Bezirksamt verhängte Baustopp, da Risiken durch verseuchten Boden noch unklar sind. Doch am Ende könnte alles ganz schnell gehen.

Hamburg. Trotz des Baustopps dauern die Arbeiten auf dem ehemaligen Recyclinghof am Offakamp an. Wie eine Anwohnerin berichtete, installierten Handwerker am Montag Küchen in den Gebäuden, in denen möglicherweise bald Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Offenbar wird auf dem Gelände bereits alles für die Ankunft der Zuwanderer vorbereitet – obwohl offiziell noch nichts beschlossen ist und Anwohner nach wie vor bezweifeln, ob das mit Giftstoffen belastete Gelände überhaupt als Wohnort geeignet ist.

Laut einem Gutachten, das im Rahmen des Bebauungsplans Lokstedt 58 erstellt wurde, ist das Erdreich am Offakamp mit Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen, sowie Spuren von Schwermetall und Arsen belastet.

Solange die Fläche gewerblich genutzt wird und durch eine Asphaltdecke versiegelt bleibt, ist die Gefahr für die Gesundheit laut Gutachten überschaubar. In der vergangenen Woche liefen dann aber Bauarbeiten an, bei denen auch in den Boden hineingegraben wurde – ohne Wissen des Bezirksamts, das für eine Baugenehmigung zuständig gewesen wäre. Die unrechtmäßigen Arbeiten hatten für Empörung gesorgt. Am Freitag war ein Baustopp verhängt worden.

Dieser Baustopp bezieht sich aber nur auf Arbeiten an dem belasteten Boden, wie Aileen Röpcke vom Bezirksamt Eimsbüttel am Montag sagte. „Sonstige vorbereitende Maßnahmen zur Aufnahme von Flüchtlingen sind davon nicht betroffen.” Zwar hat die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) offiziell noch über die Einrichtung einer Unterkunft für Zuwanderer am Offakamp zu entscheiden. Doch sobald die Entscheidung erst einmal gefallen ist, müsste unter Umständen in kürzester Zeit alles für die Ankunft der Flüchtlinge bereit sein, so Röpcke. Daher sorge man nun schon vor.

Anwohnerin Martina Wiecha befürchtet, der Baustopp sei nur eine „Farce”, mit der Kritiker der Unterbringung ruhig gestellt werden sollen. Hinter den Kulissen, so vermutet sie, würden die Arbeiten einfach fortgeführt. Wiecha sorgt sich auch ums Grundwasser: „Die Gräben, die vergangene Woche zur Leitungsverlegung gezogen wurden, stehen weiterhin offen, so dass Regen und Schmelzwasser dort nun die Giftstoffe ins Grundwasser schwemmen.”

Um zu verhindern, dass die Schadstoffe im Boden ausgasen oder weggeschwemmt werden, würden die Gräben in Kürze mit einer Plane abgedeckt, teilte Aileen Röpcke aus dem Bezirksamt mit. Außerdem solle die Baustelle mit einem Zaun abgesperrt werden.

Doch es sind nicht allein die Baumaßnahmen, die Martina Wiecha wütend machen. Auch die Idee, am Offakamp Flüchtlinge unterzubringen, empört sie. „Wegen der hohen Schadstoffbelastung verbietet der Bebauungsplan Lokstedt 58, dass die Fläche als Wohngebiet genutzt wird”, sagt sie. „Auf so einem vergifteten Gelände Flüchtlinge unterzubringen, ist menschenunwürdig”, sagt sie. „Da werden auch Familien mit Kindern dabei sein, die sowieso schon geschwächt hier in Deutschland ankommen und dann am Ende auf dem verseuchten Boden spielen.”

Auch Bezirkspolitiker hatten mehrfach Zweifel daran geäußert, dass das Gelände am Offakamp als Wohnort für Flüchtlinge geeignet ist. „Mir ist bewusst, wie dringend wir Standorte für kurzfristige Unterbringungen benötigen, aber Flüchtlinge können nicht auf Risikoflächen untergebracht werden", sagte Volker Bulla von den Grünen. „Es ist wichtig, erst einmal durch ein aktuelles Gutachten zu klären, ob Flüchtlinge dort überhaupt unter menschenwürdigen Bedingungen leben könnten”, betont auch Rüdiger Kuhn, CDU. Ein entsprechendes Gutachten forderte auch die Bezirksversammlung Eimsbüttel, die am vergangenen Donnerstag der Unterbringung von Flüchtlingen am Offakamp grundsätzlich zustimmte.