Das Stück „Ziemlich beste Freunde“ um einen Querschnittsgelähmten wird ausgerechnet in einem der nicht barrierefreien Theater Hamburgs, in den Kammerspielen, aufgeführt. Rollstuhlfahrer demonstrierten vor der Premiere gegen Ausgrenzung.
Hamburg. 40 Rollstuhlfahrer und eine Handvoll Unterstützer blockierten am Sonntagabend vor der Premiere des Stückes „Ziemlich beste Freunde“ den Gehweg der Hartungstraße vor den Kammerspielen, um gegen Ausgrenzung zu demonstrieren. Ihre Proteste richteten sich gegen den Aufführungsort, eines der nicht barrierefreien Theater Hamburgs.
Das Haus kann von Menschen, die auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen sind, nicht besucht werden. Die Protestierenden trugen Schilder mit den Aufschriften „So werden wir keine ziemlich besten Freunde“ und „Das ist keine Inklusion“.
Im Stück „Ziemlich beste Freunde“ geht es um die Freundschaft zwischen Philippe, einem begüterten, gebildeten Querschnittsgelähmten und Driss,seinem Pfleger aus dem Sozialhilfemilieu. Die Komödie nach dem gleichnamigen französischen Kinohit weckt spielerisch das Verständnis für die Probleme Schwerbehinderter. Sie beruht auf einer wahren Geschichte. Karl Spengler vom BHH Sozialkontor sagte, die Wahl des Spielortes habe unter Betroffenen große Empörung hervorgerufen.
Axel Schneider, Intendant der Kammerspiele, suchte unmittelbar vor der Aufführung nicht das Gespräch mit den Demonstranten, sondern ließ eine schriftliche Erklärung verteilen, in der es heißt „Die Hamburger Kammerspiele sind ein denkmalgeschütztes Gebäude, in das bisher kein Einbau eines Behindertenaufzugs möglich war und das daher nur eingeschränkt über Rollstuhlplätze verfügt.“
Die Forderung, so Schneider, das Stück nur ein einem barrierefreien Theater spielen zu können, komme „einem Spielverbot für die Kammerspiele gleich – womit sicher niemandem gedient ist.“ Zudem werde das Stück 2015 im Altonaer Theater und im Harburger Theater gezeigt, die beide barrierefrei sind.