat eine Straßenbahn in einem Baumarkt verloren? Als wäre er dort gerade erst zum Halten gekommen, steht der historische Triebwagen vom Typ V6E 3642 mitten in der neuen Filiale der Kette Bauhaus am Nedderfeld. In dem Wagen hängt noch ein Plan mit dem alten Hamburger Straßenbahnnetz, der abgewetzte Führerstand mit Knöpfen für die Scheibenheizung und die „Fernlichtkontrolle“ scheint eben erst verlassen worden zu sein.
Draußen jedoch finden sich all jene Dinge, die man in einem Baumarkt eher erwartet als ein Stück Hamburger Verkehrsgeschichte: Tischkreissägen, Badewannen, Fliesen, Gartenmöbel.
„Wir haben unser neues Fachzentrum auf dem Gelände des alten Straßenbahndepots in Lokstedt gebaut und mussten daher einige Vorgaben der Denkmalschützer beachten“, erklärt der Norddeutschland-Chef von Bauhaus, Marcus Wegener, die ungewöhnliche Situation. Um das alte Depot nicht gänzlich verschwinden zu lassen, sind die tragenden Säulen der ehemaligen Wagenhalle stehen geblieben.
Die Hochbahn stellte schließlich den historischen Triebwagen, der bis zur Einstellung des Betriebs im Jahr 1978 auf Hamburger Straßen verkehrte, als Dauerleihgabe zur Verfügung. Zuvor arbeitete ein Restauratorenteam über sechs Wochen daran, das arg ramponierte Modell wieder präsentabel zu machen. Eine kleine Ausstellung soll demnächst auch über die Geschichte des Straßenbahndepots aufklären.
Einen hohen zweistelligen Millionenbetrag hat die Kette Bauhaus in ihren neuen Baumarkt investiert – nicht zuletzt wegen der Denkmalschutzauflagen. Mit der heutigen Eröffnung verfügt Bauhaus nun über insgesamt zehn Fachzentren in Hamburg und ist damit uneingeschränkter Marktführer in der Hansestadt vor Hagebau und dem bundesweiten Branchenprimus Obi.
Die neue, starke Position der Mannheimer ist vor allem durch die Pleite der Kette Praktiker und deren Hamburger Tochtergesellschaft Max Bahr zu erklären. Insgesamt fünf ehemalige Max-Bahr- und Praktiker-Filialen hat das Unternehmen in Hamburg übernommen und in eigene Baumärkte umgewandelt. Dazu zählen vor allem die einstigen Max-Bahr-Flaggschiffe an der Wandsbeker Zollstraße und in Stellingen, aber auch die Märkte in Bramfeld sowie die ehemalige Praktiker-Filiale am Rugenbarg in Osdorf. Erst Anfang August wurde das letzte umgebaute Haus in Langenhorn eröffnet.
Von der Insolvenz des einstigen Marktführers Max Bahr konnte auch die Soltauer Hagebau-Gruppe profitieren, die drei Filialen in Rahlstedt, Winterhude und Altona übernommen hat. Obi hat sich zudem einen Standort in Harburg gesichert.