An der Sophienterrasse entstehen bis 2015 noch 105 Eigentumswohnungen. Die Anwohner leiden unter Wasserrohrbrüchen, Erschütterungen, Lärm, Staub – und Parkplatzmangel.
Hamburg. Die ehemalige Standortkommandantur der Bundeswehr an der Sophienterrasse gehört zu einer der imposantesten Bauten in Harvestehude. Jetzt erhält das in den 30er-Jahren erbaute Gebäude eine Frischzellenkur und soll danach den klangvollen Namen „Sophienpalais“ tragen.
Im Inneren wird das geschichtsträchtige Haus komplett umgebaut. Putz und Fußböden wurden entfernt und die Hauptfassade mit einem Raumgerüst gesichert. Bis Mitte 2015 sollen hier 105 Wohnungen mit bis zu 290 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Der Quadratmeterpreis reicht von 5000 bis 14.000 Euro. Schon rund 50 Prozent der Wohneinheiten sollen laut Investor Frankonia Eurobau verkauft sein.
Mit Karl Lagerfeld zeichnet ein Designer von Weltruf für die Club-Lounge verantwortlich, die den Bewohnern neben einem Wellnessbereich zur Verfügung stehen wird. Auf der Südseite soll das Gebäude schon bald kaum wiederzuerkennen sein: Raumhohe Fenster, Balkone, Dachterrassen und moderne Stahlkonstruktionen sollen schon bald einen Kontrast zum Denkmalcharakter der Nordseite bilden. Hier liegt auch das Eingangsfoyer und die Straße Sophienterrassen. Dort leben die Nachbarn, die seit mehr als drei Jahren von den Auswirkungen der Großbaustelle betroffen sind. Denn neben dem Sophienpalais baut Frankonia Eurobau auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände das Luxuswohnquartier Sophienterrassen, in das jetzt die ersten Bewohner eingezogen sind.
Im Zuge der Bauarbeiten an der Standortkommandantur kommt es auf einer Länge von etwa 150 Metern an den Sophienterrassen noch bis März 2015 zu Sperrungen. Der Gehweg kann auf einer Seite nicht benutzt werden, und geparkt werden darf auf beiden Seiten der Straße nicht mehr. Es fallen laut Bezirksamt Eimsbüttel etwa 15 Stellplätze weg. Hautnah erlebt die bekannte Galeristin Vera Munro die Baufortschritte mit, denn ihr Wohnhaus liegt direkt neben der Großbaustelle: „Die Situation ist unerträglich, und es wird immer schlimmer.“
CDU will, dass der benachbarte NDR Parkplätze zur Verfügung stellt
Munro erhebt schwere Vorwürfe gegen die Frankonia Eurobau: „Zurzeit habe ich einen dreifachen Wasserrohrbruch in meinem Wohnhaus, weil sich nach Meinung der Experten durch die Erdarbeiten zum Bau der Tiefgarage das Gebäude abgesenkt hat. Die Experten schätzen den Schaden auf rund 40.000 bis 50.000 Euro.“ Erst am Dienstag sei durch Erschütterungen die Alarmanlage ausgelöst worden. So langsam ist Vera Munro mit ihrer Geduld am Ende: „Dass mein Haus von einer dicken Staubsicht übersät ist und wir keine Fenster öffnen, weil die Frankonia die anliegenden Grundstücke nicht vor dem Baustellenschmutz schützt, ist ein weiterer negativer Punkt.“
Zu dem Haus von Munro führt eine kleine Privatstraße, die auch die Baustellenfahrzeuge nutzen: „Diese Straße wird oft durch Baufahrzeuge blockiert“, sagt Munro. Auch Bernhart Sayn-Wittgenstein ist ein Anwohner und kritisiert: „Diese Großbaustelle bedeutet für uns Nachbarn eine Einschränkung der Lebensqualität.“ Seit Jahren müssten sie mit den unerfreulichen Auswirkungen wie Lärm, Staub und Dreck und einem regen Schwerlastverkehr leben. Für Sayn-Wittgenstein steht fest: „Die Sperrungen an der Sophienterrasse sind ein weiteres negatives Kapitel dieses nicht enden wollenden Großbauvorhabens.“
Die Anwohner hatten sich bereits vor Beginn des Projekts in der Bürgerinitiative Sophienterrassen zusammengeschlossen, dessen Mitglied Gottfried von Bismarck sagt: „Für die Anwohner der Sophienterrasse sind die Sperrungen im Zuge des Umbaus der Standortkommandantur eine weitere Belastung.“ Von Bismarck hat aber einen konkreten Vorschlag, um den vorübergehenden Wegfall der Parkplätze auszugleichen: „Die Anwohner wären dem Bauherren äußerst dankbar, wenn dieser die noch weitgehend ungenutzten Tiefgaragenplätze für die Zeit der Sperrung zur Verfügung stellen könnte.“
Diesen Wunsch kann Frankonia-Bereichsleiterin Hilke Branding-Rettig nicht erfüllen: „Die Tiefgaragenplätze sind zu 95 Prozent veräußert, die noch wenigen freien gehören zu Wohnungen, die noch veräußert werden.“ Generell hat Branding-Rettig für die Beschwerden der Anwohner Verständnis: „Natürlich ist das für die Nachbarn keine einfache Situation. Aber wir haben auch die Aufgabe, unser Bauvorhaben hier umzusetzen.“ Es werde sorgfältig darauf geachtet, dass die Belastung für die Anwohner so gering wie möglich sei, sagt Branding-Rettig. Unterstützung erhalten die Nachbarn aus der Politik: „Die Anwohner rund um die Großbaustelle sind seit Jahren massiven Belastungen ausgesetzt. Und wie man jetzt an dem Beispiel der Sperrungen im Rahmen des Umbaus des Sophienpalais sieht, ist noch lange kein Ende in Sicht“, sagte CDU-Vizefraktionschef Michael Westenberger. Sein Vorschlag, um die Parkplatznot zu lindern: „Wir fordern den benachbarten NDR auf, den Anwohnern für einen begrenzten Zeitraum Stellplätze auf seinem Gelände zur Verfügung zu stellen.“
Von den Sorgen der Nachbarn dürften die frische eingezogenen neuen Bewohner im Luxuswohnquartier Sophienterrassen nur wenig mitbekommen. Bis zu 448 Quadratmeter Wohnfläche, eine Deckenhöhe von 4,80 Metern und ein teilweise unverbaubarer Alsterblick erwarten die Eigentümer. Ein Concierge-Service kümmert sich um die Wünsche der Bewohner. Von der Tiefgarage – manche Eigentümer haben bis zu vier Stellplätze erworben – führt der Lift direkt bis in die Wohnung.
Bislang wurden laut Branding-Rettig rund 65 Prozent der 177 Wohnungen verkauft. Der Preis: bis zu 18.000 Euro pro Quadratmeter. Die letzen Wohneinheiten in den 25 Gebäuden sollen Mitte 2015 bezugsfertig sein. Die meisten Eigentümer wollen ihre Wohnungen selbst nutzen, sagt Branding-Rettig.
Die Käufer kämen vor allem aus Hamburg und dem Rest der Republik, aber auch aus dem Ausland. Dem Vernehmen nach handelt es sich vor allem um gut situierte Unternehmer, aber auch um Diplomaten. Noch werkeln bis zu 400 Bauarbeiter täglich auf dem Gelände.
Der Innenausbau – ein Kamin und eine freistehende Kochinsel in der Küche gehören zum Standard – laufen. Die ersten Grünflächen werden angelegt: „Wenn alles fertig ist, liegen die Wohngebäude eingebettet in eine Parklandschaft“, sagt Branding-Rettig. Für die Öffentlichkeit werden allerdings nur Teilbereiche zugänglich sein.