Altengamme. Die Vierländer Gemeinde feiert den 775. Geburtstag der Kirche vom 21. bis 28. August mit einer Festwoche. Was alles geplant ist.

Um die Entstehung der Kirche St. Nicolai rankt sich eine Legende: Über Nacht verschwanden die schweren Feldsteine vom Bauplatz unweit der Elbe und tauchten etwa zwei Kilometer weiter westlich wieder auf. Riesen sollen sie Steine dorthin gebracht haben und retteten somit die Zukunft der Kirche.

Denn dort, wo das Gotteshaus ursprünglich gebaut werden sollte, ist später durch einen Deichbruch das Borghorster Brack entstanden. Schweren Schäden war sie trotzdem nicht gefeit: Bei einem Unwetter stürzte die Kirche 1747 ein. Mit dem Wiederaufbau bekam sie im Anschluss ihr barockes Erscheinungsbild.

St. Nicolai gilt als älteste Dorfkirche im Landgebiet

Heute gilt St. Nicolai als älteste Dorfkirche der Vier- und Marschlande. In diesem Jahr wird sie 775 Jahre alt – und das soll gefeiert werden: Vom 21. bis 28. August gibt es in einer Festwoche in und rund um die Kirche ein großes Programm.

Los geht es am Sonntag, 21. August, mit einem Festgottesdienst, der um 10 Uhr in der Kirche St. Nicolai beginnt. Zum Auftakt der Festwoche wird dann Bischöfin Kirsten Fehrs die Predigt halten. „Ich freue mich, dass wir nach so langer Pause einmal wieder einen großen Gottesdienst in unserer Kirche feiern dürfen“, sagt Pastor Martin Waltsgott. Wer mag, kommt in Vierländer Tracht.

Das „Timmansche Haus“ darf die Gemeinde für eine Ausstellung nutzen

Möglichkeiten zu Begegnungen soll es in der Woche einige geben: Das „Timmansche Haus“ an der Kirchenstegel 8, in dem früher Generationen von Schulkindern Süßigkeiten bei Marta Timmann gekauft haben und das heute regelmäßig für Dreharbeiten der beliebten TV-Krimireihe Nord bei Nordwest genutzt wird, darf die Gemeinde in der Woche nutzen, um eine Ausstellung zu zeigen.

Das Planungsteam: Corinna Bernutat (v.l.), Imke Harms, Doris Lutter und Martin Waltsgott. Es fehlen Doris Lutter, Anja Richter und Tobias Gätke.
Das Planungsteam: Corinna Bernutat (v.l.), Imke Harms, Doris Lutter und Martin Waltsgott. Es fehlen Doris Lutter, Anja Richter und Tobias Gätke. © Privat

„Wir sind dafür sehr dankbar. Es gibt bestimmt viele Menschen, die gerne mal in das Haus luschern möchten“, sagt Martin Waltsgott. Die Ausstellung wird am Sonntag, 21. August, um 11.15 Uhr eröffnet. Um 12 Uhr tanzt die Vierländer Speeldeel auf der Festwiese vor dem Haus, die Altengammer Landfrauen sorgen für ein leckeres Kuchenbüfett.

Ausstellung soll auch Anlass sein, um miteinander ins Gespräch zu kommen

Die Ausstellung bildet zahlreiche Aspekte der Kirche und des Dorflebens ab: Der Häkelbüdelclub stellt Handarbeiten aus und bietet sie auch zum Verkauf an. In einem Intarsienzimmer gibt es Zeichnungen, Werkzeuge und Möbel der Handwerkskunst, die zahlreiche Türen der Sitzbänke in der Kirche ziert. Eine Fotoausstellung blickt auf Gottesdienste, Dorffeste oder Kirchenmusik zurück. „Die Ausstellung soll auch ein Anlass sein, um miteinander ins Gespräch zu kommen und über die Zukunft der Kirche im Dorf zu sprechen“, erklärt Pastor Martin Waltsgott.

Auch Vierländer Stickmustertüchter, deren Geschichte Kunsthistorikerin Andrea Madadi erforscht hat,historische Konfirmationsfotos, Vierländer Trachten, Marmorierung-Vergoldung-Malerei und Fotos von Turmfalken am Kirchturm werden Teil der Ausstellung sein. Sie ist in der Woche jeden Tag von 16 bis 20 Uhr geöffnet, am Sonnabend, 27. August, auch von 11 bis 18 Uhr sowie am Sonntag, 28. August von 11 bis 14 Uhr.

Gemeinsamer Besuch der Ausstellung beginnt mit einer Kaffeetafel

Ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung ist auch beim Gemeindenachmittag geplant, der am Donnerstag, 25. August, um 15 Uhr auf der Festwiese mit einer bunten Kaffeetafel beginnt.

Ein bunter Nachmittag für Familien und alle Generationen ist am Sonnabend, 27. August, mit der Kirche Kunterbunt geplant. Von 15 Uhr an gibt es im Gemeindegarten zum Thema „Kirche – ein Haus aus lebendigen Steinen“ verschiedene Kreativstationen, inhaltliche Impulse, gemeinsames Picknick und Singen. Zu Beginn singt der Kinderchor. Eine Anmeldung ist erbeten per E-Mail an kunterbunt@kirche-altengamme.de oder im Pfarramt unter Telefon 040/723 61 54.

Programmheft wird im August an alle Haushalte verteilt

Auch Musik darf zum Kirchengeburtstag nicht fehlen: Das Festkonzert am Freitag, 26. August, 19.30 Uhr, in der Kirche gestaltet das Blechbläserquartett WellBlech. Neben festlichen Renaissance- und Barockstücken erklingen auch klassische, romantische und moderne Werke. Im Anschluss ist ein Beisammensein bei Getränk und Snack geplant.

Den Abschluss der Festwoche bildet ein Open-Air-Gottesdienst im Gemeindegarten an der Kirchenstegel. Er beginnt um 10 Uhr. Mit dabei ist dann auch der Vierländer Posaunenchor sowie ein Chor, der sich aus der Kantorei und dem Jugendchor der Gemeinde zusammensetzt. Ein Chorkonzert der Kantorei und des Jugendchors „Stimmt so!“ beginnt um 12 Uhr. Angefangen mit Liedern aus dem Mittelalter und der Renaissance bis hin zu Abba.

Mit dem Geld, das gesammelt wird, werden Menschen aus und in der Ukraine unterstützt

Das Programmheft zum Kirchenjubiläum soll Anfang August an alle Haushalte im Dorf verteilt werden. Schon im Vorfeld der Feierlichkeiten wurde die Gemeinde mit finanziellen Mitteln vom Bezirksamt Bergedorf, von der Volksbank Raiffeisenbank eG und durch den Verein „Andere Zeiten“ bedacht. Das Geld, das während der Festwoche gesammelt wird, soll nicht in Altengamme bleiben: Gottesdienstkollekten, Einnahmen beim Konzert oder Spenden im Ausstellungshaus gehen an die Diakonie Katastrophenhilfe zur Unterstützung von Menschen aus und in der Ukraine.