Bezirk prüft noch, welche Gefahren vom schadstoffbelasteten Boden ausgehen - doch Arbeiten für Flüchtlingsheim liefen schon an.

Hamburg. Die Entrüstung ist groß: Noch ist die umstrittene Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Gelände des ehemaligen Recyclinghofes am Offakamp nicht einmal offiziell beschlossen, da rücken schon die Bauarbeiter an – ohne Genehmigung. Bauprüfer des Bezirks, die am Freitagmorgen im Auftrag von Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke an den Offakamp kamen, verordneten einen sofortigen Baustopp. Aileen Röpcke vom Bezirksamt Eimsbüttel. „Wir sind von der Nachricht, dass dort schon Bauarbeiten stattfinden, selbst überrascht worden.”

Dass am Offakamp ohne Genehmigung gegraben wird, ist umso brisanter, als dass das Gelände einem Gutachten zufolge mit Schadstoffen belastet ist. Neben Spuren von Schwermetall und Arsen fand man dort einen erhöhten Gehalt an Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen. Gesundheitlich ist die Situation dem Gutachten nach zwar unbedenklich – allerdings nur, solange die Fläche gewerblich genutzt wird und durch eine Asphaltdecke versiegelt bleibt. „Inwieweit der Boden durch die nicht abgesprochenen Baumaßnahmen bereits entsiegelt wurde, wird derzeit noch geprüft”, so Bezirksamtssprecherin Aileen Röpcke.

In Auftrag gegeben wurden die Arbeiten offenbar durch den Träger „Fördern und Wohnen”, der die Flüchtlingsunterbringung im Auftrag der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) organisiert. Dass am Offakamp bereits Arbeiten stattfinden, sei dem Zeitdruck geschuldet, unter dem man stehe, sagte eine Sprecherin von „Fördern und Wohnen”. Derzeit würden dort Versorgungsleitungen verlegt. „Fördern und Wohnen” ist vom Senat damit beauftragt, bis Ende März rund 1000 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge in Hamburg zu schaffen, davon 177 am Offakamp.

„In Anbetracht der offenen Fragen ist das eine Frechheit”, sagte Rüdiger Kuhn, Vorsitzender der CDU-Fraktion in Eimsbüttel, über die Bauarbeiten. Auf einer Informationsveranstaltung am Dienstag sei mehrfach versichert worden, dass die Versiegelung des Bodens nicht angerührt werde.

Auch Anwohnerin Martina Wiecha ist entrüstet. Zusammen mit ihrem Mann hat sie Fotos von den Arbeiten am Boden gemacht, die ganz offensichtlich schon in vollem Gange sind. Diese Fotos zeigte sie gestern Abend in der Sitzung der Bezirksversammlung – und überraschte damit die Bezirkspolitiker, die ihrerseits offenbar noch gar nichts von den Arbeiten wussten. „Erst durch die Anwohner habe ich erfahren, dass dort schon der Boden umgegraben wird”, sagte Rüdiger Kuhn, CDU.

„Das sind skandalöse Vorgänge”, findet Martina Wiecha. Sie hat, wie viele andere Anwohner auch, Bedenken, dass durch die Entsiegelung eine Gesundheitsgefährdung entsteht. „Es ist absolut gewissenlos, dass man hier nun auf vergiftetem Grund Menschen unterbringen will.”

Prinzipiell stimmte die Bezirksversammlung der Unterbringung von Flüchtlingen am Offakamp am Donnerstagabend zwar zu – allerdings mit dem Hinweis, dass weiter nach Alternativen gesucht werden soll. Außerdem verlangt der Bezirk ein neues Gutachten, das klärt, ob für die Flüchtlinge dort gesundheitliche Risiken bestehen.

Welche Folgen der nicht abgesprochene Baubeginn für den Träger „Fördern und Wohnen” hat, steht noch nicht fest. „Über konkrete Konsequenzen wird derzeit noch nachgedacht”, sagte Aileen Röpcke vom Bezirksamt.