Caterer droht Bußgeld in sechsstelliger Höhe. Datenschutzbeauftragte fordern Aufklärung von IT-Firma über Bezahlsystem für Mittagessen.
Kiel/Hamburg. Essen gegen Fingerabdruck in der Schulkantine: Diese vermeintlich fortschrittliche Bezahlmethode steht derzeit in der Kritik – vor allem, weil die biometrischen Daten einiger Grundschüler ohne Einwilligung der Eltern aufgenommen wurden. „Wir wollen alle Details genau aufklären“, kündigt die stellvertretende Datenschutzbeauftragte Schleswig-Holsteins Marit Hansen jetzt an.
Die Datenschützer in Kiel sind nun für den Fall zuständig, da die technisch verantwortliche IT-Firma „People & Projects IT“ (PPIT) ihren Sitz in Elmshorn hat. Die Firma verwies bisher stets auf ihre Erfahrung im Umgang mit sensiblen Daten und darauf, vom Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein „zertifiziert und mit dem Gütesiegel ausgezeichnet“ zu sein. „Eine Firma kann nicht zertifiziert werden, nur ein Produkt. Und das Fingerprint-Verfahren der Firma gehörte nicht zu der Zertifizierung“, sagt Hansen dem Abendblatt.
Auch PPIT bestätigt das in einem Informationsschreiben inzwischen. Zudem werfen die Verträge zwischen „People & Projects IT“ und den Hamburger Grundschulen einige Fragen bei den Datenschützern auf. „Die Verträge sind anders als die uns aus der Vergangenheit bekannten mit Schulen aus Schleswig-Holstein“, sagt Hansen. Diese und weitere offene Punkte sollen nun geklärt werden.
Noch an diesem Dienstag erhält die IT-Firma ein Fax vom Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein, das eng mit den Kollegen in Hamburg zusammenarbeitet. „Wir fordern die Firma jetzt zu einer Stellungnahme auf. Wir haben eine Menge Fragen“, sagt Hansen.
Bis zum 27. August muss sich „People & Projects IT“ schriftlich zur Aufklärung des Sachverhaltes äußern. Danach wird entschieden, ob ein Bußgeldverfahren eingeleitet wird. Die Folgen wären gravierend: Laut Bundesdatenschutzrecht ist ein Bußgeld im fünf- bis sechsstelligen Bereich möglich. Das droht auch, wenn die Firma bis in zwei Wochen nicht reagiert haben sollte.
Auch die Erich-Kästner-Schule ist betroffen
In der Zwischenzeit haben weitere empörte Eltern an das Abendblatt geschrieben: So teilte ein Vater mit, dass auch an der Erich-Kästner-Schule in Farmsen Fingerabdrücke von den Schülern genommen worden seien – ohne die Einverständniserklärung der Eltern.
„Der Fehler ist bei der IT-Firma passiert. Sie hatte eine Liste aller Schüler statt der Liste der Schüler, deren Eltern einem Fingerprint zugestimmt hatten“, bestätigte Schulleiter Pit Katzer dem Abendblatt und beschwichtigt: „Wir haben umgehend die Löschung dieser Daten durchgesetzt. Alle Eltern wurden am Wochenende angemailt und können nun noch einmal angeben, ob sie Karten oder Fingerprint wollen.“