Hier steht das Getränk oft schon vor der Bestellung auf dem Tresen: Das Café im ehemaligen Toilettenhäuschen feiert zwölfjähriges Bestehen.
Hamburg. Als Kay-Jo Vaith und seine Freunde vor zwölf Jahren die „Villa am Park“ eröffneten, gab es in Eimsbüttel längst nicht so viele Cafés wie heute. Einen Eisladen an der Osterstraße habe es gegeben, viel mehr nicht. Viele hätten die drei damals für verrückt gehalten. "Das kann doch nichts werden“, hätten die Leute gesagt.
Doch es kam anders. Am Wochenende feierte die "Villa am Park" ihren zwölften Geburtstag. Zu diesem Anlass gab es am Sonnabend ein Fest mit viel Musik. Rund 300 Gäste kamen und tanzten bis in die frühen Morgenstunden, erzählt Kay-Jo Vaith. Die Villa ist in Eimsbüttel längst zu einer Institution geworden.
Vaith ist als Gründer und Tresenmann so etwas wie die "Seele" der Villa. Er war es, der – zusammen mit seinen Freunden Sybille Laufring und Georg Brix – vor zwölf Jahren die Idee hatte, das damalige Toilettenhäuschen in ein Café umzuwandeln. „Da galt das hier als kritische Gegend“, erzählt der 56-jährige Gastronom, „der Stadtteil drohte, sozial ‚umzukippen’ und Mütter machten mit ihren Kinderwagen lieber einen großen Bogen um den Else-Rauch-Platz.“ Die Stadt wollte die Gegend aufwerten, fand Gefallen an der Idee der drei Freunde und beteiligte sich an den Kosten für das Vorhaben, erzählt Vaith. Und so wurde aus dem Klohäuschen ein Café, das er und seine Kollegen auf den Namen „Villa“ tauften. „Mit ein bisschen Ironie“, wie der Gastronom sagt. Denn der Pavillon sei genauso wenig eine Villa, wie der Else-Rauch-Platz ein Park. Beim Umbau packten alle drei selbst mit an und arbeiten bis heute in ihrer „Villa“.
+++++Eimsbüttel: Beliebt, aber nicht überlaufen: ein bunter Mix aus Wohn- und Geschäftsviertel+++++
„Hier treffen sich Menschen aller sozialen Schichten und verschiedener Herkunftsländer, sitzen harmonisch zusammen und fühlen sich wohl“, erzählt Kay-Jo Vaith. Zu der freundschaftlich-entspannten Atmosphäre, die im Café herrscht, trägt er wohl nicht zuletzt auch selbst bei: „Mit 99 Prozent meiner Gäste bin ich per du“, erklärt Vaith. Seine Stammgäste – und die sind zahlreich, es sind an die achtzig – kennt er persönlich und begrüßt sie mit Vornamen, sobald sie hereinkommen. Vaith weiß dazu in der Regel auch schon, was der Gast trinken will – so steht das gewünschte meist schon vor der Bestellung auf dem Tresen.
Kay-Jo Vaith ist ein echtes „Eimsbütteler Urgestein“: Er wurde nur einen Steinwurf vom Café entfernt in der Hartwig-Hesse-Straße geboren und „ist auch nie so richtig weggezogen“. So kennt er sich in Eimsbüttel gut aus und weiß auch, wie sich das Viertel mit den Jahren verändert hat. „Als ich klein war, fuhr hier noch die Straßenbahn – die Linie 16 – , die Straße war gepflastert und von Parkplatznot war noch keine Spur“, erzählt er.
Vaith war nicht immer Gastronom – sein Lebenslauf ist so bunt zusammengewürfelt wie die Inneneinrichtung der „Villa“, wo Cowboyhut, Diskokugel und Bilder verschiedener Kunstrichtungen nebeneinanderhängen. Der 56-Jährige ist gelernter Außenhandelskaufmann, technischer Zeichner, hat unter anderem schon als Kurier, Taxifahrer, für eine Bäckerei und in einem Geschäft für Holzspielzeug gearbeitet. „Mir war schnell klar: Ich bin kein Büro-Typ, der den ganzen Tag auf den Computer starrt. Ich brauche die Nähe zu Menschen“, sagt er.
Die hat er in der „Villa“ jeden Tag, und er schwärmt für seine Gäste. „Das Publikum ist hier nicht das gleiche, das an der Osterstraße sitzt“, findet Kay-Jo Vaith. Die „Villa“ wirkt tatsächlich nicht unbedingt wie ein Treffpunkt der Latte Macchiato-Anhängerschaft, hier weht ein eher bodenständiger Wind. „Bei uns kommt es oft vor, dass einer, der an der Elbchaussee wohnt, neben einem aus der Lenzsiedlung am Tresen sitzt – und sie verstehen sich!“, erzählt Vaith. Gerade diese „unglaublich schöne, gesunde Mischung“ sorge dafür, dass die Arbeit ihm immer noch Spaß mache.
Und ans Aufhören denkt hier noch niemand, so dass der zwölfte Geburtstag der Villa mit Sicherheit nicht der letzte gewesen sein dürfte.