Fritz Lay will das Luxushotel in Harvestehude verkaufen. Doch er hat schon neue Pläne. Bald will er in einer alten Kerzenfabrik Gäste bewirten
Hamburg. Bei Badewannen hat Fritz Lay ein Luxusproblem: Er kann aus mehr als 20 Exemplaren wählen, alle aufwendig restaurierte Unikate. In Barmstedt stehen diese Schätze, die Lay zum Verkauf anbietet. Seit knapp 20 Jahren handelt der 59-Jährige mit antiken Bädern.
Eine Leidenschaft, die auch seiner großen Liebe zuträglich war: Die sanitären Anlagen des Luxushotels Abtei an der Abteistraße in Harvestehude sind allesamt einzigartige, von Händlern aus Belgien, Frankreich, England oder der Schweiz erworben und von ihm ausgewählt. Vom Chef persönlich. Denn Lay ist gemeinsam mit seiner Frau Petra Besitzer des charmanten Geheimtipps mit nur elf Zimmern. Jetzt will das Ehepaar, das seit vielen Jahren nicht mehr zusammenlebt, sich aber nach wie vor sehr gut versteht, das Schmuckstück verkaufen.
Doch was sind die Gründe dafür, ein solches Juwel mitsamt des beliebten Sternerestaurants Prinz Frederik zu verkaufen? Finanzielle Gründe seien es nicht, sagen Fritz Lay und seine langjährige Lebensgefährtin Angela Petersen. Vielmehr persönliche. Und die sind schier unübersehbar, besucht man das Paar auf seinem neuen Wohnsitz in Barmstedt rund 30 Kilometer außerhalb Hamburgs.
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Dort erstrahlt eine ehemalige Kerzenfabrik in neuem Glanz, ein Hauptgebäude mit zwei Flügeln und 2500 Quadratmeter Fläche. Gemeinsam hat das Paar das Gebäude, das zuvor acht Jahre lang brachlag, seit 2009 renoviert. Sie ließen das Dach neu decken, sanierten die eingefallenen Wände, isolierten und dämmten das gesamte Haus und brachten es auf den neuesten Standard. In einem Teil des Untergeschosses verkaufen sie antike Bäder, ein Geschoss höher liegt der Bürotrakt mit zwei Gästezimmern und -bädern aus dem 19. Jahrhundert. Im Hauptgebäude lebt das Paar, die Räume sind individuell und liebevoll eingerichtet: eine moderne Küche mit einem metallenen Esstisch, an dem sechs bunte Sessel stehen, im Zimmer daneben, unter den schweren Stahltanks, in denen früher das Kerzenwachs lagerte, steht heute ein langer Holztisch, an den Wänden hängen antike Spielautomaten. Eine überdimensionale Dachterrasse krönt das schmucke Heim der beiden. Sie haben hier nicht nur ungezählte Stunden an Arbeitszeit, sondern auch Liebe zum Detail hineingesteckt. "Dass wir uns hier so wohlfühlen, ist mit ein Grund dafür, dass ich das Hotel Abtei verkaufen möchte", erklärt Lay. "Wir haben nun hier unseren Lebensmittelpunkt, und ich möchte mich aus dem täglichen Gastronomiebetrieb in Hamburg endgültig zurückziehen."
Deshalb habe er sich vor anderthalb Jahren zu dem Schritt entschieden, erzählt Fritz Lay - und auch seine Ehefrau Petra Lay stimmte zu. "Wir haben keine Eile mit dem Verkauf", sagt Fritz Lay. "Momentan stehen wir mit Interessenten in Verhandlungen, denn es geht immer darum, in welcher Form genau wir verkaufen." Im Klartext: Entweder erwirbt der Käufer die reine Immobilie, die er dann beispielsweise als Wohnhaus nutzen kann. Oder das Gebäude wird gemeinsam mit der GmbH veräußert, was bedeutet, dass das Hotel mit Restaurant erhalten bliebe. "Das ziehe ich natürlich vor", sagt Lay, der die weiße Patriziervilla 1978 kaufte, als sie noch als Fremdenheim mit zwei Zimmern genutzt wurde. Der Kaufpreis liegt je nach Variante etwas unter oder über fünf Millionen Euro.
Fritz Lay, der als Kellner, Koch und Hotelfachmann in der Luxushotellerie in der Schweiz, in Italien, Frankreich und Deutschland gearbeitet hat, machte das Hotel Abtei zu einem wahren Juwel. Er kochte anfangs Marmelade ein für seine Gäste, fegte die Straße und brachte den Müll selbst raus. Es entstand ein Boutique-Hotel, bevor es diese heute in jedem Urlaubskatalog zu findende Bezeichnung überhaupt gab. Das Hotel Abtei, das kann man so sagen, ist sein Lebenswerk. Die Bäder - natürlich bestehen alle aus alten Unikaten - sucht er selbst bei Händlern in Belgien, London und Paris zusammen.
Die elf Mitarbeiter, darunter Sternekoch Jochen Kempf, beschreibt er mittlerweile als Familienmitglieder. Noch heute absolviere Fritz Lay gern ab und zu den Frühstücksdienst, genießt den engen Kontakt zu seinen Gästen. Zu denen zählten Herbert von Karajan, Ruth Maria Kubitschek, Heinz Rühmann und Gaby Dohm, heute nächtigen Markus Lanz, Sky du Mont und Marius Müller-Westernhagen an der Abteistraße. "Gerade weil es ein sehr persönlich geführtes Haus ist, haben schon häufiger Interessenten vorgeschlagen, dass sie alles kaufen würden, ich aber weiterhin die Geschäfte führen solle", sagt Fritz Lay, dessen Leidenschaft schnelle Autos sind. Modelle namhafter Vertreter zieren das Grundstück.
Doch das reize ihn nicht. "Außerdem wollen wir so gern einmal in den Urlaub fahren", sagt die 48-jährige Angela Petersen. Seit 18 Jahren seien sie nicht mehr weg gewesen. Und wenn doch, dann nur aus beruflichen Gründen. Spätestens bis zum November, wenn Lay seinen 60. Geburtstag feiert, soll es eine Entscheidung geben, in welcher Form die Villa in Harvestehude verkauft wird.
Er wolle einen Endpunkt setzen, sagt Lay bestimmt, ohne Wehmut. Um dann untätig zu sein? Geradezu unvorstellbar bei zwei so kreativen und interessierten Menschen. "Na ja, so richtig Schluss mit der Gastronomie werden wir nicht machen", verrät Lay, und Petersen ergänzt: "Wir wollen hier bei uns in Bramstedt etwas Neues eröffnen, wir haben auch schon viele Pläne und Vorstellungen, aber wie genau das aussehen wird, entscheiden wir erst, wenn die Abtei in irgendeiner Form verkauft ist." Hier auf dem Land will das Paar sich noch einmal verwirklichen, neue Ideen umsetzen - und wieder Gäste empfangen. Den Handel mit antiken Bädern wollen sie dagegen auslaufen lassen. Auch, um wieder mehr Zeit zu haben. Zum Reisen. Und für sich.