In der Grundschule Turmweg in Rotherbaum aßen bis zu 150 Schüler wöchentlich, ohne dass ihre Eltern sie angemeldet und die Mahlzeiten bezahlt hatten. Kein Einzelfall, sagt ein Hamburger Caterer.
Hamburg. In der Grundschule Turmweg im Hamburger Stadtteil Rotherbaum gehen täglich 430 Schüler ein und aus, viele von ihnen essen in der Schulkantine zu Mittag. Doch in den vergangenen Wochen kamen bis zu 150 Kinder wöchentlich bei den Mahlzeiten zu kurz. Der Grund: Jeden Tag aßen viel mehr Kinder in der Kantine als angemeldet waren. So bekamen auch Schüler Mittagessen, deren Eltern nicht dafür bezahlt hatten, andere, die bezahlt hatten, gingen dafür leer aus.
„Die Schulleitung hat festgestellt, dass es täglich bis zu 30 Schwarz-Esser gibt“, sagt Peter Albrecht, Sprecher der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB). Das liege vor allem daran, dass die Kinder in Tischgemeinschaften essen. Die Mahlzeit kommt dabei in Schüsseln auf den Tisch, und wird nicht als Tellergericht ausgegeben. „Diese Art der Verpflegung wird von den Grundschulen aus pädagogischen Gründen bevorzugt“, erklärt Albrecht. „Dies bedeutet jedoch, dass sie viel mehr in der Pflicht sind zu kontrollieren, ob tatsächlich alle Kinder für den Tag angemeldet sind.“
Der Caterer Kinderwelt Küchen, der zahlreiche Hamburger Schulen mit Mittagessen versorgt, kennt das Problem der sogenannten Spontanesser. „An Stadtteilschulen ist der Anteil der Spontanesser höher als an Grundschulen“, sagt Volker Jahr, Küchendirektor von Kinderwelt. Der Schulbehörde sei das „bislang nicht konkret bekannt“. Jahr vermutet, dass das Problem schlicht daran liege, dass die Essensbestellung vergessen werde. „Eine ständige Erinnerung ist erforderlich.“
Viele der von Kinderwelt belieferten Schulkantinen würden inzwischen eine App anbieten, mithilfe derer das Essen bis zu einen Tag vorher bestellt werden kann. Viele Eltern würden das Bestellsystem trotz Infoabenden und einer Kunden-Telefon-Hotline in mehreren Sprachen laut Jahr jedoch nicht ausreichend verstehen. Deshalb käme es vor allem an Grundschulen zu Engpässen. „Als gemeinnütziger Verein entlassen wir keinen Schüler hungrig in den Nachmittag“, sagt Jahr. Die Küchen vor Ort würden deshalb mit rohen Nudeln versorgt, so dass im Notfall nachgekocht werde.
Auch an der Grundschule Turmweg liefert der beauftragte Caterer inzwischen bis zu 30 Essen am Tag mehr aus. Die Schwarzesser seien zudem registriert worden. Eine Bestell-App gibt es dort nicht. Stattdessen plädiert die Schulbehörde für Chipkarten, mit denen die Schüler die Mahlzeiten direkt bezahlen und die Ausgabe kontrolliert werden kann. An vielen anderen Schulen wird das System bereits praktiziert. „Andernfalls wird es schwer die Anzahl der Schwarzesser zu verringern“, sagt Behördensprecher Albrecht. Die Entscheidung trifft die Schulkonferenz.