Kaum einen Monat steht die „Tauschkiste” an der Methfesselstraße. Nun bekam der Betreiber Post von der Hausverwaltung: Das Zelt soll weg.

Hamburg. Noch keinen Monat steht die „Wechselstube”, Deutschlands größte Tauschkiste, vor der 040-Bar an der Methfesselstraße, da droht dem Projekt auch schon das Aus. Barbetreiber Marco Scheffler, der die „Wechselstube” zusammen mit ein paar anderen Eimsbüttelern ins Leben gerufen hat, hat eine Abmahnung von seiner Hausverwaltung bekommen. In dem Schreiben wird er aufgefordert, den Tausch-Pavillon bis zum 23.11.2012 zu entfernen. Eine nicht haltbare Frist, findet Scheffler, der den Brief erst am 22.11. erhalten hat. Für den Fall, dass die „Wechselstube” nicht im Laufe des heutigen Tages verschwindet, droht die Hausverwaltung mit einer außerordentlichen Kündigung.

Anwohner hätten sich beschwert, erfuhr Scheffler von der Hausverwaltung. Daher will der Barbetreiber nun erst einmal persönlich mit den Nachbarn reden, Probleme klären und Lösungen entwickeln. Außerdem hat er bereits ein Widerspruchsschreiben gegen die Abmahnung eingereicht.

Für den Gastronom ist nicht nachvollziehbar, warum sich Menschen an der Tauschkiste stören. „Da gibt es doch gar keine negativen Auswirkungen”, sagt er. Vielmehr sei die „Wechselstube” ein Gewinn für das Viertel. „Für Menschen, die nicht das Geld haben, sich ständig neue Sachen zu kaufen, profitieren davon ebenso wie Menschen, die zu viel zu Hause herumstehen haben.” Die „Wechselstube” trage also einerseits zur Nachhaltigkeit bei, andererseits verbessere sie den nachbarschaftlichen Zusammenhalt im Viertel.

„Das wäre echt schade, wenn es diese Tauschbörse nicht mehr gäbe”, sagt Wolf Zander, der lange in Eimsbüttel gewohnt hat und mehrmals die Woche hier vorbeischaut. „Das ist doch eine gute Maßnahme gegen den Trend, immer alles gleich in den Müll zu werfen. Hier findet jeder was, was er noch gebrauchen kann.” Er selbst nehme hier öfter etwas mit – so auch heute: Nach kurzem Stöbern hat Wolf Zander zwei Bücher und ein Spiel gefunden. „So ein Tauschzelt macht die Stadt bunter”, findet er. Auch bei anderen Eimsbüttelern kommt die Idee gut an. „Eine schöne Idee, schließlich sammelt fast jeder zu Hause Sachen an, die andere noch gut gebrauchen können”, meint eine Anwohnerin. Etwa 150 bis 200 Menschen schauen am Tag in dem Pavillon vorbei, schätzt Barbetreiber Marco Scheffler. „Innerhalb von zwei, drei Tagen ist das ‚Sortiment’ quasi ausgewechselt und durchgetauscht.” Von Vermüllung könne keine Rede sein: „Ich habe das mit dem Tausch-Pavillon zunächst einmal als Versuch begonnen und hätte längst alles wieder abgebaut, wenn die Leute nicht verantwortungsbewusst damit umgegangen wären”, sagt Scheffler. „Aber ich habe festgestellt, dass das Ganze keinesfalls im Chaos versinkt, sondern dass sich sogar ältere Damen aus dem Viertel hier nachmittags treffen, schnacken und dabei alles sortieren und in Ordnung halten.”

Weil er nicht riskieren will, seinen Mietvertrag für die 040-Bar zu verlieren, will Scheffler die „Wechselstube” im Notfall abbauen. Vorher wolle er aber versuchen, eine andere Lösung zu finden. Abgesehen davon plant er mit ein paar anderen Eimsbüttelern bereits eine zweite Tauschkiste vor der Cosy Bar am Hellkamp.